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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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fort, war schon auf der Flucht. » Du hast mich zum Gespött gemacht, vor dem ganzen Dorf. Vor allen! Du hast zwar gesagt, es ist dir egal, was die Leute denken, aber mir nicht! Mir ist es nicht egal!«
    » Ich habe Rakion besiegt. Was ist daran so schlimm?«
    » Du bist eine Kriegerin. Alle haben es gesehen. Alle! Dass du einen Mann niederschlagen kannst, wenn du willst. Dass du ihn an der Nase herumführen und vor die Wand laufen lassen kannst. Du kannst ihm sein Hab und Gut entreißen und es ihm wieder schenken, wie es dir beliebt. Bei Arajas, Linn! Du kommst hierher wie eine Königin, wie eine Ritterin!«
    » Ich bin Drachenjägerin. Das weißt du.«
    Warum nur hatte sie geglaubt, er würde stolz und froh sein? Er würde sie in die Arme schließen und herumwirbeln und lachen? Erkennen, dass sie zwar nicht Binia sein konnte, aber dafür viele andere praktische Dinge beherrschte, wie zum Beispiel das Verprügeln von Bütteln? Ihr für das Haus danken und mit ihr gemeinsam eine Zukunft planen, die vielleicht nicht voller Leidenschaft sein würde, aber immerhin ihnen beiden Zufriedenheit schenken konnte?
    Yaro widmete sich wieder seiner Kiste. » Es gibt Frauen, die singen«, sagte er leise. » Deren Stimme lieblicher ist als die der Vögel im Wald. Mädchen, die tanzen, mit Bändern im Haar. So habe ich dich immer gesehen. Mit Bändern und Blättern und wie du die Füße ins Wasser gehalten hast …«
    » Ich habe nie gesungen«, erinnerte sie ihn.
    » Richtig«, sagte er. » Das hast du nicht. Aber du siehst so aus, als könntest du es. Du warst das Mädchen, das mich immer zum Lachen gebracht hat …« Seine Stimme brach.
    Worum ging es hier überhaupt? » Ich bin nicht Binia«, sagte sie.
    Yaro erstarrte. » Ganz recht«, sagte er schließlich. » Das bist du nicht.«
    » Ich dachte, ich könnte deinen Schmerz irgendwie heilen. Es könnte vielleicht«, sie sprach immer leiser, » Glück geben. Nicht sofort. Aber mit der Zeit. Wir können doch nicht immer nur unglücklich sein.«
    Er schwieg.
    » Yaro … muss ich denn wirklich … lieblich sein?«
    » Niemand, der dich eben erlebt hat, würde dich noch dafür halten«, sagte er und klappte den Deckel der Kiste zu.
    Wie seltsam. Sie liebte ihn nicht. Sie hatte ihn nie geliebt, sie hatte sich nur immer darauf verlassen, dass er hier sein würde. Yaro wartet … Wie oft hatte sie das gedacht, es gesagt, es geglaubt, wie an so vieles. Eine Selbstverständlichkeit, so wie die Tatsache, dass die Sonne aufging und wieder unterging.
    Yaro Tausendschön. Vielleicht brauchte er einfach nur Zeit, um den Schmerz über Binias Tod zu verarbeiten. Um zu begreifen, dass sie niemals so sein würde wie ihre Schwester, dass sie bei der Arbeit nicht sang, sondern in den Himmel hinaufsah und träumte.
    » Ich wusste nicht, dass du so denkst«, sagte sie.
    Ein Fremder, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Nicht mehr der Freund ihrer Kindheitstage. Erst jetzt, aus der Distanz, die plötzlich zwischen ihnen herrschte, konnte sie begreifen, dass er sich eigentlich gar nicht mal so sehr verändert hatte. War es nicht schon immer so gewesen? Hör auf, von Drachen zu reden. Mach dich nicht zum Gespött der Leute. Mein Vater wird nie mit deinem Vater reden, wenn du dich nicht änderst. Was wird Tante Taria sagen?
    Linn hatte Yaro nie geliebt, aber jetzt verstand sie endlich, dass es ihm nicht anders ergangen war. Er hatte immer schon ein anderes Mädchen haben wollen, noch bevor er sich in Binia verliebt hatte. Ein Mädchen, das Linn nicht war und niemals sein konnte.
    Sie fühlte ein hysterisches Kichern in sich aufsteigen. » Wusstest du, dass deine Tante nach einem bösen Drachenkönig benannt wurde?«, platzte sie heraus.
    Yaro warf ihr einen unbeschreiblichen Blick zu, schulterte die Kiste und ging.

32

    Das Blatt lag golden und rötlich in ihrer Hand. Linn betrachtete es, während die Sonne hinter den Tannen vorüberwanderte. Die Kraft der Sonne. Die Anmut des Windes. Die Ruhe der Erde …
    » Hast du mir irgendetwas zu sagen? Wofür könnte man dich benutzen? Keine Antwort? Das habe ich mir schon gedacht.« Linn warf das Blatt in den Bach, wo die Wellen es schaukelnd davontrugen.
    Ein Jahr lang hatte sie Zeit gehabt, sich in Brina einzuleben. Sie langweilte sich selten, seit sie abwechselnd in der Burg Wache schob und auf ihre kleine Nichte Nia, Meroks und Ferinas Tochter, aufpasste, doch manchmal stieg die Sehnsucht in ihr auf, etwas in den Händen zu halten, das nur ihr

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