Die Drachenflotte (German Edition)
Mit kriegerischem Geschrei stürzten sie sich auf ihn und stießen ihn rückwärts von der Veranda. Er grapschte instinktiv nach einem erhobenen Fuß, und einer der Männer fiel der Länge nach zu Boden. Knox warf sich auf ihn, aber da kam schon der andere zurück und trat nach seinem Gesicht, sodass er den Gestürzten loslassen musste. Die beiden rannten zu dem abgestellten Pick-up, sprangen hinein, verriegelten die Türen, starteten den Motor und brausten davon, wobei sie Knox, der sie verfolgen wollte, über und über mit schlammigem Wasser bespritzten. Dann bogen sie in südlicher Richtung auf die Küstenpiste ab und waren verschwunden.
Er lief zur Veranda zurück. Aus einer der Hütten trat eine Frau in dunkler Kleidung mit einer Plastikplane über dem Kopf. Im ersten Moment glaubte er beglückt, es wäre Emilia, allen bedrohlichen Nachrichten zum Trotz gesund und wohlbehalten. Aber dann erkannte er, dass es ihre Schwester Rebecca war, genau die Person, die nach Emilias Willen auf keinen Fall von ihrem Winterton -Projekt erfahren durfte. Er hatte ihr in die Hand versprechen müssen, kein Sterbenswörtchen zu sagen.
Sie näherte sich mit besorgtem Gesicht. «Alles in Ordnung mit Ihnen?», fragte sie.
«Ja, ja, mir geht’s gut», versicherte er. «Aber wer waren die Kerle? Was zum Teufel ist hier los?»
«Ich habe keine Ahnung. Ich war in einer der Hütten. Sie sind einfach hier aufgekreuzt.» Sie blickte zur offenen Tür. «Sie hatten einen Schlüssel.»
«Das trifft sich gut», sagte Knox. «Ich bin völlig durchnässt.» Er watete in seinen nassen Sachen hinein und zog die Schuhe aus.
«Matthew Richardson», sagte sie hinter ihm.
Er drehte sich um, erstaunt, dass sie seinen Namen kannte, und sah, dass sie neben seinen Taschen kauerte und die Anhänger las. «Alle nennen mich Daniel», sagte er.
«Die Maritsa ?» Sie runzelte die Stirn. «Ist das ein Schiff oder was?»
«Ja.»
«Ich kenne den Namen. Woher kenne ich ihn?»
Knox zögerte. Wenn sie von dem Schiff gehört hatte, würde eine Lüge garantiert auffliegen. «Es ist ein Bergungsschiff», erklärte er. «Sie arbeiten oben bei Morombe an einem Projekt.»
«Ach ja, richtig», sagte Rebecca. «Ich habe einen Artikel darüber gelesen. Sie suchen irgendein altes chinesisches Schiffswrack, stimmt’s?»
«Ja, genau.»
«Und was hatten Sie da oben zu tun?»
Wieder zögerte er. Er hatte keine Lust, sich in einem Netz von Lügen zu verstricken. Aber er wusste nicht, was ihm anderes übrigblieb, wenn er das Versprechen, das er Emilia gegeben hatte, nicht verraten wollte. «Ich bin freier Journalist», erklärte er in Anlehnung an Lucia. «Ich war da oben, um einen Bericht über die Bergung zu schreiben.»
«Und jetzt sind Sie hier, um einen Artikel über Eden zu schreiben?»
«Ich bin immer auf der Suche nach einer starken Story», antwortete Knox. «Aber in erster Linie bin ich hier, weil ich ein paar freie Tage habe und großartige Dinge über Eden gehört habe.»
Sie zog ein Gesicht. «Wir sind leider im Moment überhaupt nicht auf Gäste eingerichtet.» Doch als sie in den immer noch strömenden Regen hinausschaute, überkam sie Mitleid. «Aber Sie können natürlich über Nacht bleiben. Es gibt von hier aus den Strand hinunter ein paar hübsche Gästehütten.»
«Danke. Das ist wirklich freundlich.» Eine Pfütze hatte sich um seine Füße gesammelt und brachte ihm zu Bewusstsein, wie nass und verdreckt er war. «Es gibt nicht zufällig eine Dusche hier, die ich benutzen könnte?»
Sie blickte skeptisch nach draußen. «Da müsste ich, glaube ich, erst den Generator anwerfen.»
«Ach, machen Sie sich keine Gedanken», sagte er. «Der Herr sorgt für die Seinen.» Er holte Waschbeutel und Handtuch aus seiner Tasche, ging auf die Veranda und schloss die Tür hinter sich. Dann zog er sich aus bis auf die Haut und trat in den flutartigen Regen hinaus, um sich zu waschen.
II
Rebecca zündete eine Öllampe an, stellte sie hell und schaute sich um. Auf dem hohen Tresen lag ein rotes Gästebuch neben einem Drahtkorb mit Prospekten, und an einem Brett an der Wand dahinter hingen Zweitschlüssel. Eine Menagerie von Schlangen, Chamäleons, Schmetterlingen, Schildkröten, Vögeln und Lemuren blickte sie aus gerahmten Fotografien an den Wänden an. Die Einbrecher hatten nasse Fußabdrücke auf dem Boden hinterlassen. Sie folgte ihnen zur Bürotür ihres Vaters und trat ein. Es war beinahe unverändert, bis auf den Laptop auf seinem Schreibtisch. Das
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