Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
Gewichte an Hand- und Fußgelenken.
» Ich kann es nicht sagen«, flüsterte er. » Ich will, aber meine Zunge verknotet sich. Sie wird taub, es ist, als hätte ich Gift gegessen … einen Pilz, an dem ich täglich knabbere, bis er meine Eingeweide verbrannt hat. Jemand wird sterben.«
Hastig schlug er sich die Hand vor den Mund, als hätte er schon zu viel verraten.
» Wer?«, fragte Linnia. » Wer wird sterben? Jikesch, was soll das? Willst du mir drohen?«
Er hob hilflos die Hände, und sie seufzte. Nein, nach einer Drohung hatte das nicht geklungen. Eher nach einer Warnung. Aber was sollte sie damit anfangen?
» Vergiss es«, sagte sie schroff. » Mir tut es leid, dass ich dich überhaupt gefragt habe.«
So schwer konnte es doch nicht sein, einen Mann mit einem Holzbein zu finden. Oder? Mit einem bangen Gefühl sah Linn auf das Häusermeer im Tal hinunter.
22
» Ah.« Das Gesicht des ziegenbärtigen kleinen Mannes leuchtete auf. » Mein Freund, der Affe! Bist du wieder hier, um die Wetten durcheinanderzubringen?«
Nival sah kurz zu den beiden Kämpfern hinüber, die verbissen miteinander rangelten. » Ich überlege noch«, sagte er.
Ziege nickte aufmunternd. » Ein paar meiner besten Leute sind ausgefallen, Ersatz käme mir gerade gelegen.«
» Davon habe ich gehört«, sagte Nival. » Der Panther ist verschwunden.«
» Von wem weißt du das?«, fragte der Wetteintreiber misstrauisch.
» Er soll nicht erschienen sein zu vertraglich vereinbarten Kämpfen, so ist es doch?«
» Man spricht also schon darüber.« Das schien Ziege keineswegs zu freuen. Er trat dichter an Nival heran. » Eine Menge Leute verschwinden in letzter Zeit. Viel zu viele Leute für meinen Geschmack. Gute Männer. Teilweise die besten, die ich hatte. Es wird schwierig, überhaupt noch jemanden für die Kämpfe zu finden.« Abfällig wies er auf die beiden Männer auf dem Kampfplatz, die sich keuchend niederzuringen versuchten. » Man kriegt kaum noch etwas, das besser ist als das. Dabei hatten wir hier die härtesten, blutigsten, ausgefeiltesten Kämpfe von ganz Schenn!«
» Man sagt, einige hätten sich den Truppen des Prinzen angeschlossen und wären in Richtung Südosten davonmarschiert.«
» Schön wär’s«, knurrte Ziege. » Du ahnst nicht, wie viele Tote wir in diesem Sommer schon auf den Straßen aufgesammelt haben. Es ist, als wäre eine blutrünstige Bestie unterwegs.«
» Vielleicht sollten wir woanders darüber reden«, schlug Nival vor.
» Vielleicht bleiben wir lieber hier.« Ziege trat näher an den Kampfplatz heran, und Nival blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
» Ich erinnere mich daran, dass du als Affe von Lanhannat nie getötet hast«, sagte der kleine Mann, » auch wenn ich dich ständig dazu bewegen wollte, dich wenigstens einmal auf einen der richtig harten Kämpfe einzulassen. Du wärst damit klargekommen. Ich sehe einem Mann so etwas an, und du hast es. Ich wusste, eines Tages würdest du mich fragen, ob du einen Kampf auf Leben und Tod bestreiten darfst.«
» Hast du diese Kerle deshalb zu mir geschickt?«, fragte Nival leise.
Ziege schwieg eine Weile und beobachtete die beiden Kontrahenten. Der Unterlegene, ein wahrer Hüne, ächzte unter dem geschickten Griff des kleineren, leichteren Kämpfers, dessen Körperbemalung verriet, dass es sich bei ihm um die » Giftechse« handelte, von der Nival schon gehört hatte.
» Er siegt meistens, doch seine Methoden langweilen die Zuschauer«, meinte Ziege. » Ah, es war ein Fest, dir zuzusehen! Was muss ich dir bieten, damit du wieder mitmachst, mein Äffchen?«
» Was hat sie dir geboten, um mich auszuschalten?«, fragte Nival.
» Sie?«
» Oh, ich bitte dich!«
Wieder schwieg Ziege lange.
» Sie«, murmelte er. » Wie kommst du darauf, es sei eine Sie gewesen? – Steigst du nun in den Ring oder nicht? Meine Antworten haben den Preis, den ich bestimme, und das ist er.«
Nival nickte düster. Mit einem Kampf hatte er sowieso gerechnet – wenn es nun auf diese Weise sein sollte, war es ihm recht. » Mit welchen Waffen? Mein schönes Netz ist bei einem unerklärlichen Brand vernichtet worden.«
» Oh, das macht nichts.« Ziege lächelte leutselig. » Der Panther hat sein Werkzeug hinterlassen. Nimm einfach seines. Du traust dir das doch zu? Oder stört es dich, mit unbekannten Waffen zu kämpfen?«
» Keineswegs«, behauptete Nival, obwohl die Stange, an deren beider Enden Messerklingen steckten, nicht seine erste Wahl gewesen wäre.
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