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Die Drachen Der Tinkerfarm

Die Drachen Der Tinkerfarm

Titel: Die Drachen Der Tinkerfarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Beale , Tad Williams
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findest du das, du blödes Hörnchen?
    Nicht so toll, nach den wütenden Geräuschen hinter ihm zu urteilen. Ganz und gar nicht so toll.

    Vom Haus zum Silo, wenn es denn wirklich eines war, waren es nur wenige hundert Meter, aber je schwächer das Licht aus den Fenstern hinter ihm leuchtete, umso mehr fühlte er sich, als liefe er über die tote Oberfläche des Mondes. Als er für sein Gefühl weit genug von den Blicken potentieller Beobachter weg war – allgemeiner Versammlungsort war am ehesten das Küchenende des Hauses –, machte Tyler die Taschenlampe an. Das mit dürrem Gras bewachsene Gelände war uneben, und er ging so geräuschvoll, wie er sich traute. Er hatte einmal bei der Einhornweide eine Klapperschlange gesehen. Auf so eine wollte er im Dunkeln nicht treten.
    Der Mond stand hinter dem Silo, so dass er erst, als er nahe genug heran war, überhaupt wahrnahm, dass ihm irgendetwas Großes und Schwarzes den Blick auf die Sterne versperrte. Es sah wirklich wie ein Spukhaus aus, dachte Tyler. Ihm kamen mit einem Mal ernste Zweifel an seinem Vorhaben.
    Reiß dich zusammen, Mann!, sagte er sich. Sei keine Memme! Er wusste, dass es ihm nicht noch einmal gelingen würde, das Schwarzhörnchen mit diesem Trick zu fangen, ja, er hatte sogar seine Zweifel, ob er je wieder aus dem Haus gehen könnte, wenn ein zorniges Teufelshörnchen es auf ihn abgesehen hätte. Dies war vermutlich seine einzige Chance.
    Er war oft genug an dem hohen Gebäude vorbeigegangen, um zu wissen, dass die Tür vom Haus aus gesehen an der Seite lag. Während er um das Silo herumging, schwenkte er seine Lampe und schurrte laut mit den Füßen, um etwaige Schlangen zu verscheuchen (oder besonders große Spinnen). Als er am Eingang nach der Klinke tastete, gab die verwitterte Holztür unter dem Druck seiner Hand nach und ging quietschend auf. Nicht mal zugemacht. Tyler schluckte und tat einen Schritt in das Silo, die Taschenlampe ausgestreckt wie eine Laserpistole.
    Es war groß im Innern, das war das erste, was ihm auffiel, ein weiter Raum, dessen Decke so hoch war, dass der Lichtstrahl sie gar nicht erreichte. Und vollkommen leer.
    Tyler stand auf dem kleinen Absatz einer nach unten führenden Holztreppe. Er ließ den Lichtstrahl durch den Raum und über den Siloboden streichen. Nichts. Nicht einmal Ratten, an die er mit leichter Sorge gedacht hatte. Er stieg vorsichtig die knarrenden Stufen hinunter. Nicht nur leer war es dort unten, sondern auch bemerkenswert sauber – falls hier jemals Getreide gelagert hatte, war der Boden hinterher gründlich gesaugt worden. Er ließ sein Licht in sämtliche Ecken leuchten: nichts. Keine Spur von etwas, das auf ein Geheimnis hingedeutet hätte.
    Da sah er am Boden etwas schimmern. Er richtete den Lichtstrahl darauf und trat näher. Metall: der Riegel einer Bodenklappe an einem Rand des Raums. Mit einem nagelneuen Schloss gesichert.
    Er rüttelte vergeblich daran. Neu und bombenfest. Er hatte ein Taschenmesser dabei, aber dem schweren Metall war damit nicht beizukommen; genauso gut hätte er versuchen können, mit einem Plastiklöffel ein Loch durch einen Stein zu bohren. Hm, irgendwie war das komisch. Warum ließ jemanddie Tür oben offen und hängte dann so ein mordsschweres Schloss an diese Klappe? Was war dort unten? Wie konnte er das Schloss aufbrechen, ohne einen Radau zu machen, der alle im Haus alarmierte? Und selbst wenn er es schaffte, das Schloss irgendwie zu knacken, wie bekam er es hinterher wieder vorgelegt, damit niemand etwas merkte? Die Sache war so gut wie aussichtslos und mit Sicherheit nicht in dieser Nacht zu bewerkstelligen, wahrscheinlich seinen letzten freien Stunden, bevor ihm das Monsterhörnchen den Hals umdrehte.
    Als Tyler aus dem dunklen Silo ins Freie trat, war er überrascht, wie viel heller die Welt im Licht des Mondes aussah. Er ging um das Silo herum zur vom Haus abgewandten Seite und leuchtete mit der Taschenlampe die Wand ab in der illusorischen Hoffnung, dass es doch noch eine Tür gab, die er die ganze Zeit vorher übersehen hatte.
    Es gab keine. Es gab allerdings einen Spalt, der zwischen der Wand und dem Erdboden klaffte und um das Silo herumlief wie ein schmaler Graben um eine mittelalterliche Ritterburg.
    Tyler ging auf die Knie und spähte in den Spalt zwischen Silo und Erde. Die Holzwand des Silos reichte weit in die Tiefe, bestimmt weiter als innen der Fußboden, was bedeutete, dass er unter die lockende Bodenklappe gelangen würde, falls er tief genug

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