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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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Lied nicht, aber es wiederholte nur, was Caesar ihr schon gesagt hatte: Die große Glocke in Galiläa läutet zur Warnung. Es ist hier kein Bleiben mehr.

18
    EIN LOCH IN DER WELT
    A ls Ragnar zum Frühstück erschien, verkündete er allen in der Küche: »Ich habe Neuigkeiten, aber leider keine guten. Alamu ist irgendwie in den Krankenstall eingedrungen und hat sich das unausgebrütete Ei geholt. Jetzt werden wir es nicht mehr untersuchen und erfahren können, warum das Junge eingegangen ist.«
    »O nein.« Lucinda guckte tief bestürzt. Tyler zog sie häufig mit ihrem Fimmel für süße kleine Tierbabys auf – sie sah sich jede Natursendung mit Tiger-, Bären- oder Löwenjungen an –, aber auch er verspürte Trauer. Dies waren schließlich die einzigen Drachen der Welt: Wenn sie sich nicht fortpflanzen konnten, würden sie auch die letzten sein. »Wann ist das passiert?«, fragte er Ragnar.
    »Vor Tagesanbruch. Er hat uns reingelegt, denn meistens schläft er, bis die Sonne hoch am Himmel steht. Haneb hat ihn mit dem Ei im Maul wegfliegen sehen.«
    Colin Needle war gerade ins Zimmer gekommen. »Das ist ja schrecklich!«, sagte er. Dann lud er seinen Teller voll.

    Der restliche Juli verging mit den täglichen Pflichten und anderen Tätigkeiten, die noch unbefriedigender waren. Tyler war frustrierter denn je. Hinter jeder Ecke winkte ein Geheimnis, aber Erklärungen gab es nirgends.
    Onkel Gideon ließ sich kaum blicken. Nach der Auskunft des Küchenpersonals (das anscheinend über fast alles Bescheid wusste, was auf der Ordinary Farm vor sich ging) schloss er sich Tag und Nacht in seinem Arbeitszimmer ein und machte irgendwelche Experimente mit Mrs. Needle. Was reichlich Mehrarbeit für Ragnar und Walkwell bedeutete.
    Eines Abends traf Tyler seinen Großonkel dabei an, wie er geistesabwesend durch Mrs. Needles Kräutergarten ging. Als Tyler hallo sagte, sah der alte Mann ihn an, als würde er ihn gar nicht kennen.
    War er krank? Wahnsinnig? Wie auch immer, es machte Tyler nervös.
    Am schlimmsten jedoch war, dass jedes Mal, wenn Tyler allein aus dem Haus ging, das Schwarzhörnchen ihm folgte und seine Versuche, es mit Schreien zu vertreiben oder vom Baum zu schütteln, ignorierte. Selbst wenn er Steine nach ihm warf, reagierte das Tier kaum. Wenn ein Stein zu nahe kam, wich es gerade so weit aus, dass es nicht getroffen wurde, schien aber ansonsten nicht die geringste Angst zu haben. Tyler wusste, dass er beobachtet wurde – aber von wem und warum? Undwer war überhaupt in der Lage, ein Hörnchen zu so etwas abzurichten?
    Da er am Nachforschen gehindert war, verbrachte Tyler seine Nachmittage und Abende damit, das wenige zu studieren, was sie über die Ordinary Farm zusammengetragen hatten, Octavio Tinkers von Mäusen zernagtes Tagebuch sowie das Kinderbuch und das Buch mit Flurkarten, die Lucinda aus der Bibliothek mitgebracht und ihm mit zitternden Händen überreicht hatte. Lucindas Geisterbotschaft »OLIS« stand nicht im Wörterbuch, und Tyler hatte die zerfetzten Seiten von Octavios Tagebuch nach irgendeiner Erwähnung von OLIS durchkämmt, aber nichts gefunden. Noch ein Geheimnis.
    Aus dem Kinderbuch erfuhr er ein wenig über Octavio Tinkers Leben. Octavio, geboren Ende des neunzehnten Jahrhunderts im Staate New York, war ein brillanter Wissenschaftler gewesen, der bahnbrechende kristallographische Forschungen unternommen hatte und berühmt geworden war – berühmt genug jedenfalls, dass ein Kinderbuch über ihn erschien –, weil er sehr große und schnell wachsende Kristalle gezüchtet hatte, die wie Diamanten und andere Edelsteine aussahen. Er hatte dieses Verfahren auf der ganzen Welt demonstriert, und es gab sogar ein Bild, das ihn dabei zeigte, wie er Kristalle für Präsident Franklin Roosevelt züchtete. Aber das Bild, das Tylers Aufmerksamkeit mehr als alles andere erregte, war unterschrieben mit »Professor Tinker und sein Kontinuumskop«. Das Gerät, das er auf dem Foto in der Hand hielt, war dem auf dem Gemälde sehr ähnlich, nur größer. Octavio, von einem überaus imposanten Schnurrbart geziert, sah aus, als wollte er ein Solo auf dem Waldhorn spielen.
    Das Ding gab es also wirklich, es war eine Erfindung von ihm. Nachdem Tyler das restliche Buch überflogen hatte,legte er es beiseite und nahm sich wieder die Aufzeichnungen vor.
    Eine Stunde später hatte er noch einige verschmierte oder abgerissene Wörter und Sätze enträtselt, darunter so wissenschaftlich klingende Begriffe wie

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