Die Drachenflotte (German Edition)
Selbstbewusstsein, um sie umzusetzen. Jemanden, der den Bildschirm zum Strahlen bringt, jemand Exotischen . Und am liebsten jemanden, der neben Englisch fließend Französisch spricht, da meine Sendungen gerade in Frankreich sehr gut laufen.»
Ahdaf griff sich an die Brust. «Sie meinen doch nicht –»
«Ahdaf», fragte Rebecca ernsthaft, «haben Sie jemals an eine Fernsehkarriere gedacht?»
Ahdaf sah sie an und schnell weg. In ihren Augen glitzerte es. Rebecca erinnerte sich an den Moment, als sie ihre eigene Serie bekommen hatte: dieses berauschende Gefühl, diese absurde Überzeugung, dass das Leben von nun an perfekt sein würde. «Nein», stammelte Ahdaf. «Nein, ich meine, manchmal habe ich mir vorgestellt, wie es … aber mein Vater würde niemals –»
«Das ist kein Angebot, verstehen Sie», sagte Rebecca. «Ich stelle nur eine hypothetische Frage.»
«Hypothetisch.» Ahdaf klammerte sich dankbar an das Wort. «Ja. Rein hypothetisch würde mich das interessieren.»
«Gut. Darf ich Ihnen dann einige Fragen stellen?»
«Natürlich. Bitte.»
«Danke. Wann sind Sie mit Ihrem Studium fertig?»
«Diesen Sommer.»
«Und wollen Sie ein Aufbaustudium machen?»
«Ja. In Antananarivo.» Schnell setzte sie hinzu: «Aber das steht noch nicht fest.»
«Wenn ich Ihnen ein Stipendium in Oxford verschaffen könnte, käme das für Sie in Betracht?»
«Oxford?» Ahdaf schluckte. «Ja, ich glaube, ich –»
«Trinken Sie?»
«Nein.»
«Drogen?»
«Nein.»
«Haben Sie einen Freund?»
«Nein.»
«Eine Freundin?»
Ahdaf wurde knallrot. «Was wollen Sie damit sagen?»
«Wenn ich mich mit meinem Ruf und meiner Firma für Sie einsetzen soll, muss ich wissen, was ich bekomme. Also, haben Sie eine Freundin?»
«Ich – nein.» Sie schüttelte den Kopf. «Ich bin nicht so.»
«Gut. Gibt es irgendetwas, was Sie daran hindern würde, in England zu leben?»
Ahdaf wedelte mit den Händen. «Ich weiß nicht. Würde ich da nicht alle möglichen Papiere brauchen, Aufenthaltsgenehmigung, Arbeitsgenehmigung …»
«Das würden alles meine Leute erledigen», erklärte Rebecca lässig. «Ich spreche von persönlichen Gründen. Würden Sie Heimweh bekommen? Sind Sie vielleicht irgendeinem netten jungen Inder versprochen? Würde Ihre Familie es Ihnen verwehren?»
«Das sollen sie mal versuchen», sagte Ahdaf trotzig.
Rebecca stand auf. Sie ging um den Tisch herum zu Ahdaf und schob das seidene Kopftuch zurück, um ihre Finger durch das drahtige schulterlange schwarze Haar zu ziehen. Sie neigte Ahdafs Kopf leicht zurück und betrachtete ihren Hals, ihr Profil, ihre gepiercten, aber ungeschmückten Ohren. «Wie ist das mit Ihren Haaren?», fragte sie. «Würden Sie die vor der Kamera bedeckt tragen wollen?»
«Ich – ja. Es gehört ja … Das heißt, ja, ich bin es –»
«Das könnte ein Problem geben», sagte Rebecca. Sie rieb ein Fältchen von Ahdafs seidenem Ärmel zwischen Finger und Daumen. «Und solche Kleidung käme überhaupt nicht in Frage.»
«Aber in Ihren Sendungen geht es doch nicht um Mode», protestierte Ahdaf. «Es geht um Wissenschaft.»
«Nein», widersprach Rebecca. «Es geht um Quoten.» Sie schüttelte den Kopf. «Na ja, gut, wenn man vorher Bescheid weiß. Trotzdem ist es schade. Ich dachte wirklich, Sie …»
«Aber da kann man sich doch bestimmt irgendwie einigen», sagte Ahdaf schnell.
«Wie meinen Sie das?»
«Ich meine, es lässt sich sicher ein Kompromiss finden.»
Rebecca lachte. «O ja, diese Kompromisse kenne ich. Sie stimmen allem zu, was ich will, und im letzten Moment ändern Sie Ihre Meinung. Und ich stehe da.»
«Das würde ich nie tun.»
«Warum soll ich Ihnen das glauben? Sie deuten an, dass Sie irgendwann in der Zukunft einwilligen werden. Aber warum dann nicht gleich? Sehen Sie nicht, was ich Ihnen biete? Glauben Sie, ich würde meinen Ruf für jemanden aufs Spiel setzen, dem seine Haare so wichtig sind –»
«Okay», sagte Ahdaf.
«Sie treten ohne Kopftuch auf, wenn ich es verlange?»
Ahdaf drückte im Schoß ihre Hände zusammen. «Ja», murmelte sie.
«Bitte? Ich habe Sie nicht gehört.»
«Ja», sagte Ahdaf lauter.
«Ja was?»
«Ja, ich würde ohne Kopftuch auftreten, wenn Sie es verlangen.»
«Gut.» Rebecca griff nach Ahdafs Händen und hielt sie lose in den ihren, während sie die stummeligen, mit falschen, metallisch braun lackierten Nägeln verlängerten Finger musterte. Die Tintenflecken an Zeigefinger und Daumen. «Sie wären also bereit, sich so
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