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Die Drachenflotte (German Edition)

Die Drachenflotte (German Edition)

Titel: Die Drachenflotte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Adams
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Schritt länger. An der hinteren Innenmauer nahm er die Tauchsachen von den Haken und klopfte auf die Gipskartonplatten. Rechts klang es dumpf, aber links klang es hohl. Er drückte mit der Schulter dagegen. Die Platte bewegte sich ein paar Zentimeter, dann glitt sie zur Seite wie die Schiebetür eines Schranks. Dahinter war leerer Raum.
    Eine schwere Stahltür schimmerte matt zu seiner Rechten. Der Doppelbartschlüssel passte perfekt. Er drehte ihn, hörte das leise Surren des ausgefeilten inneren Mechanismus, der sich reibungslos bewegte, dann bewegte er den Griff abwärts und zog. Die Tür war schwer, und als er sie mit einiger Mühe öffnete, schlug ihm ein Schwall abgestandener Luft entgegen. Eine Treppe führte abwärts in die Dunkelheit. Er drückte auf einen Lichtschalter neben der Tür, aber es passierte gar nichts. Erst als er den Generator einschaltete, begann es in dem Treppenschacht hell zu werden.
    Mit wachsender Beklommenheit stieg er hinunter, voller Furcht, was – oder, genauer, wer und in welchem Zustand – ihn am Fuß der Treppe vielleicht erwartete.
IV
    Das La Terrasse war ein schickes Straßencafé mit gelackten weißen Tischen und Stühlen unter einer blau-golden gestreiften Markise. Rebecca parkte in einer Seitenstraße, setzte sich an einen Tisch mit Blick auf den Platz und beobachtete den Verkehr. Beinahe unablässig sah sie auf ihre Uhr, während sie darum betete, dass Mustafa mit dem Geld eintreffen würde, bevor die Entführer sich meldeten. Die Gebäude und die Menschen erschienen ihr außergewöhnlich klar und plastisch, wie durch eine besondere Brille betrachtet. Es fiel ihr schwer, stillzusitzen. Ihr Vater und ihre Schwester waren nur noch eine Hürde entfernt. Wenn sie sich ihr Wiedersehen auszumalen begann, schreckten augenblicklich Gedanken an alles, was noch schiefgehen konnte, sie aus ihren angenehmen Phantasien. Sie versuchte, die negativen Vorstellungen abzuwürgen, bevor sie wachsen konnten. Mit ihnen war es wie mit dem Holzwurm, der nicht mehr zu vertreiben war, wenn er sich einmal eingenistet hatte.
    Ihr Café au Lait kam, ein Becher dampfenden schwarzen Kaffees mit einem kleinen Stahlschälchen voll gesüßter Kondensmilch. Sie nahm einen Tropfen auf ihren Teelöffel und ließ das dickflüssige zuckrige Zeug langsam in ihren Kaffee fließen, wo es helle Muster bildete. Sie wischte mit dem Finger über den Löffel und leckte ihn ab. Widerlich süß, aber köstlich, genau das, was sie jetzt brauchte. Sie rührte einen ganzen Teelöffel voll in den Kaffee und trank ihn gierig.
    Rebecca hatte in den zurückliegenden Jahren immer wieder an Anfällen negativen Denkens gelitten, aber am schlimmsten war es während ihrer ersten Monate in England gewesen. Sie war nie über Toliara hinausgekommen. Oxford, im Vergleich so groß und kultiviert, verwirrte sie. All diese geistvollen, schönen, glitzernden und hochgebildeten jungen Leute. Adams alte Freunde hatten sich bemüht, dafür zu sorgen, dass sie sich wohlfühlte, aber es kam ja nicht darauf an, dass einen die Lehrer akzeptierten, es kam auf die Kommilitonen an. Und sie hatte einfach nicht gewusst, wie sie mit ihnen umgehen sollte. Die Blamagen hatten sich gehäuft. Viele erschienen jetzt trivial, sie waren trivial. Jetzt im Rückblick wusste sie es. Aber damals waren sie tief beschämend gewesen. Ihr zu Ehren hatte man eine Party mit großem Buffet steigenlassen. Aufgefordert, sich als Erste zu bedienen, lud sie ihren Teller mit Reis voll, wie das in Madagaskar üblich war, und alle starrten sie an, als käme sie von einem anderen Stern. Irgendjemand machte auf diese besonders verletzende, herabsetzende Art, die manche aufgeblasene Engländer an sich hatten, eine Bemerkung darüber. Es klang nicht wie eine Beleidigung, aber die anderen kicherten heimlich. Und als später jemand mit der Geschichte, dass sein Großvater ihm nichts als Verbindlichkeiten vererbt habe, allgemeines Gelächter erntete, wollte Rebecca nachziehen und bemerkte scherzhaft, ihr Großvater habe ihr nur Rechnungen hinterlassen. Ein pickeliger Jurastudent brach das peinliche Schweigen danach und erklärte ihr sehr behutsam, dass Verbindlichkeiten das Gleiche seien wie Schulden. Rebecca hatte höflich gelächelt, als hätte sie das die ganze Zeit gewusst, und den Rest des Abends heulend in einem Badezimmer im oberen Stockwerk verbracht. So war es wochenlang gegangen. In ihrer Phantasie hatten ihre Kommilitonen nichts anderes zu tun gehabt, als sich hinter ihrem

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