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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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Klingen die Stille der Nacht zerriss.
    Auch Dola schien der Erschöpfung Tribut zollen zu müssen. Er begann zurückzuweichen. Dann misslang ihm eine Parade. Und wieder eine. Kauf ihn dir! Jetzt!
    Zu spät sah der Gnom den auf ihn zukommenden Schlag. Die Klinge traf ihn im Unterleib, und einen Moment lang war der Wald von einem weißen Lichtschein erhellt.
    Vor Schmerz schrie Dola laut auf, und sein Brustharnisch krachte zu Boden und zerschellte. Er musste sich an einen Baum lehnen und stöhnte. Nihal blieb auf der Hut, doch ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Sie hatte es geschafft.
    Aber ihre Freude währte nicht lange.
    Dola bedachte sie mit einem verächtlichen Blick. »Nun? Ist das alles, was du zu bieten hast?«, rief er und richtete erneut das Schwert auf sie.
    Tränen der Wut traten Nihal in die Augen. Dieser Gnom war einfach nicht zu besiegen. Und sie konnte nicht mehr, eine weitere Runde würde sie nicht durchstehen. Es war ihr Schicksal, durch die Hand dieses Ungeheuers zu sterben, der ihr die Kindheit geraubt hatte.
    Da geschah etwas, was ihr den Atem nahm.
    Die Träne, jener in das Heft ihres Schwertes eingelassene Edelstein, begann zu funkeln, und plötzlich erstrahlte der Baum, an dem Dola lehnte, in einem entsetzlich grellen silbernen Licht. Die Wurzeln traten aus der Erde hervor, umschlangen den gedrungenen Leib des Gnomen und warfen ihn zu Boden. Die Äste beugten sich bis zur Erde hinunter und wickelten sich um seine Gliedmaßen.
    Erschrocken beobachtete Nihal die Szene. Dieses Schauspiel, wie der starke Baum sich bewegte, hatte etwas Furchterregendes, Übermenschliches, Mächtiges. Der Vater des Waldes kam ihr zu Hilfe.
    Sie sah, wie die Rinde bedrohlich glänzte, wie die Blattränder, scharf wie Messerklingen, unter Dolas Haut fuhren, wie die Äste ihr Opfer kräftig schüttelten und dann fortschleuderten. Dola krachte gegen einen anderen Baum und sank leblos zu Boden. Langsam verlosch das Licht, bis der Vater des Waldes wieder still und reglos dastand.
    Nihal hatte ihr Zeitgefühl verloren. Sie wusste nicht mehr, wie lange sie schon dort stand, wie erstarrt, und diesen niedergestreckten Leib am Boden betrachtete. Als sie sich endlich von dem Bild losriss, merkte sie erst, dass sie von Kopf bis Fuß zitterte und in ihrem Schädel ein einziger Ruf widerhallte: »Töte ihn! Töte ihn! Töte ihn!«
    Vorsichtig trat sie auf Dola zu. Er war nur wenige Ellen entfernt, doch ihr schienen es Tausende zu sein. Als sie bei ihm war, schaute sie von oben auf ihn herab. Er lag in einer großen Blutlache, blickte sie aber immer noch aus Feueraugen an.
    Nihal hob das Schwert, rammte es in die Schulter des Gnomen und nagelte ihn so am Erdboden fest. Wie melodischer Gesang klang sein Gebrüll in ihren Ohren.
    Erst jetzt nahm sie den Helm ab und schleuderte ihn fort.
    Dola deutete ein höhnisches Lächeln an. »Dann ist es also wirklich wahr: Es lebt tatsächlich noch eine von euch Bastarden ...«
    Nihal bebte vor Zorn. »Ja, eine lebt noch, Dola«, fauchte sie. »Sie heißt Nihal, Nihal aus der Turmstadt Salazar. Schau ihr nur genau ins Gesicht, denn sie wird es sein, die dein Leben beendet.« Und mit diesen Worten setzte sie ihm die Klinge an die Kehle.
    »Ach, Salazar, daran erinnere ich mich gut. Es brannte, dass es eine Freude war ...«, röchelte er. »Töte mich ruhig, Halbelfe. Aber mach dir keine Hoffnungen: Das wird den Tyrannen auch nicht aufhalten. Tausend Leben würden dir nicht reichen, um uns alle umzubringen.« »Töte ihn! Töte ihn!«, bestürmten sie die Stimmen.
    Doch Nihal zögerte.
    So wenig würde reichen. Nur ein kleiner Stoß mit der Klingenspitze, und ich bin glücklich. Dann habe ich vollbracht, was ich tun musste.
    Doch sie hatte ein Versprechen gegeben, sie durfte es nicht.
    Wie viele Männer habe ich schon mit einem Schwerthieb erledigt? Wie viele Fammin habe ich niedergemetzelt? Für wie viele Todeskämpfe hat meine Klinge bereits gesorgt? Was bedeutet da ein Toter mehr oder weniger?
    Die Hand, die das Heft hielt, war schweißgebadet, ihre Stirn eiskalt.
    Nihal hatte wieder Megistos Worte im Ohr: »Du willst ihn um Gnade flehen hören. Und wenn er verwundet zu deinen Füßen liegt, willst du ihm die Kehle durchschneiden und zusehen, wie sein Blut den Boden tränkt. Und wenn er dann tot ist, wirst du lachen und dich aalen in dem Gefühl, dass deine Rache nun vollendet ist.« Nein! Nein! Nein!
    Sie wankte, auf schwachen Beinen, machte einen Schritt zurück und steckte das Schwert

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