Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
Verteidigungsanlagen oder Wachen. Zumindest eine Mauer wäre schon eine weltbewegende Verbesserung gewesen! Oder ein Wachmann am Haupteingang... Aber die Einwohner waren entweder sehr mutig oder absolut naiv und lebensmüde. Selbst wenn sie nicht irgendwann von einem der vielen Heere angegriffen und geplündert wurden, gab es inzwischen so viele Banditen und andere Verbrecher, dass es blanker Wahnsinn war, sich nicht zumindest vor ihnen zu schützen! Besonders weil sie sich immer besser organisierten und teilweise zu richtig großen Banden wurden. Es gab inzwischen sogar Verbrechergilden, die groß genug waren, um leicht befestigte Kleinstädte zu überrennen – da stellte ein unbefestigtes Dorf kein Hindernis dar. Wenn solche Gilden wirklich zu Überfällen übergingen, dann überlebte das in der Regel keiner. Frauen und Kinder wurden geschändet, die Häuser geplündert und die Häuser abgefackelt. Meistens kam es aber nicht dazu, sondern es wurden Lebensmittel, Gelder und Trinken erpresst bis die Einwohner nicht mehr in der Lage waren ihnen genug zu geben, damit sie überlebten. Dann ging das Abschlachten los... Verbrechen schienen sich inzwischen sowieso mehr zu lohnen als ehrliche Arbeit.
Die Elfe hatte sich allerdings in der Hinsicht geirrt, dass dieses Dorf wohl mehr tot als lebendig sein würde. Tatsächlich herrschte hier ein sehr geschäftiges Leben, das die Leute auch recht entspannt wirken ließ. Offenbar waren die Handelsrouten dieses Ortes so gut, dass die Bewohner beinahe ihren Alltag, wie früher leben konnten. Es war ein bisschen so als wäre man gerade in einer anderen Welt gelandet oder viele Meilen gereist, doch sobald man sich umdrehte, sah man wieder die toten Felder und wusste, dass das nicht stimmte... Zu besseren Zeiten wäre dieses Dorf inzwischen eine mächtige Stadt mit vielen Verbündeten und einer hohen politischen Stellung. Aber nun konnten sie nur mit ihren Gütern glänzen und damit, dass es hier noch etwas Hoffnung und Leben gab. Eine traurige Entwicklung für solch einen Überlebenswillen... Dennoch war es faszinierend zu sehen, wie viele Reisende sich hier aufhielten und welche Rassenvielfalt sich dabei automatisch bildete. Obwohl es dadurch eigentlich Streit und böses Blut geben müsste, tolerierte hier Jeder Jeden. Elfen schlitzten keine Menschen auf, Zwerge beschimpften die Langohren nicht und Menschen versucht nicht die anderen Völker zu unterdrücken. Sie gingen einfach aneinander vorbei und ignorierten sich. Es gab sogar einige, die untereinander angeregt sprachen als seien sie Freunde. Auch die Bewohner selbst störten sich nicht am regen Leben, denn dadurch hatten sie Gasthäuser und Tavernen im Überfluss bauen können, die ihnen viel Wohlhaben einbrachten.
„Ich werde ein paar Kontakte aufsuchen, Nuala.“, sagte Jalgat und riss sie aus ihren Gedanken, „Sieh’ du dich doch ein bisschen um und such’ nach einer Unterkunft für uns. Ich werde dich finden. Wir sehen uns heute Abend.“
„In Ordnung. Sei vorsichtig, Argrim.“
Der Zwerg mischte sich unter die Masse als täte er niemals etwas anderes. Sie war beeindruckt, dass er mit ihnen verschwamm als sei er Teil eines riesigen Organismus. Auch die anderen Leute störten sich nicht an ihm, weil er sich geschickt im Fluss bewegte. Bei Nuala sah das anders aus, die auch hier der Mittelpunkt des Geschehens war. Ausnahmsweise lag das aber nicht an ihrer Rasse, sondern viel mehr an ihrem Äußeren, ihrer Kleidung und ihrer Ausstrahlung. Bei manchen wirkte sie offenbar einschüchternd, aber die Meisten schienen nicht wirklich glauben zu können, wie sie rum lief. Deshalb beschloss die Blondine, dass sie sich ein neues Auftreten zulegen musste, indem sie sich neue Kleidung besorgte.
Die Elfe erkundigte schon eine Weile neugierig den recht kleinen, aber belebten Marktplatz. Dabei hatte sie viel Interessantes gesehen, wie exotische Kleider für Tänzerinnen aus Seide und mit viel Schmuck verziert, die aber recht freizügig und gewagt waren. Dann gab es noch Rüstungen, die ihre beste Zeit schon hinter sich gebracht hatten, aber eindeutig aus Elfen- oder Zwergenschmieden stammten. Einige von ihnen trugen wirklich feine Gravuren und hatten wohl mal großen Herren gehört. Etwas, wovon die meisten Frauen hier träumten und schwärmten, waren die Seidenhöschen aus den südlichen Ländern. Sehr teuer dafür, dass sie nicht unbedingt ausgereift oder bequem waren... Aber an den Augen der Damen konnte Nuala sehen, dass
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