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Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2

Titel: Die Drachenjägerin 2 - Winter, M: Drachenjägerin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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ich, ich wäre kein Prinz, der auf eine bestimmte Braut festgelegt ist. Sondern dass ich frei wäre und tun könnte, was ich will. Aber das, was mir an Freiheit bleibt, möchte ich wenigstens auskosten. Melde dich zum nächsten Kampf. Sofort, bevor irgendjemand sich fragt, was wir hier bereden. Diesmal gewinnst du, verstanden?«
    So war er ihr fast lieber. Arian, der alle herumkommandierte, war wenigstens ein Arian, den sie kannte. Linn trat auf den Platz hinaus, und als einer der Ritter vom Sockel eines kopflosen Götterknaben heruntersprang und brüllte: » Wer will es mit mir aufnehmen?«, wusste sie, dass sie diesmal tatsächlich gewinnen würde. Obwohl der Mann ein gewaltiger Hüne war, der sie mit dem kleinen Finger zerquetschen konnte – oder der es vielmehr von sich glaubte. Ha, sollte er es nur versuchen.
    Das Sommergewitter, das den frühen Abend verdunkelt hatte, zog gerade wieder ab, als Nival sich auf den Heimweg machte. Zum Glück wurde er am Tor durchgewunken, obwohl hier seit neuestem erhöhte Wachsamkeit herrschte; dem harmlos aussehenden Schreibergesellen traute man wohl keine Schlechtigkeiten zu.
    Nach Schirdans Tod war er lange nicht mehr in der Stadt gewesen, er hatte nicht ein einziges Mal die Gelegenheit gehabt, aus seiner Rolle als Narr herauszuschlüpfen. Ein paar Stunden Schlaf in Jikeschs Kammer waren ihm zwischendurch vergönnt, mehr nicht. Den Geheimgang zu benutzen hatte er nicht gewagt, auf einmal von dem Gedanken besessen, dass Chamija vor Nivals Tür lauern könnte. Natürlich war das Unsinn; die Zauberin verbrachte mittlerweile viel Zeit bei seinem Schreiberkollegen. Trotzdem war ihm, als könnte er ihre Gegenwart spüren, als sei sie überall, immer gerade außer Sicht. Im nächsten Zimmer, hinter der Biegung – doch wenn er dann losrannte und um die Ecke spähte, war niemand da.
    Das Schlimmste war, dass er keine Ahnung hatte, wie viel sie wirklich wusste. Konnte sie seine Gedanken lesen? Dann war er verloren. Beobachtete sie ihn nur? Was erwartete sie von ihm? Anfangs hatte es ihn nervös gemacht, ihr zu begegnen, inzwischen konnte er es kaum mehr ertragen, nicht zu wissen, wo sie steckte und was sie trieb.
    Lachte sie darüber, dass er sich als Nival ein wenig sicherer vor ihr fühlte? Wenn er zu Mora unterwegs war, führte er seine Feindin dann vielleicht geradewegs zu seiner Tante? Um sicherzugehen hätte er darauf verzichten müssen, diese Identität auszuleben. Aber wie sollte er sich von der Person fernhalten, die hier in Lanhannat seine ganze Familie war?
    Er zweifelte noch, ob er mit Mora darüber sprechen konnte, was im Verlies geschehen war. Kaum hatte er die Mütze abgelegt und sich die Farbe vom Gesicht gewaschen, durchfuhr ihn wie ein Schock das Ausmaß dessen, was er getan hatte. Schirdan war tot, und er selbst war auf eine Weise daran beteiligt gewesen, die ihm im Nachhinein immer seltsamer vorkam. Der Zauberer, gefesselt und voller Angst – und ja, in jenem Moment hatte es so ausgesehen, als würde es keinen anderen Ausweg geben als den Tod. Jikesch hatte ihm die Schuppe auf die Brust gelegt, den Todesspruch verlangt … aber Schirdan war ein mächtiger Magier. Hätte er nicht, mit der großen Drachenschuppe, die ihm da plötzlich zugefallen war, seine Ketten sprengen und aus dem Schloss entkommen können?
    Warum habe ich ihn nicht darauf hingewiesen? Auch Zauberer sind nur Menschen, und Schirdan war so voller Schmerz und Angst, dass er nicht fähig war, um sein Leben zu kämpfen. Warum habe ich ihn so schnell aufgegeben? Warum habe ich ihn sterben lassen, ihm nur dabei geholfen, den Tod herbeizuführen?
    Warum? Sieht das Jikesch etwa ähnlich, sich so schnell ins Unvermeidliche zu fügen?
    Nival kämpfte gegen sein Entsetzen über sich selbst an, während er in die Stadt hinuntermarschierte. Er brauchte dringend Trost. Vielleicht hatte Mora sogar schon von Schirdans Tod gehört, und wenn nicht, würde sie es Stück für Stück herausbekommen, einfühlsam und dennoch überaus hartnäckig, so wie meistens. Er hatte bisher nur wenige Geheimnisse vor ihr bewahren können.
    Die Kette. Mora weiß nichts davon. Nichts von Linnia. Auch nichts davon, dass ich an ihrer Seite gegen Drachen gekämpft habe, dass ich sie geküsst habe, dass ich sie in meinem Bett hatte – obwohl nichts zwischen uns passiert ist, würde Mora mich dafür totschlagen mit eigenen Händen, ganz ohne verzauberte Schürze –, von alldem, was zwischen uns war, ein Zauber anderer Art und doch

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