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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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Caness komme ich nicht hinaus.«
    Linn sah zur Uhr hinüber. » Ihr könnt auch ohne Zauberwaffe alles treffen, was Ihr wollt«, sagte sie bewundernd. » Wo um alles in der Welt habt Ihr das gelernt? Ihr seid Schreiber, kein Messerwerfer.«
    » Man braucht ein Messer, um die Schreibfedern anzuspitzen«, meinte er. Ein amüsiertes Funkeln glomm in seinen Augen auf, als er sich lächelnd hinkniete und den Dolch wieder in der Kiste verstaute.
    » Ach, und das werft Ihr dann durch die Gegend, oder wie?«
    Er grinste.
    Auf einmal kam ihr der Gedanke, dass er sie belogen hatte. » War das Netz, das Ihr als Affe von Lanhannat benutzt habt, überhaupt magisch?«, fragte sie misstrauisch.
    Er schloss den Deckel der Truhe, schob eine lädierte Kommode zurück an ihren Platz und setzte sich darauf. Als wüsste er, dass in einer der Schubladen goldene Schmuckstücke mit grünen Juwelen verborgen waren, eingewickelt in ein Tuch. Obendrein war da immer noch dieses Lächeln, so ganz leicht spöttisch … Ein ganz anderes Lächeln als Nexins, tausendmal liebenswürdiger. Verdammt, sie wollte alles wissen. Alles, was er ihr verschwieg. Er sollte keine Geheimnisse haben, das war unerträglich, so, wie sein seltenes Lächeln kaum auszuhalten war. Vor allem sollte er sofort von dieser Kommode aufstehen.
    » Ach, Herr Nival«, sagte Linn und wollte seinen Namen immer wieder aussprechen. Nival. Als wäre auch das ein Zauberwort. Nival.
    » Ja?«, fragte er. Er sah sie an und wich ihrem Blick sofort wieder aus.
    Das ist falsch, dachte sie. Er darf nicht aufhören, mich anzusehen. Ich will … bei Arajas, was will ich überhaupt?
    » Ich dachte, es ist Zeit, dass wir …« Oh ihr Götter, wie hörte sich das an? » Wollen wir nicht … Du zueinander sagen? – Mich duzen sowieso alle Leute«, fügte sie rasch hinzu. » Außer Euch.« Und Okanion. Bei ihm war es Respekt. Der Prinz – bei ihm war es kühle Distanz. Was war es bei Nival – beides? Dass er sie einerseits nicht wie ein Dienstmädchen behandeln wollte und andererseits immer auf Abstand bedacht war?
    So auch jetzt. Nival zuckte zurück. » Oh, das … das ist kompliziert.« Schlagartig war er wieder ernst. Das Licht hier war ungünstig, aber sein Gesicht schien dunkler zu werden.
    » Warum sollte es kompliziert sein? Bei uns im Dorf tun wir das alle. Nur zu Fremden sagt man Ihr und Euch und Herr und so weiter. Ich finde nicht, dass wir uns ganz fremd sind, wo wir doch sozusagen im selben Haus wohnen und uns die Kampfausrüstung teilen.« Die nächtlichen Spaziergänge erwähnte sie lieber nicht.
    Er wurde abwechseln blass und rot. » Hier … in Lanhannat gibt es … ein Ritual … dafür.«
    » Was für ein Ritual? Wozu braucht man das? Es ist doch nicht schwer durchzuführen?«
    » Man trinkt einen Schluck Bitterwein«, sagte Nival und verzog allein bei der Vorstellung das Gesicht. » Besser gesagt, man leert gemeinsam einen ganzen Becher.«
    » Das bekommen wir schon hin«, meinte Linn fröhlich. » Es sei denn, Ihr wollt gar nicht, dass wir einander Du sagen.«
    » Und man tauscht einen … Bruderkuss«, quälte Nival sich über die Lippen.
    » Oh«, sagte Linn und dachte über diese neue Information nach. » Wirklich, einen Kuss? Das tun auch Männer?«
    Er nickte. » Deswegen heißt es ja auch Bruderkuss.«
    » Das denkt Ihr Euch jetzt nicht etwa aus, um einen Kuss zu bekommen?« Das hätte zwar nicht zu ihm gepasst, aber wer weiß? Immer wieder entdeckte sie ganz neue Facetten an ihm, wie gerade eben sein Talent, Messer zielsicher durch die Gegend zu schleudern.
    Nival wurde knallrot und wies den Verdacht weit von sich.
    » So besiegelt man hier Verträge«, versicherte er. » Das ist eben Lanhannat.«
    » Das würde in meinem Dorf garantiert keiner der Männer über sich ergehen lassen.«
    Allein die Vorstellung brachte sie zum Lachen. Ja, das war gut. Es lenkte sie ab von ihren Sorgen wegen des Drachen. Von dem Streit mit Jikesch, von der Aufregung wegen der Kette. Gut so. Ein Gespräch. Ob es ihm wohl aufgefallen ist, dass wir ein richtiges Gespräch führen? » Woher kommt denn dieser merkwürdige Brauch?«
    » Keine Ahnung.« Er zuckte die Achseln. » Ich glaube, den haben die Kaufleute aus Wellrah mitgebracht. Dort wird alles und jedes mit einem Bruderkuss besiegelt, sonst hat es keine Gültigkeit.« Er hatte es tatsächlich geschafft, zwei ganze Sätze auszusprechen, ohne zu stammeln.
    Linn merkte, wie ihr ganzer Körper sich vor Anspannung und Erwartung

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