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Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1

Titel: Die Drachenjägerin 1 - Winter, M: Drachenjägerin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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nach dem Krug. » Auf unsere Freundschaft.«
    Er machte den Fehler, sie dabei anzusehen. Seine grauen Augen sprachen eine andere Sprache. In ihnen spiegelte sich das, was sie selbst fühlte, dasselbe wahnsinnige Begehren, das auch sie fast um den Verstand brachte. Verdammt, wenn er sie so anschaute … Sie sollte sich überhaupt abgewöhnen, ihm in die Augen zu blicken. So vertraut wirkten sie. Als hätte sie ihn schon vor ihrer Geburt gekannt, als hätten die Götter sie beide so geschaffen: Auge in Auge, einander zugewandt. Als hätte sie den Weg bis hierhin gehen müssen, um ihn endlich zu finden.
    Sonst … und dann gibt es kein Zurück. Ich muss gehen … Ich muss fliehen, solange ich kann …
    » Hier«, sagte er und reichte ihr den Krug. » Wir haben es fast geschafft.«
    Sie kippte den letzten Rest hinunter. Im nächsten Moment drehte sich alles um sie, und sie sank gegen seine Schulter.

26

    Vielleicht war es ein Traum. Dass sie in Nivals Armen schlief, an seine Brust gekuschelt. In ihrer Nase der Duft von Kreide und Staub. Er atmete in ihr Haar, und sie fühlte seine Lippen an ihrer Stirn. Sie lächelte im Schlaf und hielt sich an ihm fest. Es war der schönste Traum, den sie je geträumt hatte, ganz ohne Drachen und Feuer, und das erste Mal seit langem wurde sie nicht von Binias Schreien und Rineks verbrannter Haut heimgesucht.
    Dafür kam das Erwachen umso unsanfter. Jemand schüttelte sie, und aus der Sanftheit ihres Traums stürzte sie in Schwindel und Übelkeit. Hatte sie etwa diese wahnsinnigen Kopfschmerzen oder jemand anders? Es kam ihr vor, als besäße sie mindestens ein Dutzend Köpfe.
    » Was …?«
    Durchs Fenster fiel das graue Dämmerlicht eines neuen verschneiten Tages. Vor ihr stand Nival und sah wieder aus wie ein langweiliger Schreiber. Er hatte sich das Haar glatt gekämmt und gebügelte Sachen angezogen. Die Schreibmappe unterm Arm vervollständigte seinen Auftritt als angehender königlicher Beamter. Hatte sie den gestrigen Abend nur geträumt?
    » Ich habe verschlafen«, flüsterte er hastig. » Ich muss los, verdammt, ich bin fürchterlich spät dran. Du musst sofort rüber in Moras Haus. Ohne dass jemand dich sieht. Ich will keinen Skandal, und du sicherlich auch nicht.«
    » Nein«, stöhnte sie zustimmend und hielt sich den schmerzenden Schädel. » Oh Arajas, was …« Sie wischte sich über die Augen.
    Nivals strenges Gesicht ließ die gestrigen Ereignisse noch unwirklicher erscheinen, als sie es ohnehin schon waren.
    » Beim Himmel!« Sie sprang auf, schwankte und ließ sich vorsichtshalber wieder auf der Bettkante nieder. » Ich habe in Eurem Zimmer geschlafen. In Eurem Bett! Gütige Götter, ist sonst noch … ist irgendetwas passiert?«
    Nival war schon an der Tür. Er drehte sich noch einmal um. » Nein«, sagte er.
    Linn tastete über ihr zerknautschtes Kleid. Die Schnüre des Mieders hatten sich halb aufgelöst. Man sah definitiv zu viel. Hastig zupfte sie ihren Ausschnitt zurecht.
    » Seid Ihr sicher?« Noch kam ihr das vertrauliche Du nicht über die Lippen. Auf einmal war es schwieriger, ihn anzusprechen, als jemals zuvor.
    » Ich bin sicher«, sagte er. » Wir waren beide viel zu betrunken dafür. Zum Glück. Wir haben uns also nichts vorzuwerfen. Bitte, ich muss jetzt wirklich gehen.« Er machte die Tür sacht hinter sich zu.
    Sie saß da und fühlte sich plötzlich zu elend, um auch nur zu atmen.
    Zum Glück.
    » Ja«, murmelte sie, und der bittere Geschmack auf ihrer Zunge kam nicht nur vom Wein. » Glück gehabt, Herr Nival.«
    Der Vollmond hing wie das wachsame Auge eines Gottes über der Stadt. Zögernd kroch die Dämmerung über den Horizont, als Linn sich am Stadttor einfand, das gerade erst geöffnet wurde. Neben ihr erschien eine in einen schlichten grauen Mantel gehüllte Gestalt.
    » Nival?«, fragte sie.
    Er hatte sich weggedreht, als wollte er vermeiden, dass sie ihn erkannte.
    » Linnia«, sagte er leise, sein Gesicht im Schatten der Kapuze, und irgendetwas war in seiner Stimme, was sie beinahe dazu brachte, ihm zu verzeihen.
    » Du warst zu Hause?«, fragte sie und schluckte die Tränen hinunter. » Ich habe gewartet, bis meine Füße sich wie Eisklumpen angefühlt haben. Warum bist du nicht gekommen? Warum versetzt du mich, Abend für Abend? Mora sagte, du seist im Schloss, weil du so viel arbeiten müsstest, dabei habe ich gestern das Licht in deinem Fenster gesehen.«
    » Es tut mir leid«, murmelte er, » ich wollte, aber …«
    Sie war an sein

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