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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Außentür, und die Fenster waren geschlossen. Sie krümmte die Hände um ihr Gesicht, um durch das Glas zu spähen, konnte aber nichts erkennen, was ihr irgendwie weitergeholfen hätte. Jeden Moment würde der Wachposten jetzt Ahdaf entdecken und Alarm schlagen. Sie musste verschwinden, solange es noch möglich war. So leise wie möglich rannte sie zu ihrem Toyota. Das große Tor war sicher verschlossen, aber vielleicht konnte sie ja zum Strand hinunterfahren und weiter nördlich wieder auf die Küstenstraße gelangen. Aber dann hielt sie inne. Wenn sie jetzt flüchtete, würde Mustafa erkennen, dass sie ihn durchschaut hatte, und wenn er daraufhin beschloss, seine Spur zu verwischen, würde sie weder ihren Vater noch ihre Schwester je wiedersehen. Sie konnte nicht mit leeren Händen gehen.
    Sie kehrte um und rannte ins Haus zurück.
III
    Das Wasser kam Knox kälter vor als bei seinem letzten Tauchgang, aber vielleicht lag das nur an dem alten Neoprenanzug, den er trug, vielleicht auch an der Furcht vor dem, was auf ihn wartete. Die Sicht war jedoch unbestreitbar schlechter, das Wasser eine trübe Brühe aus Schwebestoffen, von Wellen und Strömungen aufgewirbelt. Immer wieder schaute er hinter sich, um sich zu vergewissern, dass Boris mithielt; er wollte nicht, dass die Schlinge sich noch fester um seinen Hals zog. Sein einziger Vorteil war, dass er der bessere Taucher war. Das musste er nutzen.
    Je tiefer man tauchte, desto stärker wurde der Druck auf den Körper. Dieser Druck bewirkte unter anderem, dass der Blutstrom mehr Luft aufnehmen konnte. Bei derart erhöhtem Volumen entwickelte Stickstoff eine berauschende Wirkung ähnlich der von Alkohol. Und je schneller, tiefer und länger man tauchte, desto stärker wurde sie. Ein Tiefenrausch an sich war nicht übermäßig gefährlich, aber er führte zu Einschränkungen des Urteilsvermögens und der motorischen Funktionen und verleitete den Taucher dazu, so dumme Fehler zu begehen wie ein Betrunkener am Steuer. Und genau das war es, was Knox wollte: Boris sollte dumme Fehler begehen.
    Sie erreichten den Meeresboden. Knox sah auf seinen Tiefenmesser. Einunddreißig Meter schon, aber er musste noch tiefer gehen. Er führte Boris an der Unterwasserschutthalde vorbei, wies auf Porzellanscherben hin, während er sich fortbewegte, um so seinen Worten Glaubwürdigkeit zu verleihen. Sie folgten einem Canyon zur Schelfkante. Bei der schlechten Sicht konnte er die orangefarbenen Bojen des fish aggregating device kaum erkennen. Er schwamm auf sie zu, setzte den Abstieg auf vierzig, dann fünfzig Meter fort und verspürte einen Anflug von Euphorie, als der Tiefenrausch sich bemerkbar machte. Man wurde nie immun dagegen, auch wenn man noch so viel tauchte. Man lernte nur, damit umzugehen.
    Vor ihm lagen dunkle Schatten. Er schwamm ihnen entgegen. Boris zog an der Schnur, drückte Knox die Luftröhre zusammen, sodass er Mühe hatte zu atmen. Er hielt an und drehte um, und die Leine erschlaffte. Boris trat ungefähr fünf Meter entfernt Wasser, hielt seine Messgeräte hoch und gab durch seine Mimik deutlich zu verstehen, dass er wissen wollte, was zum Teufel eigentlich los war. Wo waren die Keramikstücke? Knox zeigte voraus. Boris schüttelte den Kopf. Knox warf einen Blick auf seine Messgeräte. Fünfundfünfzig Meter tief, und nur noch für fünfzehn Minuten Luft. Kein Wunder, dass Boris nervös zu werden begann. Wenn sie nicht bald zum Aufstieg ansetzten, liefen sie ernsthaft Gefahr, die Dekompressionskrankheit zu bekommen. Es gab nur jetzt oder nie. Aber wie zum Teufel sollte er nahe genug an Boris herankommen, um –
    Der Bullenhai tauchte aus den trüben Tiefen auf. Den Rachen mit den mörderischen Zähnen schon aufgerissen, verdrehte er die heimtückischen schwarzen Augen bis zum Weißen. Knox zog die Beine an und versetzte ihm mit den Flossen einen Schlag auf die Schnauze. Das Tier machte kehrt und schwamm davon. Er schaute sich nach Boris um, der den Hai starr vor Entsetzen beobachtete. Knox sah seine Chance gekommen. Mit einem kräftigen Beinstoß schoss er auf Boris zu und versuchte, mit seinen gefesselten Händen das Messer zu ergreifen. Aber Boris war zu schnell für ihn, er wirbelte herum und stieß mit dem Messer nach seinem Gesicht. Knox tauchte unter der Klinge weg, griff nach Boris’ Tarierweste, blies sie bis zum Äußersten auf und riss ihm dann den Bleigurt ab.
    Augenblicklich begann Boris zu steigen wie ein außer Kontrolle geratener Heißluftballon. Die

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