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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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dessen, was vor ihr lag, bewusst. Vielleicht hatte Ido doch recht.
    »Kann ich dich mal etwas fragen?«, sprach Laio sie plötzlich mit ernster Stimme an. »Was ist denn?«, wehrte Nihal ab.
    »Warum hast du dich eigentlich überhaupt auf die Sache eingelassen?«
    »Ich verstehe nicht, was du damit meinst«, erwiderte sie mit gespielter Gleichgültigkeit. »Als du Dola das letzte Mal angegriffen hast, ist dir das sehr schlecht bekommen. Was suchst du? Was willst du beweisen?«
    »Du hast dich wohl mit Ido abgesprochen, Laio.« Er zuckte nur mit den Achseln. »Nein, Nihal, nein.«
    Als man in dem Heerlager im Erz-Wald einen Verstärkungstrupp anrücken sah, der unter dem Befehl einer Frau stand, waren die einen fassungslos, andere lachten, wieder andere gaben jede Hoffnung auf.
    Im Lager atmete man den Geruch des Todes. Alles schien ausgeblichen, wie ein Himmel nach tagelangen Regenfällen. Es waren rund zwanzig Zelte, alle von derselben undefinierbaren schlammigen Farbe. Es gab viele Verwundete, und wer noch gesund war, wirkte zu Tode erschöpft. Frauen und Kinder gab es nicht im Lager, nur Männer in der Einsamkeit des Krieges. Auf einem Rundgang machte der Kommandant Nihal mit allem vertraut. Das Gebiet war alles andere als ein ideales Schlachtfeld. Nihal hatte noch nie im dichten Unterholz gekämpft, und dieser Wald hier wirkte schier undurchdringlich. Sie erinnerte sich an ihn: Sie hatte ihn durchquert, als sie aus dem brennenden Salazar geflohen waren. Wenn sie die Ohren spitzte, konnte sie das Rauschen des Saars hören.
    Schließlich erreichten sie eine Anhöhe, von der aus Nihal sich ein klares Bild der Situation machen konnte: An manchen Stellen wirkte der Wald wie gehäutet, sie erkannte große Flecken nackter Erde, die wie offene Wunden aussahen. Diese breiteten sich aus von einem schwarzen Kern in der Mitte, dem Stützpunkt des Feindes, einem ordentlich wirkenden Lager mit einem klobigen Turm in der Mitte. Dort lagen die meisten Fammin, doch man ahnte, dass sich eine nicht geringe Anzahl von ihnen auch im Unterholz verborgen hielt.
    »Bis vor einer Woche war das noch unser Lager. Dola hat es uns entrissen und in aller Eile diesen Turm errichten lassen, für sich und sein schwarzes Ungeheuer. Seit zwei Tagen verschanzt er sich schon dort, rührt sich nicht, greift nicht an. Er wartet einfach nur«, erklärte der Kommandant. Dort befand er sich also. Der Mann, der ihre Heimatstadt dem Erdboden gleichgemacht hatte. »Dann werden wir ihn wohl aufscheuchen müssen«, folgerte sie.
    Dazu aber seine Zustimmung zu geben war der Kommandant nicht leicht zu bewegen. Seine Männer hatten schwere Gefechte hinter sich, es hatte große Verluste gegeben, und auch die Zahl der Verwundeten war hoch.
    »Wir sind zu wenige und mit unseren Kräften am Ende. Wie sollen wir da auf einen Sieg hoffen?« »Meine Männer sind frisch«, erwiderte Nihal.
    »Das wäre Wahnsinn, Ritter.«
    »Morgen ist Vollmond, wir werden sie im Schlaf überraschen. Wegen Dola müsst ihr euch keine Gedanken machen: Er wird mit keinem eurer Soldaten in Berührung kommen. Aber ihr müsst das Lager überfallen und euch um die Fammin kümmern. Und das in Windeseile, denn die Überraschung ist das Einzige, was für uns spricht.«
    Der Kommandant blickte sie skeptisch an.
    »Ich schwöre Euch, das alte Lager wird schon bald wieder in unserer Hand sein«, sagte Nihal. Der nächste Tag verlief ruhig, doch Nihal war sich bewusst, dass sie dem Kommandanten eine Selbstsicherheit vorgespielt hatte, die ihr eigentlich fehlte. Sie ging allein in den Wald und überließ Laio die Aufgabe, ihr Schwert zu polieren und ihre Rüstung vorzubereiten. Weit genug entfernte sie sich, dass sie die Geräusche aus dem Lager nicht mehr hörte und dem majestätischen Rauschen des Saars immer näher kam. Sie zwang sich, an nichts zu denken, und redete sich ein, ihr stehe tatsächlich ein Kampf wie jeder andere bevor.
    Doch in ihrem Innern wusste sie, dass das, was sie erwartete, kein Kampf des Heeres der Freien Länder gegen den Tyrannen war. Und ebenso wenig des zerstörten Salazars oder des Volkes der Halbelfen. Nein, es war ihr Kampf. Und sie, der Drachenritter Nihal, würde ihn siegreich bestehen und dabei doch sie selbst bleiben. Koste es, was es wolle.
    Die Nacht schien nicht herabsenken zu wollen.
    Als die Dunkelheit dann endlich den Sommerhimmel erobert hatte, zog sich Nihal in das Zelt zurück, das man ihr angewiesen hatte, und setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den

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