Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
Mädchen seufzte und setzte sich neben ihn auf den Fußboden.
» Wie sie immer alle über Nival reden«, murrte sie. » Wie über einen kleinen dummen Jungen. Dabei ist er ein Mann. Ein interessanter Mann. Nur leider sind die in dieser Stadt alle für Linnia reserviert!« Sie warf Rinek einen feindseligen Blick zu.
» Ich nicht«, versicherte er. » Ich bin bloß ihr Bruder. Wenn du dich für Yaro erwärmst, musst du ihn selbst fragen.«
Sie musterte ihn misstrauisch. » Ihr würdet also keine Zäune errichten, um den Verlobten Eurer Schwester zu schützen?«
» Wir sind den weiten Weg hergekommen, und Linn hat ihn kaum eines Blickes gewürdigt. Wenn sie sich inzwischen für jemand anders entschieden hat, was soll ich mich da einmischen?«
» Und ob Ihr Yaro schützen wollt«, sagte Agga. Herausfordernd starrte sie Rinek an. » Er ist der Einzige, der zu unschuldig ist für diese Stadt voller Wölfe und Zauberer, und das wisst Ihr genau.«
» Ja«, sagte er und lächelte sie an, weil er merkte, wie unangenehm ihr das war, » aber für dich würde ich eine Ausnahme machen.«
» Ach was. Wieso, wenn ich fragen darf?«
» Dein liebreizendes Wesen … deine spitze Zunge …« Er streckte die Hand aus und strich ihr eine vorwitzige blonde Strähne hinter das Ohr. » Deine unvergleichliche Schönheit …«
Er hatte es übertrieben. Agga schlug seine Hand weg, ihre Augen blitzten. » Nicht nur Yaro hat eine Mauer um sich errichtet«, fauchte sie. » Ihr solltet die Grenzen anderer ein wenig besser akzeptieren. Nicht jedes Schloss lässt sich mit Eurem Krückstock einschlagen!«
Rinek lachte in sich hinein. Er konnte nicht anders, als die Wortgeplänkel mit Agga zu genießen. Vielleicht sollte er Yaro lieber nach Hause schicken. Lester, der Müller von Brina und Rineks Vater, brauchte Hilfe, und hier in Lanhannat wurde es von Tag zu Tag gefährlicher. Yaro fühlte sich in der großen Stadt nicht wohl – und es würde auch nicht schaden, die Konkurrenz aus dem Weg zu haben.
Gefahr. Schöne Frauen. Ein toter König, den es zu retten galt.
Rinek war in seinem Element.
» Dieses Warten macht mich ganz verrückt.«
Yaro verschränkte die Arme hinter dem Kopf und lehnte sich in dem Schaukelstuhl der Hausherrin zurück, die gerade irgendetwas für den König vorbereitete – oder für ihren Neffen, wer wusste das schon zu sagen?
» Warum bist du Linn nicht gefolgt?«
Diese Frage lag Rinek schon seit Tagen auf der Zunge. Immerhin waren sein bester Freund und seine Schwester seit ihrer Kindheit miteinander verlobt. Als sich in der Stadt herumsprach, dass die herausragende Drachenjägerin der königlichen Garde mit Schimpf und Schande hinausgeworfen worden war, waren sie alle fassungslos gewesen. Ihre liebe Linnia, verbannt, weil sie sich mit den Drachen verbündet hatte und schuld am Tod eines Ritters war? Es war kaum zu glauben.
» Du wolltest sie nach Hause holen«, sagte Rinek. » Aber jetzt, da sie gehen musste, bleibst du hier. Erzähl mir nicht, dass es wegen der Verbannung ist.«
Yaro sackte in sich zusammen. » Nein, deswegen nicht. Und irgendwie doch. Ich weiß nicht mehr, wer sie eigentlich ist. Für dich als ihren Bruder ist es anders. Egal, was geschieht, du bist und bleibst ihr Bruder. Aber wir wollten heiraten.« Traurig schüttelte er den Kopf. » Sie hat sich so verändert.«
» Das war zu erwarten, als sie Brina verließ, um eine Drachenjägerin zu werden. Du hast ja wohl nicht angenommen, dass aus einer Müllerstochter eine erfolgreiche Ritterin wird und sie trotzdem dieselbe bleibt.«
Yaro hob die Schultern.
» Ihr solltet das klären«, bestimmte Rinek. » Reite ihr nach. Ich hab mit meinen Wetten genug Geld verdient, für ein kleines Pferd müsste es reichen. Vielleicht holst du sie nicht mehr ein, aber dann triffst du wenigstens nicht viel später ein als sie. Soll sie nach Hause kommen und das Dorf leer vorfinden? Meine Eltern brauchen dich in der Mühle. Wenn das Heer dich einziehen will, kannst du dich immer noch verstecken. Außerdem …« Er zögerte.
» Der Krieg wird hierherkommen.«
» Ganz recht. Du warst beim Laranstag dabei. Scharech-Par wird die Stadt angreifen, um zu untermauern, dass er wirklich Larans Erbe ist.« Seit Hunderten von Jahren saßen die Nachkommen des Heiligen Brahan auf dem Thron, aber der wahre Held des Volkes war dessen ältester Sohn Laran gewesen, der legendäre Drachentöter. Bis vor kurzem waren noch alle davon ausgegangen, er hätte keine Kinder gehabt
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