Die Drachenflotte (German Edition)
entgegnete Knox. «Wie soll ich das beschreiben?»
«Wozu sind Sie dann überhaupt gut?»
«Ich kann es Ihnen zeigen. Ich kann Sie rausbringen.»
Er ist ein Lügner , warnte eine Stimme. Fall nicht wieder auf ihn rein . Aber die chinesischen Stücke unten im Keller hatten echt ausgesehen. Und was, wenn er diesmal die Wahrheit sagte? Was, wenn andere kamen und die fette Beute machten, die er hätte machen können? Er würde sich für den Rest seines Lebens verfluchen. Er bedeutete Knox aufzustehen und schob ihn wieder die Treppe hinunter. Wenn die Schale oder der Flakon überlebt hatten, würde er Knox nicht mehr brauchen. Aber sie waren beide zerbrochen.
«Okay», sagte er. «Sie bringen mich jetzt da raus. Aber machen Sie ja keine Mätzchen, sonst knallt’s.»
III
Rebecca fuhr mit hohem Tempo Richtung Norden, aber nicht so schnell, dass sie aufgefallen wäre. Rauchschwaden von irgendwelchen Holzkohlenbrennern trieben wie Nebel über die Straße, so dicht, dass ihre Augen brannten und sie husten musste. Beinahe wäre sie auf einen Bus aufgefahren, der angehalten hatte, um Passagiere aussteigen zu lassen. Sie bremste scharf und wich aus. Zwei erschrockene Ziegen stolperten übereinander, als sie in Panik durch die schmalen Ritzen eines Zauns zu entschlüpfen suchten, während eine junge Frau in einem abgeschnittenen Hochzeitskleid im letzten Augenblick ein dürres schwarzes Huhn praktisch unter ihrem Vorderrad herausriss.
Der Pförtner vor Mustafas Anwesen schnippte seine Zigarette weg, als er zum Wagen kam, und blies Rauch aus beiden Nasenlöchern wie ein Bilderbuchstier. Mr. Habib sei in Toliara, sagte er. Sie fragte nach Ahdaf. Er schlurfte zu seinem Häuschen zurück und winkte sie dann herüber, um sie über die Sprechanlage selbst mit Ahdaf sprechen zu lassen. «Mein Vater musste geschäftlich nach Toliara, tut mir leid», sagte Ahdaf. «Aber er müsste in ein, zwei Stunden wieder hier sein, wenn Sie wiederkommen möchten.»
«Nein, nein, danke», sagte Rebecca, die mit dieser Möglichkeit gerechnet hatte. «Eigentlich wollte ich sowieso zu Ihnen.»
«Zu mir? Weswegen denn?»
«Sie haben neulich ein paar sehr interessante Bemerkungen über meine Sendungen gemacht», sagte sie. «Ich habe viel darüber nachgedacht und würde mich gern mit Ihnen unterhalten, wenn es Ihnen passt.»
«Oh!» Ahdaf schien aus der Fassung «Aber ja, dann kommen Sie doch herein.»
Das Tor öffnete sich, als Rebecca zu ihrem Toyota zurücklief. Sie fuhr zum Haus hinauf und sah sich dabei aufmerksam um, entdeckte aber nichts Auffälliges. Sie hatte kaum ihren Wagen abgestellt, als Ahdaf in üppige Seide gehüllt aus dem Haus trat. Sie führte Rebecca außen herum zu einer schattigen Veranda mit einem langen Glastisch. Zwei Dienstmädchen erschienen und deckten den Tisch mit Servietten, Besteck und dünnem Porzellan.
«Ich habe nicht lang Zeit», bemerkte Ahdaf. «Ich muss für mein Studium arbeiten.»
«Dann komme ich am besten gleich zur Sache», sagte Rebecca verbindlich. «Mir geht es mit wissenschaftlichen Sendungen wie Ihnen. Die Wahrheit sollte genug sein. Aber so ist es nicht. Die natürliche Auslese funktioniert beim Fernsehen genau wie in jedem Wettbewerbsumfeld. Die schwächsten Sendungen werden gnadenlos ausgemustert. Man muss über besondere Qualitäten verfügen, um zu bestehen oder sogar die anderen zu überflügeln. Ich hatte mit meinen Sendungen Erfolg, weil sie frisch und spannend waren und ziemlich gut rüberkamen. Aber das Publikum langweilt sich schnell. Es will immer etwas Neues sehen. Was Sie neulich abends gesagt haben …»
Ahdaf hatte immerhin den Anstand zu erröten. «Ich wollte Ihnen auf keinen Fall –»
«Denken Sie sich nichts. Sie hatten ja recht. Meine letzten Sendungen waren platt. Ich gebe es nicht gern zu, aber es stimmt. Und ich denke ohnehin schon eine Weile daran, auf die andere Seite der Kamera zu wechseln. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür.» Sie blickte Ahdaf direkt in die Augen. «Aber wissen Sie, was ich am dringendsten brauche, wenn ich eine erfolgreiche Regisseurin oder Producerin werden will?»
Ahdaf zog enttäuscht die Mundwinkel herab, als hätte sie plötzlich begriffen, worum es ging. «Geld, nehme ich an?»
«Nein.» Rebecca lachte. «Geld ist kein Problem. Geld bekommt man überall. Was ich brauche, ist Talent . Vor allem brauche ich eine qualifizierte Zoologin mit Leidenschaft. Eine attraktive, junge Frau mit starken Ideen und genug
Weitere Kostenlose Bücher