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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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Fenster, soweit sie sehen konnte, geschlossen.
    Lucinda stellte hastig die anderen Bücher ins Regal zurück, behielt aber die Grundstückspläne. Dann holte sie tief Luft und schritt durch die ganze Bibliothek zu der Tür zwischen den Regalen. Das gespenstische Spiegelzimmer. Der Schlüssel steckte noch.
    Nach dem eigenartigen kühlen Hauch, den sie gerade gespürt hatte, erschien ihr das Geistergerede ihres Bruders deutlich glaubhafter als zuvor. Sie wollte dort nicht hinein, ganz und gar nicht. Doch als sie sich umdrehte und den leicht amüsierten Blick des alten Octavio auf sich gerichtet sah, war ihr klar, dass sie auch nicht einfach weggehen wollte. Dies hier war wie ein Kriminalfall. Es war ein Abenteuer . Sie erinnerte sich an die vielen tapferen Heldinnen in den Büchern, die sie gelesen hatte, holte noch einmal tief Luft und trat ein, das Buch wie einen Schutzschild vor der Brust.
    Fühlt sich nicht gespenstischer an als die übrige Bibliothek, sagte sie sich. Der Raum war einfach alt und staubig und wahrscheinlich – igitt! – voller Spinnen.
    Sie zwang sich weiterzugehen. Ob es ihr passte oder nicht,sie würde diese ganzen Kommodenschubladen aufziehen und nachschauen müssen, ob etwas dahintergefallen war. Sie sollte wohl auch noch unter dem Bett nachsehen, dem scheußlichen, völlig eingesponnenen Bett …
    Sie hielt inne, blickte in den Spiegel. Außer ihr war niemand darin zu sehen, so dass sie im ersten Moment gar nicht begriff, warum sie so konsterniert war. Da sah sie, dass irgendjemand in den Staub an der Wand des Spiegelzimmers ein Wort geschrieben hatte: OLIS. Sie fuhr herum und hoffte inständig, dass das rätselhafte Wort auch im realen Zimmer an der Wand stand, dass es bloß irgendein Quatsch war, den ihr Bruder dort hingeschmiert hatte … aber da war nichts. Das Wort gab es nur im Spiegel.
    Lucinda hörte erst zu laufen auf, als sie wieder in dem verwilderten Garten war. Die Sonne versank gerade, und es war ein bisschen Wind aufgekommen, aber diesmal waren ihr die kühlenden Brisen der Außenwelt willkommen.

    Sie schritt in der Dämmerung auf die Küchentür zu, als eine hohe Gestalt aus dem Schatten trat und sie dermaßen erschrak, dass sie beinahe das an die Brust gepresste Buch fallen gelassen hätte.
    »Wohin so spät, kleines Fräulein?« Es war Caesar, der Mann, der Gideon seine Sachen aufs Zimmer brachte und sich hier und da im Haus nützlich machte. Er musterte sie besorgt. »Siehst aus, ob wär dir’n Gespenst begegnet.«
    Sie brachte es fertig zu lachen – er wusste gar nicht, wie recht er hatte! Oder vielleicht wusste er es ja doch. Ob ja oder nein, es war ihr egal. Sie hatte genug vom Detektivspielen und wollte nur noch auf ihr Zimmer und sich die Decke über den Kopf ziehen. »Mir geht’s gut.«
    »Wollt dich nicht erschrecken. Bring nur grad die Gemüsereste und so Sachen zum Kompost.« Er hielt ihr den Beutel hin, den er in der Hand hatte. »Was rennst du noch draußen rum, wenn’s schon fast dunkel ist?«
    »Ich … guck mich nur um.«
    Er schüttelte den Kopf. »Keine gute Idee, sich im Dunkeln hier umzugucken. Das wird dir schon jemand gesagt haben, nehm ich an.«
    »Alle sagen das. Aber niemand sagt uns, warum.«
    Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. »Und du und dein Bruder, ihr habt euch in den Kopf gesetzt, das rauszukriegen, was?« Er schüttelte abermals den Kopf, langsam, als könnte er es nicht recht glauben. Er beugte sich herab, bis sein dunkles, breites Gesicht auf einer Höhe mit ihrem war. Sein Atem roch nach Zimt. »Ich will dir mal was sagen«, flüsterte er. »Das Beste habt ihr gesehen, die Tiere, die Einhörner und so weiter. Fahrt jetzt nach Hause. Die andern Sachen, die’s hier gibt, sind nicht so schön. Nicht so nett. Ihr zwei seid zu jung, um in diesen Irrsinn reingezogen zu werden – die ganzen verrückten Ideen von diesem alten Mann. Und wir haben auch schon richtig üble Kunden hier gehabt. Fahrt nach Hause.«
    »Was?«, fragte sie, als er sich wieder aufrichtete. »Was soll das heißen?«
    »Du verstehst schon«, sagte er leise und ging an ihr vorbei zum Gemüsegarten. Seine nächsten Worte sprach er in normalem Ton, sogar ein wenig laut, als ob jemand mithören würde. »Na dann, schönen Abend noch, kleines Fräulein.«
    Während er in der Dunkelheit verschwand, stimmte er ein langsames Lied an:
    The big bell’s tolling in Galilee
    Ain’t going to tarry here
    Oooh Lordy
    Ain’t going to tarry here …
    Lucinda kannte das

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