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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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geweckt.
    »Hast du es dir anders überlegt?«, fragte sie, als er ihr schlaftrunken aufmachte.
    »Nein«, erwiderte er und befürchtete schon, er hätte zu lange geschlafen. »Wie spät ist es?« Das durch sein Fenster einfallende Licht hatte bereits einen dunklen Abendton. »Mist!«
    Er zog sich sein T-Shirt über und fasste in seine Taschen, um sich zu vergewissern, dass er nicht nur seine Taschenlampe, sondern auch Ersatzbatterien mithatte.
    »Hast du das Ding für mich hingestellt?«, fragte er.
    Lucinda musterte ihn mit verschränkten Armen. »Ja, habe ich.«
    »Wo ich es gesagt habe?«
    »An der Eiche am Rand des Gartens, genau wie du es gesagt hast, ja.« Sie wiegte den Kopf. »Tyler, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«
    »Du glaubst nie, dass etwas eine gute Idee ist, wenn es nicht mit Fernsehgucken oder Telefonieren zu tun hat«, sagte er.
    »Das ist echt gemein, Tyler. Und es stimmt auch nicht. Wer ist denn für dich in die Bibliothek gegangen und hat die Botschaft gesehen und dir diese Karte besorgt?«
    »Okay, entschuldige. Du hast recht. Aber uns bleiben nur noch zwei oder drei Wochen, bis wir wieder nach Hause fahren. Was ist, wenn Onkel Gideon uns überhaupt nichts verrät? Wenn er uns nie wieder einlädt? In einem Jahr oder so werden wir uns fragen, ob das alles wirklich passiert ist.«
    »Kommt mir nicht sehr wahrscheinlich vor.«
    »Egal. Ich gehe. Wenn du mir immer noch helfen willst, geh nach unten und sorge dafür, dass niemand nach mir sucht.« Als er seinen Rucksack schulterte und aus dem Zimmer trat, hoffte er, dass er wenigstens ein bisschen wie Indiana Jones aussah und nicht bloß wie ein verheulter kleiner Junge, der von zu Hause weglief, um von nun an unter dem Gartentisch zu wohnen.

    Die Äste wackelten unter der dunklen Gestalt, die über ihm mithüpfte. Tyler zwang sich, nicht aufzuschauen – wobei der Drang nicht sehr stark war. Ihm gruselte vor dem Schwarzhörnchen. Jetzt aber hatte er einen wichtigeren Grund, es nicht zu beachten.
    So ist’s recht, du hässliches Mistvieh! Folg mir nur immer schön.
    Er hielt unter der Eiche, warf seinen Rucksack auf den Boden und tat so, als würde er sich die Schuhe zubinden, während er in Wirklichkeit am Fuß des Stamms nach der langen Stange des Obstpflückers tastete. Prima, da war er. Lucinda hatte ihn genau dort hingestellt, wo er gesagt hatte. Vorgebeugt pfiff er tonlos vor sich hin und wartete.
    Gleich darauf hörte er, wie das Hörnchen auf dem Nachbarbaum angetrippelt kam und mit einem Satz auf der Eiche landete. Tyler band weiter seinen Schuh zu und wieder auf und hoffte, dass sein Verfolger auf einen tieferen Ast kam wie meistens. Das Biest war praktisch furchtlos. Na, diesmal sollte es sein blaues Wunder erleben.
    Dicht über ihm raschelten die Blätter, und er blickte langsam auf. Da war es, zwei Äste über ihm, knapp anderthalb Meter höher, als Tyler kommen konnte, wenn er sprang. Aber er hatte nicht vor zu springen. Stattdessen schloss er die Finger um den Obstpflücker und stand langsam auf. Das Schwarzhörnchen hörte auf, sich zu bewegen, und wartete ab, ob er wieder einen Stein nach ihm werfen würde wie so viele andere Male.
    Er schwang den Obstpflücker wie ein großes Schmetterlingsnetz und stülpte den Sack über das Hörnchen, als es gerade auf einen höheren Ast springen wollte. Es kreischte wie wild, als würde es bei lebendigem Leib verbrennen. Es war so ein grauenhaft schriller und rauher Schrei – der erste Laut, den Tyler je von ihm gehört hatte –, dass er beinahe die Stange losgelassen hätte. Das Biest wehrte sich heftig und riss an dem dicken, robusten Stoff des Sacks. Tyler hatte Mühe, den Holzstift zu fassen, der am Ende der Schnur schlenkerte, aber schließlich erwischte er ihn und zog den Sack zu. Das Schwarzhörnchen tobte weiter darin herum wie verrückt, aber fürs erste war es gefangen, so sehr es vor Wut fauchte und keifte. Tyler überlegte, ob er den Sack einfach so lange gegen den Baum schmettern sollte, bis es tot war, aber er hatte Angst, er könnte es damit irgendwie freilassen. Den Geräuschen nach, die es machte, würde es sich nicht damit begnügen, ihn zu verfolgen, wenn es jetzt herauskam.
    Er lehnte den Obstpflücker an den Ast, die Schnur so festwie möglich um die Stange gebunden, damit der Sack ja nicht aufging. Dann lief Tyler zurück, woher er gekommen war.
    Geschafft! Ihm war, als könnte er über das hohe Farmhaus samt Türmen und allem hinwegspringen. Na, wie

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