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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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verkrampfte. Sie zwang sich zu lächeln, irgendetwas Albernes zu sagen. » Ulkig.« Ihre Füße machten ohne ihr Zutun einen Schritt auf ihn zu.
    Alles fühlte sich auf einmal zugleich schwer und leicht an. Sie schwebte, und trotzdem war jede Bewegung unmöglich. Staub kitzelte sie in der Nase – vielleicht lag es daran? Dieses merkwürdige Prickeln auf ihrer Haut, dieses Ziehen, das sie von Kopf bis Fuß durchfuhr. Das Brennen in ihrer Kehle, das sich wie Durst anfühlte und doch so fremd war.
    » Tja«, meinte Nival verzagt. » Also bleibt wohl alles beim Alten, Fräulein Linnia, Ihr und Euch.«
    » Nein!«, entfuhr es ihr.
    Dann musste sie wieder lachen, irgendwo zwischen Hysterie und Verzweiflung. Seine resignierte Miene war einfach zu komisch – warum musste sie dann blinzeln, als hätte sie etwas im Auge? Warum war sie so hungrig und so aufgedreht, und woher kam diese plötzliche Angst, dass jedes Wort über ihr Schicksal entschied?
    Bist du verrückt?, dachte sie. Was ist nur los mit dir? Das ist bloß Nival. Du musst ihn von dieser Kommode wegkriegen, ohne dass er Verdacht schöpft.
    » Wollen wir trotzdem? Ihr besorgt den Bitterwein, ich sorge für den Kuss.«
    » Dürft Ihr das denn?«, fragte er vorsichtig. » Immerhin seid Ihr verlobt.«
    Sie versuchte, an Yaro zu denken, doch sein Bild verschwamm vor ihren Augen. Yaro lebte in einer anderen Welt, die mit dieser hier nichts, aber auch gar nichts zu tun hatte. Als hätte sie ihn bloß geträumt oder als würde sie das hier träumen.
    » Es ist ja kein richtiger Kuss. Nur ein Bruderkuss. Dafür hat er bestimmt Verständnis, immerhin lebe ich hier in Lanhannat und muss mich den Bräuchen anpassen. – Also, wollen wir?«
    Das dumpfe Brennen breitete sich aus, erfüllte ihren ganzen Mund und wanderte gleichzeitig tiefer, die Speiseröhre hinunter in ihren Magen.
    Nival sprang auf und musste die Kommode festhalten, die ins Wanken geriet. » Ich kaufe den Bitterwein. Vielleicht holt Ihr in der Zwischenzeit einen Becher aus Moras Küche? Wo treffen wir uns, in Eurem Zimmer?«
    » Oh … was ist mit Eurer Tante, wenn sie wieder hereinplatzt?«
    » Dann kommt zu mir«, schlug er vor und wurde dabei so rot, dass sein Gesicht Hitze ausstrahlte. Wagemut glänzte in seinen Augen. » In meinem Haus wird sie Euch wohl kaum vermuten.«
    Linn unterdrückte ein Kichern, als sie beide auf Zehenspitzen die steile Treppe hinunterstiegen. Nival eilte so schnell davon, als würde er vor ihr flüchten. Auf einmal hatte Linn Angst, dass er sich drücken wollte, und sie stand einen Moment da wie erstarrt, erneut von Panik ergriffen.
    Er will nicht … Warum will er nicht?
    Das hier war schlimmer als jeder Drachenkampf.
    Ach was, sagte sie sich. Du hast ja nicht vor, ihn zu heiraten. Nur ein Du. Also stell dich nicht so an und veranstalte kein Drama! Wenn er sich aus dem Staub gemacht hat, dann ist das sein Problem.
    Als sie zur Küche hinunterschlich, war von Mora nichts zu sehen, nur aus dem Hof kam der Gesang der Affendrossel. Es klang, als sei der Vogel peinlich berührt von seiner eigenen Stimme.
    » Und jetzt«, mischte sich Lireck ein, » jetzt sagst du: Guten Tag.«
    Die Drossel schwieg bestürzt.
    » Was ist so schwierig daran? Guten Tag. Guten Tag!«
    » Faules Gör«, nuschelte der Vogel.
    Hastig kramte Linn im Schrank herum, griff sich einen Becher und wäre fast mit ihrer Herrin zusammengeprallt, die gerade in die Küche wankte, im Arm einen riesigen Korb voller Schinken, Zwiebeln und trockener Kräutersträußchen.
    » Puh.« Mora wischte sich über die Stirn. » Sind die Pasteten noch da? Der Hof ist gefegt? Wo ist Agga?«
    » Alles fertig«, versicherte Linn. » Habe ich jetzt frei?«
    » Ich muss das noch einräumen und dann noch mal los. Aber du kannst gehen. Bher ist wieder zu Hause. Ich will mal hoffen, dass er nicht alles an seine Kumpane verfüttert.«
    Linn hielt den Becher hinter ihrem Rücken versteckt und stellte ihn unauffällig auf die Anrichte. Sobald Mora fort war, suchte sie sechs besonders große Pasteten heraus und trug sie nach draußen, wo die Alten den Käfig umstanden und sich gegenseitig berieten, wie man der Drossel das Zwitschern abgewöhnen und sie wieder zum Sprechen bringen könnte.
    » Hier.« Jedem der überraschten Männer drückte sie eine Pastete in die Hand.
    » So, das reicht für heute Abend. Und keine einzige mehr, ist das klar?«
    Bher starrte sie an wie eine Erscheinung.
    » Dieses Mädchen ist ein Wunder«, stellte Lireck

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