Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Pivellius’ Stimme rührte Rinek gegen seinen Willen. Seine Unfähigkeit, gegen Weas Flüche anzukommen nagte an ihm. Wenn er nur mächtiger gewesen wäre! So mächtig, dass er ihr entgegentreten und sie in einem grandiosen Duell besiegen könnte!
» Vielleicht wäre es besser gewesen, den König zu verlieren, als das da zu gewinnen«, sagte jemand hinter ihm. Gunya, die Ritterin, eine steile Falte zwischen den Augen. » Das soll unsere Hoffnung sein? Ein greinender alter Mann? Das ist Schenns Zukunft? Ich sage Euch, es ist das Gesicht unseres Untergangs. Unsichtbar und heulend. Arian wird sterben, wann immer Scharech-Par es will. Und wir ebenso.«
» Von wegen.« Rinek hatte keine Ahnung, was er tun sollte, tun konnte, doch ihre Worte so stehen zu lassen vermochte er nicht. » Wir holen den Prinzen da raus. Wir retten Lanhannat.«
» Ach ja, und wie? Große Worte von einem Mann, der sich am besten auf das Schleppen von Getreidesäcken versteht.«
» Wir brauchen einen Zauberer!«, rief Pivellius. » Einen starken Zauberer, den stärksten, den es gibt!«
Nezky drängte sich durch die Umstehenden. » Es gibt keine starken Magier mehr, Majestät. Dafür hat Scharech-Par schon vor Jahrhunderten gesorgt.«
» Nein«, sagte Pivellius leise, » dafür habe ich gesorgt. Und daran wird mein Sohn sterben. Daran wird das Königtum zugrunde gehen.«
Die Trostlosigkeit dieses Eingeständnisses war mehr, als Rinek ertragen konnte. » Weg hier! Hier gibt es nichts zu sehen!« Er scheuchte die Leute davon, schubste jeden, der nicht schnell genug fortkam. Erst dann sprach er seinen Gedanken aus. » Vielleicht sollte man genau das tun«, sagte er.
» Was?« Agga war entsetzt.
» Den Prinzen töten. Manchmal ist der Tod der einzige Weg, um jemanden aus der Hand der Feinde zu reißen.«
Nezky begriff als Erster. » Gift? Dasselbe, mit dem der König in den todähnlichen Zustand versetzt wurde?«
» Das ist die Idee«, bestätigte Rinek.
» Wisst Ihr denn, wie man es herstellt?«, fragte Pivellius.
» Mora ist tot, und das hat sie mir leider nicht beigebracht«, musste Rinek zugeben.
» Vielleicht ist noch ein kleines bisschen übrig«, flüsterte Nezky. Verlegen hob er die Schultern. » Ich habe den Becher aufbewahrt, damals, als es Euch traf, Majestät. Für die Untersuchung. Allerdings gab es nie eine. Der Narr wurde festgenommen, und ich wartete vergebens auf eine Anhörung, niemand fragte nach dem Gift oder danach, wer es Euch verabreicht haben könnte.«
» Wo ist es?«, rief Rinek.
» Ich habe es in meinem Zimmer eingeschlossen, in einem Schrank. Wenn dort keine tijoanischen Wächter einquartiert worden sind, müsste es sich noch immer an Ort und Stelle befinden. Allerdings ist es nicht viel – ein kleiner Löffel voll. Ich habe es übrigens in eine saubere Flasche umgefüllt.«
» Ihr interessiert Euch für Gifte?«, fragte der König. Seine Stimme klang ein klein wenig eisig. Doch dann besann er sich wieder, seufzte und sagte: » Ich werde es meinem Sohn bringen. Hoffen wir, dass Scharech-Par genug Anstand besitzt, um den Käfig zu öffnen, wenn er den Gefangenen für tot hält.«
» Ich werde es Arian überreichen«, sagte Rinek.
» Nein! Ich muss dabei sein! Was, wenn sie ihm etwas antun, um sicherzugehen? Dann muss ich für ihn kämpfen!« Seine Stimme kam näher; offenbar hatte er sich aufgerappelt. » Sofort. Aus dem Weg – wagt es nicht, mich aufzuhalten. Fordert meinen Zorn nicht heraus!«
Womöglich beschoss Pivellius sie gerade mit wütenden Blicken, doch da niemand es sehen konnte, wagte sogar Agga, sich aufzulehnen.
» So ein Unsinn, Majestät. Ihr seid müde und geschwächt, und Ihr würdet nur alles verderben. Legt Euch sofort wieder hin, bevor irgendjemandem die Hand ausrutscht. Ich bete darum, dass ich nicht diejenige bin. – Geh endlich«, zischte sie Rinek zu, » was stehst du hier noch rum?«
28
» Du schon wieder.« Arian gab sich gelangweilt.
Er betrachtete angelegentlich seine Fingernägel, als Rinek hinter dem Wandteppich hervorkam. Unwillkürlich empfand der Briner Bewunderung für den Prinzen, der seine Angst so gut zu verbergen verstand. In seinem eigenen Gemach eingesperrt zu sein und auf den Tod zu warten hätte ihn selbst, das wusste er, in einen wutschnaubenden Stier verwandelt.
» Ich bringe Euch etwas.« Rinek zog das Fläschchen aus seiner Tasche. » Das müsst Ihr trinken.«
» Warum?« Arian runzelte die Stirn, was ihm ein grimmiges Aussehen verlieh. Er sah auf
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