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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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fuhr zusammen und sagte: »He!«, aber sie setzte sich nur zurecht und fing an, sich zu kratzen. Es wunderte ihn, wie leicht sie war. Bei ihrer Größe hätte er ungefähr das Gewicht einer kleinen Katze erwartet, aber sie wog nicht viel mehr als sein langverblichener Hamster Fang, obwohl sie um einiges größer war.
    Er tat ein paar Schritte vom Haus weg, und die Äffin sprang von seiner Schulter, kam dann in einem langen, flachen Gleitflug zu ihm zurück und kreiste einmal um seinen Kopf, bevor sie sich wieder flügelschlagend entfernte. Es machte tatsächlich den Eindruck, als wollte sie, dass er ihr irgendwohin folgte.
    Na, besser als im Bett liegen war es auf jeden Fall.
    Zaza führte Tyler außen um das Haus herum, durch einen ordentlichen Gemüsegarten von der Größe eines kleinen Baseballfeldes, wo sie mehrere dicht am Boden wachsende Pflanzen abrupfte und verzehrte, dann durch ein verwuchertes, anscheinend nicht mehr bewirtschaftetes Gartenstück und an einem mittendrin gelegenen Treibhaus vorbei, das aussah, als wäre es schon lange nicht mehr in Benutzung. Tyler konnte durch die schmutzigen Scheiben eigenartige Formenerkennen, und an einigen Stellen drückten großen Blätter von innen dagegen, als ob man die einst darin kultivierten Pflanzen ihrem ungezügelten Wachstum überlassen hätte. Es war ein bisschen unheimlich, dieses ganze maßlose lebendige Grün unmittelbar hinter dem gesprungenen Glas. Er war froh, dass die kleine Äffin nicht dort verweilen mochte.
    Sie führte ihn um die Ecke eines anderen Gebäudes, das ein langer überdachter Gehweg mit dem Haupthaus verband. Weiter hinten erblickte Tyler das wuchtige Betongewölbe des Krankenstalls. Er sah die hohen Fenster, durch die er am Abend zuvor gelugt hatte – war das wirklich noch keinen Tag her? Unglaublich. Aber so gern er den Drachen wiedergesehen hätte, wollte er doch nicht, dass jemand gerade jetzt, da Onkel Gideon ihm anscheinend verziehen hatte, sein erneutes Herumstreifen bemerkte, und so gab er sich einen Ruck und achtete lieber auf den Weg, den er geführt wurde. Aber er musste doch vor sich hinmurmeln: »Da drin ist ein Drache, und ich habe ihn gesehen. Ein richtiger … lebender … Drache!«
    Wie viele andere Jungen konnten das von sich behaupten?

    Der Gebäudekomplex der Farm dehnte sich wirklich ewig aus! Tyler ging jetzt schon eine Viertelstunde, und das Haupthaus war überhaupt nicht mehr zu sehen. Das Äffchen hatte ihn an weiteren verwilderten Gärten und noch mehreren Nebengebäuden vorbeigeführt, bis sie schließlich einen langen, zweigeschossigen Bau erreichten, der in der Mitte von einer Kuppel überwölbt war. Daneben erstreckte sich abermals ein verwucherter Garten voll alter, undurchdringlicher Rosensträucher und hochgeschossener Hecken, die seit Jahren nicht mehr gestutzt worden waren.
    Tyler trottete eine von Holzpfeilern gesäumte Arkade entlang, die sich an dem Gebäude hinzog wie ein Säulengang an einem griechischen Tempel – etwas, das Tyler vielleicht aus einem Schulbuch oder wohl eher noch aus einem Videospiel kannte. Doch statt aus Marmor war hier alles aus Holz und in verschiedenen Braun-, Grau-, Grün- und Weißtönen gestrichen. Außer den Teilen natürlich, die aus Glas waren, und von denen gab es viele, denn die Fenster im Unter- wie im Obergeschoss waren zahlreich und groß.
    Plötzlich landete die vorausfliegende Zaza, kroch durch ein zerbrochenes Fenster und verschwand. Verwirrt fragte sich Tyler: Will sie etwa, dass ich durch ein dreißig Zentimeter großes Loch in zweieinhalb Meter Höhe klettere? Er war allerdings an mindestens zwei Türen vorbeigekommen, und so ging er zurück und probierte die erste.
    Bingo! Die Tür ging auf. Hier wurde anscheinend nichts abgeschlossen.
    Tyler betrat einen kleinen Vorraum mit dunkler Holztäfelung, vielen Kleiderhaken und einem Ständer mit mehreren verstaubten Schirmen. Dieser Teil des Komplexes hatte einen Geruch, als wäre hier schon lange niemand mehr gewesen, er war ein wenig wie eine Gruft.
    Oder ein Palast, dachte er, als er gleich darauf in eine Bibliothek kam. Eher wie ein Palast.
    Es hatte etwas von einer märchenhaften Szene in einem Film: schon vom Auf- und Umschauen wurde Tyler ganz schwindlig. Die Wände waren von den staubigen Teppichen bis fast zum Dach von Bücherregalen eingenommen. Es gab kein Obergeschoss, nur eine hohe Decke und die vielen großen Fenster, durch die die Nachmittagssonne hereinschien. Das Tageslicht war noch hell,

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