Die Drachenballade (Bd. 1) (Drachen...) (German Edition)
konnten beobachten, dass das sehr schnell und geplant von statten ging. Keine Panik, keine unnötigen Schritte. Die Holzhütten ließ man so stehen, aber die Zelte wurden abgebaut. Werkzeuge, Waffen, Kleidung und Essen wurde in großen Reisesäcken verstaut. Selbst die Kinder halfen dabei, dass alles schnell ging. Es gab keine Pferde, die man beladen konnte oder Wagen zum Schieben. Deshalb fragten sie sich, wie diese Leute all das Zeug transportieren wollten. Die Frage beantwortete sich allerdings rasch von selbst. Ein eher hünenhafter Mann entfernte sich etwas von dem Dorf und verwandelte sich kurz darauf in eine riesige Nebelwolke, die immer mehr wuchs. Bald nahm sie Form an und nur wenige Augenblicke später schwand der Nebel Stück für Stück um ein dunkles Schuppenkleid frei zu legen. Der Drache war riesig und bedrohlich. Eine seine klauenartigen Pranken hätte gereicht, um das ganze Dörfchen einzureißen. Ein Biss reichte, um die Hälfte der Leute zu verschlingen... Und Nuala vermutete, dass ein Mal Feuer speien ausreichte, um die ganze Landschaft zu einer einzigen Einöde zu machen. Auf den starken Rücken konnten viele Menschen Platz nehmen, wenn das gewollt wäre, aber die Echse machte sich nicht deshalb klein, sondern damit man die ganzen Säcke und Kisten auf und an ihm befestigen konnte. Obwohl das mehrere Kilos Gewicht waren, zitterte die Echse nicht mal.
Als man alles auf dem Wesen befestigt hatte, öffnete er seine riesigen Flügel und erhob sich. Als der Drache zu rennen begann, bebte der Erdboden unter ihnen bedrohlich. Dann aber fingen die Membrane endlich Aufwinde ein und die Echse machte einen gewagten Sprung. Die Schwingen standen sofort unter Anspannung und wurden von den Winden geflutet. Der lange Hinterschwanz wurde hierbei genutzt, damit er das Gleichgewicht nicht verlor und die gewünschte Richtung stets korrekt angesteuert wurde. Das zeigte sich deutlich als er eine Drehung in der Luft machte, nochmals über das Dorf flog und sich dann in weite Ferne aufmachte ohne sich umzudrehen. Der Drache verschwand erstaunlich schnell hinter dem Horizont. Doch den Wind des Flügelschlages spürte die Gruppe immer noch kühl auf ihren Häuten.
Kurz darauf sprachen die restlichen Leute noch mit Chu’mana, ehe sie sich ebenso verwandelten, wie der riesige Drache zuvor. Die Kinder stachen dabei stark hervor, weil sie so winzig waren, dass sie nur mit Glück eine Person als Reiter aufnehmen konnten - aber dafür waren sie sicher noch zu schwach. Einige von ihnen waren sogar noch kleiner... Aber ihre Mütter und Väter schienen sowieso in deren Nähe zu bleiben. Besonders beim Startversuch, den sie alle genauso anmutig meisterten, wie ihr Vorflieger. Der dabei entstehende Wind hätte die Gefährten beinahe umgeworfen und es erstaunte sie, dass die Hütten nur etwas knarrten, aber diesem Druck keineswegs nachgaben. Wären sie in einem Dorf der Menschen so losgeflogen, hätte kein Stein mehr auf dem anderen gelegen. Von der Massenpanik mal abgesehen...
Es waren nun nur noch die Anführerin und Maza-Canku anwesend, die ihnen nun entgegen kamen. Sie wirkten vollkommen entspannt und nicht überrascht, dass das alles so schnell und sauber verlaufen war. Disziplin und Ordnung schienen an der Tagesordnung zu stehen. Etwas, was viele Menschen einfach nicht schafften... Und an diesen Standard hatte sich die Gruppe bereits gewöhnt. Das war erschütternd, da sie ja nicht mal Menschen waren! Und sie lebten auch nicht unter welchen.
„Ihr müsst leider zu Fuß gehen.“, richtete Chu’mana bedauernd an die Gruppe, „Deshalb wird Maza-Canku euch begleiten und euch zu Shysie führen – unsere Hauptstadt.“
„Wieso können wir nicht einfach auf einem Drachen mitfliegen?“, fragte der Zwerg und bekam dafür herabsetzende Blicke, die deutlich zeigten, dass sie ihn nicht für besonders klug hielten. Generell schienen die Echsen mehr auf die Meinung der Elfe zu setzen und die beiden Männer eher zu ignorieren. Dass nun solch eine Frage kam, bestärkte sie lediglich in diesem Entschluss. Andras kicherte darüber amüsiert, den es nicht störte, dass man sie für ungewollten Ballast hielt.
„Weil Drachen nach animalischen Instinkten handeln, Argrim.“, antwortete Nuala, bevor die Drachen etwas sagen konnten, „Anders als Pferde kann man sie nicht zähmen und abrichten, weil ihre Instinkte zu wild und tiefgründig sind, wie bei Wölfen. Sie müssen einem Drang nachgehen, wenn er entsteht und können das nicht
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