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Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes

Titel: Die Drachenkämpferin 01 - Im Land des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Zehenspitzen ein. Auf einem Bett lag ein Junge, so bleich wie die Wand, mit einem großen roten Fleck auf der Wange, aus dem durch einen behelfsmäßigen Verband immer noch Blut austrat. Bei diesem Anblick kamen Nihal sofort Bilder aus dem Krieg in den Sinn, doch sie bemühte sich, die Erinnerungen schnell wieder zu vertreiben.
    »Guten Abend, Mira. Weine nicht, ich will deinem Sohn helfen«, sagte Eleusi leise. Sie musste der Frau sanft einen Arm um die Schultern legen, um sie ein Stück von dem Lager wegführen zu können. In dem Raum war auch ein Mann, hinter dem sich ängstlich ein blondes kleines Mädchen versteckte. An ihn wandte sich Eleusi nun. »Erzähl mir genau, was geschehen ist.«
    Während der Mann mit erregter Stimme den Vorfall schilderte, blickte Nihal sich um. Sie kam sich fehl am Platz vor: Sie war keine Priesterin und hätte nicht sagen können, was dem Jungen genau fehlte. Bis dahin hatte sie ausschließlich sich selbst behandelt, und das auch nur mit sehr schwachen Zaubern. Während der Mann erzählte, starrte das kleine Mädchen hinter seinem Rücken Nihal unverwandt an.
    »Seid unbesorgt, ich glaube nicht, dass es sehr schlimm ist«, beruhigte Eleusi die Familie, trat dann noch näher an den Jungen heran und winkte Nihal zu sich. Dann löste sie den Verband und begann, die Wunde zu untersuchen, um anschließend ihren aufmerksamen, erfahrenen Blick über den ganzen Körper des Jungen gleiten zu lassen und sich jede Einzelheit zu betrachten.
    »Behandele du seine Wunde«, wandte sie sich daraufhin an Nihal, »ich selbst will versuchen, ihn aus seiner Bewusstlosigkeit herauszuholen. Er hat zwar auch ein wenig Fieber, aber es dürfte nicht zu schwierig sein.«
    Nihal nickte. Sie krempelte die Ärmel ihres Kleides hoch, setzte sich aufs Bett und legte die Hände zusammen. Wie Nadeln spürte sie die Blicke aller Anwesenden auf sich gerichtet. Dessen ungeachtet versuchte sie sich zu konzentrieren und legte dann die Hände auf die Wunde. Sie war nicht tief und würde sich leicht schließen lassen. Doch der Mutter war die Sache nicht geheuer. »Wer ist die Frau, die du mitgebracht hast, Eleusi?«, fragte sie besorgt.
    »Eine Freundin. Sie kommt aus dem Land des Wassers und ist für einige Zeit zu Besuch bei mir.«
    »Aber was macht sie denn da mit meinem Doran?«
    »Kein Angst, sie weiß, was sie tut. Sie ist meine Gehilfin.«
    Doch kaum war Nihal dazu übergegangen, die Zauberformel zu sprechen, während sich gleichzeitig ein Ring bläulichen Lichts um ihre Hände bildete, war die Frau nicht mehr zu halten. »Seht doch! Eine Hexe! Du hast mir eine Hexe ins Haus gebracht«, schrie sie und stieß Nihal unsanft vom Bett fort.
    Als Nihal daraufhin zu Boden fiel, rutschte ihr ein Haarbüschel unter dem Schal hervor, den sie wie einen Turban um den Kopf geschlungen hatte.
    Sogleich streckte das kleine Mädchen den Zeigefinger zu ihr aus. »Schau mal, Mama, sie hat blaue Haare!«
    Die Frau starrte Nihal hasserfüllt an: »Schafft sie weg von meinem Sohn!«, kreischte sie. Eleusi trat zu ihr. »Du musst keine Angst haben«, sagte sie in ruhigem Ton. »Sie ist wirklich eine gute Freundin von mir, ich kenne sie schon lange, und sie ist wirklich sehr tüchtig.«
    Doch Mira war nicht zu besänftigen. »Sie ist eine Hexe! Eine Hexe«, kreischte sie immerzu.
    Nihal hatte sich in eine Ecke des Raumes zurückgezogen: Es war eine Situation, die sie aus der Akademie kannte. Wie gut erinnerte sie sich noch an solch feindselige Blicke, an jenes unverhohlene Misstrauen.
    Doch Eleusi gab sich noch nicht geschlagen. Ihre Stimme wurde lauter. »Wenn ich deinen Sohn retten soll, brauche ich sie. Und außerdem - seit Jahren behandele ich nun schon die Leute hier im Dorf. Und auch euch habe ich allen schon einmal geholfen. Warum willst du mir jetzt nicht trauen?«
    »Ich will keine Hexe in meinem Haus!«
    »Gut, wie du meinst, Mira. Komm Nihal, hier haben wir nichts mehr zu suchen«, sagte Eleusi, indem sie sich zum Gehen wandte.
    »Warte!« Zögernd erhob sich die Frau vom Bett ihres Sohnes und starrte Nihal in die Augen. »Wenn ihm etwas passiert, ist es um dein Leben geschehen«, zischte sie. Als der Junge wieder zu sich kam, fiel ihm Mira weinend um den Hals. Eleusi vergalt man ihre Hilfe mit wenigen Münzen und einem Säcklein Mehl. Für Nihal gab es nicht mal ein Wort.
    Im Dorf sprach sich die Geschichte bald herum. Mira erzählte ihren Freundinnen davon, und so machte die Neuigkeit die Runde.
    »Wir haben eine Hexe unter

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