Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2
versteckt sich noch mindestens ein Zauberer.«
» Dabei wollte ich dir das nicht glauben.« Der König schaute seinen Sohn liebevoll an, seine Augen leuchteten.
» Dass die Kette der Königin verschwunden ist, war das Werk eines Zauberers. Es konnte gar nicht anders sein. Die Magier haben schon immer versucht, dir zu schaden, indem sie erst das Leben meiner Mutter und dann deine Erinnerungen an sie zu vernichten trachteten. Die Feinde mussten irgendwo da draußen sein. Deshalb habe ich unermüdlich weiterhin nach dem Nest der üblen Magie gesucht.«
Jikesch sank in sich zusammen. Die Kette der Königin! Daran hatte er gar nicht mehr gedacht.
Er hatte sie gestohlen, für Linnia, damit sie ihren Pakt mit dem Drachen erfüllen konnte. Der Prinz hatte diesen Diebstahl auf sich nehmen sollen – war das nicht so vereinbart gewesen? Wie konnte Arian es wagen, den Zauberern den Verlust in die Schuhe zu schieben?
Er, Jikesch, hatte Schirdan umgebracht. Nicht mit der Drachenschuppe, nicht vorhin, sondern schon damals, als er für dieses Mädchen, das er so verzweifelt, so närrisch, so blind und bedingungslos liebte, zum Dieb geworden war.
Es war seine Schuld. Er hatte die Zauberer ins Verderben gerissen, er hatte Arian den Vorwand geliefert, den der Prinz brauchte, um die Stadt mit Spitzeln zu unterwandern.
Oh Barradas! Ein Wimmern kam aus der Kehle des Narren, heulend sank er auf dem Marmorboden zusammen.
Überrascht schauten ihn König und Prinz an.
» Er ist tot!«, jammerte Jikesch. » Tot, von oben bis unten, von Kopf bis Fuß, von Bauch bis Rücken, Hinterteil und Vorderteil, alles tot!«
» Wer ist tot?«, fragte Arian scharf. » Bist du nicht eben noch unten im Verlies gewesen? Der Gefangene war nicht tot, als ich gegangen bin. Er ist höchstens ohnmächtig geworden, der Schmerzen wegen. Ein Mann, der nicht viel aushält, wie mir schien. Gleich machen wir weiter, ich bin mir sicher, er wird uns alles sagen, was wir wissen wollen.«
» Tot«, stöhnte Jikesch. Er musste den Schmerz nicht spielen, die Trauer, die ihn ergriff und sein Herz wie mit einer unerbittlichen Faust zusammenpresste. » Mausetot. Euer Magier, ängstlich wie ein Hase, flatternd, zitternd, schlotternd, starb! Starb!«
» Rede endlich klar!«, rief Arian ungeduldig. » Das ist doch Unsinn, oder nicht? Soll das einer deiner Späße sein?«
» Starb beim Anblick des Henkers«, wimmerte Jikesch, und die Glöckchen klingelten, während er den Kopf hin und her warf, » des Zittermeisters, des Messerfürsten, des Schlingenkönigs!«
Der König nickte langsam. » Das war’s dann wohl.«
» Nun denn. Das ist der letzte Beweis.« Der Prinz hob die Hände. » Wer kann schon sterben, auf eigenen Wunsch, wenn nicht ein Zauberer? Wenn ich ehrlich sein soll, ist mir das durchaus recht. Ich habe lieber einen toten Magier hier im Schloss als einen lebendigen, der wer weiß was zustande bringt.«
Pivellius runzelte die Stirn. » Wie viele gibt es wohl noch unten in der Stadt? Merkwürdig, dass sie ausgerechnet jetzt aus ihren Löchern kommen. Nun, da Tijoa und Yan sich im Kriegszustand befinden. Es ist, als würden sie darauf lauern, dass wir geschwächt sind, um auch Schenn ins Chaos zu stürzen.«
» Dieser Krieg hat mit uns nichts zu tun«, sagte Arian. » Wir werden den Yanern nicht zu Hilfe kommen, das wissen sie mittlerweile. Sie werden nicht die Gelegenheit erhalten, sich zu rächen, wenn sie erst unter Tijoas Herrschaft stehen.«
» Und du?«, fragte der König. » Was machen deine … Pläne?«
» Yan wird fallen«, sagte der Prinz. » Danach ist Samaja an der Reihe. Erst dann, wenn unser Nachbar im Norden groß genug ist, um uns den Rücken zu stärken, werden wir uns umwenden und nach Süden blicken.«
» Unsere Vorfahren haben einen hohen Preis für die Provinzen bezahlt«, erinnerte Pivellius. » Inidria war ein harter Brocken … und in den Chroniken heißt es, die gesamte Priesterschaft des Gottes Arajas habe Schenn verflucht, als wir Nelcken besetzten.«
» Das interessiert mich nicht. Belim ist tausendmal stärker als diese kleinen Gebirgsgötter. Wir hätten die Nelckener damals zwingen sollen, Arajas aufzugeben und Belim anzubeten.«
» Es war schwer genug, sie zu halbwegs richtigen Schennern zu machen. Bist du sicher, dass wir in der Lage sind, Khanat und die anderen Städte in unser Reich zu integrieren? Die Leute dort sind stolz und halsstarrig, und sie haben in den vergangenen Jahrzehnten ganz anders gelebt als
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