Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3
– und erst recht hatte niemand auch nur im Traum damit gerechnet, ein solcher Erbe könnte aus dem verfeindeten Tijoa kommen. » Auf keinen Fall wird Prinz Arian ihm den Thron freiwillig überlassen. Das heißt, früher oder später wird es hier schlimmer als irgendwo sonst in Schenn. Wenn dieser Mann tatsächlich den Drachen befehlen kann, wird Lanhannat in Flammen aufgehen. Verschwinde von hier, Yaro. Ich kann nicht zulassen, dass meine Schwester ihren zukünftigen Mann und meine Eltern ihren besten Helfer verlieren.«
Yaro nickte langsam. » Das klingt nicht so, als hättest du die Absicht mitzukommen.«
» Das Geld wird bloß für ein Reittier reichen.«
» Ach!« Sein Freund schüttelte den Kopf. » Wenn es nur das wäre – dann reitest du, und ich gehe eben zu Fuß.«
» Nein, Yaro, ich bleibe.«
» Was willst du hier denn noch? Du hast dich doch nicht etwa in Agga verguckt?«
Wie sollte er es erklären? Er hatte sein ganzes Leben in seinem Heimatdorf Brina verbracht, und als er sein Bein verloren hatte, hatte er weitergemacht, als wenn nichts wäre. Aber der Weg in die Hauptstadt hatte ihm die Augen geöffnet. Hier war ein anderes Leben möglich, das über harte körperliche Arbeit hinausging, und er war sich durchaus darüber im Klaren, dass er die Mühle irgendwann würde aufgeben müssen. Um noch ein anderes Handwerk zu lernen, das er im Sitzen ausüben konnte – Schuster vielleicht? –, war er zu alt, und immer deutlicher wurde ihm, dass nichts davon für ihn in Frage kam. Nicht, seitdem er das Brennen geheimer Worte auf der Zunge gespürt hatte.
» Ich muss sie beschützen. Mora und die alten Männer. Sie haben sonst niemanden. Ich glaube kaum, dass es reichen wird, wenn Agga den Soldaten aus Tijoa die Augen auskratzt.«
» Mora kann zaubern. Sie kann sich bestimmt besser verteidigen als du.« Yaro stöhnte auf. » Das ist es, oder? Die Zauberei? Willst du, dass sie dich unterrichtet?«
» Zu Hause in Brina müsste ich mich verstecken. Ich könnte mit überhaupt niemandem darüber reden.«
» Rede mit mir«, schlug Yaro vor. » Oder mit Linnia. Wenn sie wirklich eine Zauberin ist, wäre sie bestimmt froh darüber zu erfahren, dass du ebenfalls Talent hast. Geheim halten musst du es hier wie dort, in ganz Schenn steht auf Magie die Todesstrafe.«
» Zu Hause war ich schon oft genug im Gefängnis. Das Verlies unter dem Schloss kenne ich wenigstens noch nicht.«
» Verlies? Wenn man dich erwischt, unter den Augen des Königs, bist du tot!«
Rinek musste sich eingestehen, dass er genauso gedacht hatte, als er noch nichts von seinem magischen Blut gewusst hatte. Versteck es. Verheimliche es, und alles ist in Ordnung. Aber seitdem er geschmeckt hatte, wie es war zu zaubern, seit er geheilt und dabei ungeahntes Vergnügen empfunden hatte, war er nicht gewillt, damit aufzuhören. Zu Hause in Brina hatte er keine Chance, an die wichtigen Zutaten heranzukommen, die man zum Zaubern brauchte: Schuppen oder Hörner von Drachen. Zwar würzte man auch in der Provinz Nelcken die Speisen mit Caness – obwohl niemand dort ahnte, dass es sich dabei um Drachenstaub handelte, um den feinen Abrieb der harten Schuppen –, doch das genügte ihm nicht. Wer sollte ihm die Wörter beibringen, die man brauchte, um ganz neue Zauber zu bewirken, um Dinge zu erreichen, von denen er nicht einmal zu träumen wagte?
» Du kannst kein Zauberer werden, mein Freund«, sagte Yaro kopfschüttelnd.
» Wenn es Krieg gibt, hat der Prinz bald Besseres zu tun, als Magier zu jagen.«
» Nein, denn das werden die Feinde aus Tijoa erledigen, wenn sie mit ihren Soldaten und ihren eigenen Zauberern herkommen. Aber was diskutiere ich hier mit dir. Du warst noch nie Argumenten zugänglich. Immer mit dem Kopf durch die Wand!«
» Tja«, meinte Rinek. Ihm wollte partout keine schlagfertige Antwort einfallen.
» Ich sollte wenigstens abwarten, bis wir den König in Sicherheit gebracht haben.« Yaro musterte Rineks Gesicht und seufzte. » Dazu braucht ihr mich gar nicht, stimmt’s? Wenn Nival erst wieder da ist …«
» Ich schicke dir eine Nachricht«, versprach Rinek.
» Und das Duell zwischen unserem Prinzen und dem tijoanischen König?«
» Wartest du auch nicht ab.« Er konnte sich kaum erklären, warum es ihm auf einmal so wichtig war, Yaro nach Hause zu schicken. Früher hätte Rinek nicht einmal darüber nachgedacht, seinen Freund den langen Weg nach Brina alleine bewältigen zu lassen, schließlich war der Schmiedesohn
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