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Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3

Titel: Die Drachenjägerin 3 - Winter, M: Drachenjägerin 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja Winter
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starrte auf die Falten der Plane, als könnte sie durch die Macht ihrer Augen ihren Neffen dort erscheinen lassen.
    » Sie sind nicht gekommen.« Agga seufzte. » Wir haben die ganze Nacht durchgehalten, umsonst.«
    » Vielleicht haben sie sich verspätet«, meinte Mora. Ihre Stimme zitterte verräterisch. » Ihr hättet länger warten sollen!«
    » Wie lange denn?«, fragte das Mädchen.
    » Bis sie gekommen wären!«
    » Frau Mora.« Lireck fasste sie sanft am Ellbogen. » Ihr wusstet es die ganze Zeit, nicht wahr?«
    » Nein«, stöhnte Mora. » Nein, das glaube ich nicht. Ich lasse das nicht zu.«
    » Ich gehe hoch ins Schloss«, kündigte Agga an. » Vielleicht erfahre ich etwas.«
    » Die Wachen werden dich nicht in den Hof lassen.«
    » Vielleicht doch, wenn Ihr mir etwas mitgebt, was ich in der Küche abliefern kann. Es duftet hier so verräterisch – Ihr habt die ganze Nacht gebacken, wetten?«
    » Ich wollte dem König etwas anbieten können«, murmelte Mora. » Aber es sind keine Pasteten.«
    » Macht nichts. Wo ist der Korb?« Trotz der durchwachten Nacht gab Agga sich betont munter. Die Alten halfen ihr, den Korb mit den einfachen Brötchen zu füllen, die Mora hergestellt hatte. Sie besaß keinen Steinofen mehr und hatte die Teiglinge einfach über dem Herdfeuer gegart. Offenbar hatte sie die Backwerke mit Caness behandelt, denn sie dufteten einfach unwiderstehlich.
    » So, ich bin bereit.« Die blonde Magd band sich ein Tuch ums Haar und war schon halb aus der Tür. » Wenn der Verurteilte aus seiner Zelle entflohen ist, erfahre ich davon.«
    Rinek hatte sich auf der Küchenbank niedergelassen und kämpfte gegen die Schmerzen und seine Erschöpfung an. Dankbar nahm er den Tee an, den Mora ihm reichte.
    » Ich muss Euch heilen«, sagte sie.
    » Ihr solltet Eure Kräfte schonen«, gab er zurück. » Für Euren Neffen und den König.«
    Sie seufzte schwer. » Es hat nicht geklappt. Machen wir uns doch nichts vor.«
    Er ließ zu, dass sie sich über ihn beugte und das Holzbein abschnallte. » Ihr braucht Ruhe«, befand sie streng.
    Und Ihr, hätte er am liebsten entgegnet, braucht jemanden, um den Ihr Euch kümmern könnt. Aber er ließ sie gewähren, und mit Erleichterung stellte er fest, dass der Schmerz abebbte und schließlich verschwand. Die Müdigkeit überwältigte ihn, ihm fielen die Augen zu, und das Letzte, was er hörte, war Moras Seufzen.
    Das Schweigen war lauter als alles, so laut, dass es ihn weckte. Er fuhr hoch und fand alle in der Küche versammelt. Agga stand mitten im Raum und weinte. Ihre Schönheit und Fröhlichkeit schmolzen dahin, während die Tränen ihr die Wangen herabrannen.
    Einer nach dem anderen schlichen die alten Männer aus der Küche. Mora wehrte Aggas ausgestreckte Arme ab; sie fiel in sich zusammen, als hätte jemand sie geschlagen, und floh.
    » Was ist passiert?«, fragte Rinek, aber ihm war, als ob er es schon wusste.
    » Nival ist tot«, sagte Agga. » O ihr Götter, habe ich das gerade eben gesagt? Kann es wirklich sein? Er ist tot. Sie haben ihn nicht einfach nur ins Verlies gesteckt. Sie haben ihn gefoltert und draußen an den Turm gehängt, und der Prinz hat die vorgeschriebene Zeit überhaupt nicht abgewartet, um sich am Mörder seines Vaters zu rächen. Unser Plan ist so sehr missglückt, wie er es schlimmer nicht konnte. Aber wenigstens wissen wir jetzt, dass Nival uns nicht verraten hat. Er konnte den König nicht retten, und so sind sie nun beide tot.«
    Rinek setzte sich auf und befühlte sein wundes Bein. Die entzündete Stelle war dank Moras magischer Behandlung geheilt, doch dafür saß ein neuer Schmerz in seiner Brust. Er hatte Nival nicht lange gekannt, aber in der kurzen Zeit war ihm der junge Mann ans Herz gewachsen – sein Mut, seine Dreistigkeit, sein unnachahmlicher Kampfstil. Ein Freund, gerade erst gewonnen und schon wieder verloren.
    » Wenn Nival uns nicht verraten hat, ist Pivellius nicht tot.«
    » Er sollte ihn vergangene Nacht befreien. Das hat er jedoch nicht getan, und er wird es auch nicht mehr können, wie Ihr wüsstet, wenn Ihr mir zugehört hättet!«, fuhr Agga ihn an, als wollte sie ihn dafür verantwortlich machen.
    » Der König ist wach, ja, und mit Sicherheit missfällt es ihm, in einen Sarg eingeschlossen zu sein, aber daran stirbt man nicht gleich«, sagte Rinek. » Er hat noch ein paar Tage.«
    » In einem Sarg!«, schrie Agga.
    » Dann müssen wir ihn da rausholen.« Er hätte es gleich tun sollen, nachdem der Trauerzug

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