Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
eine verwegene Weise gut aus – ob er wohl ein Frauenheld war? Rinek konnte sich vorstellen, dass es nicht ganz einfach war, mit ihm auszukommen. » Das riecht nach saurem Wein.« Er schnupperte am Flaschenhals.
» Das ist es auch. Ein Schluck alter Wein.«
» Ich werde hier durchaus gut versorgt. Ich bin kein Trinker, der alles hinunterkippt.«
Letzteres glaubte Rinek ihm gerne, Ersteres weniger. Die goldene Schale mit dem Obst und einer Scheibe duftenden Bratens stand außerhalb Arians Reichweite. In seinem Käfig war nur ein leerer Teller; er musste alles aufgegessen haben, was man ihm gebracht hatte, kein einziger Krümel war übrig. Nein, Scharech-Par verwöhnte seinen Gefangenen ganz sicher nicht.
» Habt Ihr vor, mich zu vergiften?«, erkundigte sich Arian.
» Natürlich«, sagte Rinek.
» Um mir weitere Qualen zu ersparen? Um zu verhindern, dass mein Vater sich herschleicht und sich umbringt, bei dem Versuch, mich zu befreien?«
» Trinkt. Ihr müsst mir einfach vertrauen.«
Arian zögerte. » Was mir in letzter Zeit so alles widerfahren ist, macht es mir nicht gerade leicht, jemandem zu vertrauen.«
» Das ist dasselbe Gift, das Euren Vater getötet hat«, erklärte Rinek.
» Wer behauptet das?«
» Fürst Nezky.«
Der Prinz seufzte. » Also muss ich Euch vertrauen, Fürst Nezky und dem unbekannten Giftmischer. Wie nett.« Er wog die kleine Flasche in seiner Hand, und für einen Moment verrutschte sein gefasstes Gesicht. Schweiß stand ihm auf der Stirn, in seinen Augen lag ein gehetzter Ausdruck. Sein Lächeln war voller Bitterkeit.
» Ich bin so oft dem Tod entgegengetreten«, sagte er leise. » Der Tod war ein Drache, den es zu besiegen galt. Dies ist, als würde ich den Kopf in seinen Rachen stecken und hoffen, dass er das Maul nicht schließt.«
Ein Knarren an der Tür ließ Rinek zusammenfahren. » Beeilt Euch!«, zischte er. » Schnell!«
Arian zögerte keinen Moment länger. Er kippte den Schluck hinunter, während Rinek sich mit einem Hechtsprung hinter den nächstbesten Sessel rettete. Er versuchte, sein hämmerndes Herz, das ihm selbst überlaut in den Ohren dröhnte, zu bezwingen.
» Nun, wie geht es unserem Gast?«, fragte Scharech-Par.
Arian stand noch aufrecht, an die Gitterstäbe gelehnt. Vielleicht war es zu wenig Gift gewesen, vielleicht wirkte es nicht mehr, wie es sollte, denn Rinek hörte den Prinzen antworten.
» Gast?«, fragte er höhnisch. » Euer Gast? Ihr seid derjenige, der sich wie ein Gast benehmen …« Seine Stimme brach. Er ächzte etwas Unverständliches.
Vorsichtig lugte Rinek hinter dem Sessel hervor und sah, wie Arian sich schweratmend an die Gitterstäbe krallte.
Sein Atem setzte aus. Da lag das Fläschchen, auf dem Boden zwischen ihm und dem Käfig. Wenn der Tijoaner es entdeckte, würde er sich zusammenreimen, dass der Prinz Besuch bekommen hatte. Vorsichtig streckte Rinek die Krallen danach aus. Währenddessen beobachtete Scharech-Par seinen Gefangenen mit einem kühlen, ein wenig verwunderten Blick.
» Soll das ein Versuch sein, mich dazu zu bewegen, Euren Käfig zu öffnen? Ich glaube nicht, dass …«
Arian krümmte sich und rutschte tiefer. Er schnappte nach Luft. Seine dunklen Augen begegneten Rineks Blick. Sterbe ich?, schienen sie zu fragen.
Vertraut mir, dachte der Briner, nur um selbst zu erschrecken, als Arians Blick brach.
Der Tod sah so unglaublich echt aus, so unumkehrbar …
Die Flasche schabte leise über den Boden, während er sie heranzog. Mit einem Satz war Scharech-Par bei ihm. Rinek schaffte es gerade noch, den verräterischen Gegenstand unter den Sessel zu schieben, bevor der Tijoaner sich auf ihn stürzte.
» Du! Du schon wieder!«
Er war überraschend stark. Obwohl Rinek um einiges größer und schwerer war, packte der Drachenkönig ihn am Kragen und zerrte ihn über die Lehne des Sessels. Der Briner krachte gegen den Käfig und sah für einen Moment in die starren Augen des Prinzen, dann zog Scharech-Par ihn schon wieder hoch und schleuderte ihn gegen einen marmornen Tisch, der quietschend über den glatten Boden rutschte.
An der Tür erschien eine blonde Frau, die auf dem Kopf zu stehen schien. Rinek blinzelte, dann wurde ihm bewusst, dass er derjenige war, der ungünstig lag. Alles drehte sich um ihn.
» Braucht Ihr Hilfe?«
» Nein, Wea, mit diesem Kerl werde ich schon selbst fertig.«
Rinek fühlte sich erneut hochgerissen. Der Schmerz betäubte ihn für einen Moment, als er mit dem Rücken gegen einen
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