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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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»Kristallometrie«, »Fulcanellis Kreuz«, »Flusswachstum«, »kovalente Bindung« und »Knoten reinen Gralits«, aber nichts von alledem sagte ihm irgendetwas. (Nachdem er im Wörterbuch nachgeschlagen hatte, kam ihm der Verdacht, dass einige dieser Begriffe nicht einmal seinem Physiklehrer etwas gesagt hätten.) Aber dann fiselte er zwei zusammengeklebte Seiten auseinander und fand noch einen vergleichsweise wenig angenagten Abschnitt, den er mit wachsender Erregung las:
    Der chinesische Weise sagt: »Der Adept muss … die Methode direkt von denen lernen, die sich auf die Kunst verstehen … Was in Büchern geschrieben steht, ist nur etwas für Anfänger. Das übrige wird geheim gehalten und nur mündlich weitergegeben … Vor allen Dingen ist Glaube nötig. Unglaube führt zum Scheitern.«
    Darunter hatte Octavio hinzugefügt:
    Aber im allgemeinen sind Gläubige keine Wissenschaftler und Wissenschaftler keine Gläubigen. Wo kann ich jemanden finden, der mir hilft, das perfekte Kontinuaskop zu bauen?
    Da war es wieder, wenn auch ein wenig anders geschrieben: ein Kontinuaskop! Und als Octavio daran dachte, nach Kalifornien zu ziehen, war er offenbar immer noch mit der Verbesserung des Geräts beschäftigt. Den Rest des Abschnitts verstand Tyler nicht ganz – ein »Adept« war laut dem Wörterbuch jemand, der über geheimes Wissen verfügte. Octavio hatte geheimes Wissen haben wollen, und er hatte außerdem jemanden gesucht, der ihm half, ein wissenschaftliches Instrument zu bauen. Das war alles recht interessant, aber es brachte Tyler nicht weiter. Auch OLIS hatte ihn nicht weitergebracht. Ein ganzer Nachmittag Arbeit, und er wusste im Grunde nicht mehr als am Anfang.
    Lesen, dachte er missmutig. Die Erwachsenen tun so, als wäre es das Tollste überhaupt, als könnte man alles im Leben erreichen, wenn man nur genug las. Okay, ich lese! Und auch noch in meiner Freizeit! Und was erreiche ich damit?
    Nichts und wieder nichts, war die offensichtliche Antwort.

    »Und Colin hat gesagt, er wünschte wirklich, er könnte so zur Schule gehen wie wir, in eine richtige Schule, weißt du, mit anderen Kindern und Lehrern und überhaupt. Er ist immer nur zu Hause von seiner Mutter unterrichtet worden. Ist das nicht traurig? Kein Wunder, dass er manchmal nicht weiß, wie er sich verhalten soll …«
    Lucinda plapperte vor sich hin, aber Tyler ging weiter hartnäckig das Material über Octavio Tinker durch und hörte kaum zu, zumal sie von Colin Needle plapperte, den Tyler ungefähr so spannend fand wie einen Pickel an Nachbars Hintern. Er hatte im Flurkartenbuch die Seiten über die Ordinary Farm aufgeschlagen und machte sich Notizen auf ein Stück Ringbuchpapier.
    »… Du könntest ja mal versuchen, ein bisschen netter zu ihm zu sein«, meinte Lucinda abschließend. »Vielleicht kann er uns helfen, etwas über diese Sachen rauszukriegen, hinter denen du her bist.«
    »Colin?« Tyler traute seinen Ohren nicht. »Du willst, dass ich mich mit Hexenmeister junior anfreunde?«
    »Er braucht wirklich Freunde, Tyler.«
    »Die braucht ein Stinktier auch. Trotzdem werde ich nicht so doof sein, eins zu streicheln.«
    »Du bist gemein!«
    »Wart mal.« Er winkte ihr zu kommen. Etwas hatte gerade klick gemacht. »Komm mal her, Luce. Sieh dir das an.«
    Sie zog einen Flunsch, kam aber trotzdem. »Was denn?«
    »Guck, so sah die Farm 1963 aus. Die meisten Gebäude sind ziemlich genauso wie heute, aber einiges steht auch nicht mehr. Siehst du die da?« Er deutete auf eine Gruppe von Umrissen, die auf der Flurkarte zwischen dem Haus und der Bibliothek eingezeichnet waren. »Da ist jetzt nichts mehr. Nur noch ein Garten.«
    »Vielleicht sind das die Gebäude, die bei dem Feuer abgebrannt sind.«
    »Was für ein Feuer?«
    »Ragnar hat erzählt, dass es hier mal vor Jahren gebrannt hat. Onkel Gideon hatte ein Labor mit allen möglichen Sachen drin. Und die hat er alle verloren, weil das Labor abgebrannt ist.«
    »Wow, echt?« Tyler starrte die Pläne an. »Okay, das erklärt wahrscheinlich einige der fehlenden Gebäude. Aber das wollte ich dir gar nicht zeigen. Schau dir diese Karte an. Schau genau hin.«
    Lucinda kniff die Augen zusammen. »Worauf denn?«
    »Genau das ist die Frage. Worauf? Fällt dir nichts auf?« Er legte den Finger auf die Flurkarte und fuhr die Form nach.
    »Hm. Tatsächlich! Das … alles zusammen ergibt eine große Spirale. Wie eine Schnecke oder so was. Wenn man die Farmgebäude und die Hausflügel als Ganzes

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