Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Ausrottung deines Volkes mitgewirkt. Lass es dir doch gelegentlich mal von ihm erzählen.«
»Schweig! Schweig!«, brüllte Nihal.
Sie hob ihr Schwert, als sich die Tür öffnete und der Verschlag von Licht durchflutet wurde. Jemand packte Nihals Handgelenk, die Waffe entglitt ihr und fiel klirrend zu Boden. »Hier hast du nichts zu suchen«, sagte der Kommandant. Hinter ihm tauchten vier Soldaten auf. Nihal merkte, dass ihr Herz wie wahnsinnig raste. Ihre Knie gaben nach, und ihr wurde schwarz vor Augen. Sie lehnte sich gegen die Zellenwand und glitt daran hinunter, bis sie auf dem Boden saß.
Der Kommandant gab einem der Soldaten ein Zeichen. »Schick jemand nach ihrem Knappen.« Laio kam herbeigerannt und führte sie hinaus, weg von der Zelle. Im Schatten eines Baumes hieß er sie, sich niederlegen.
Nihal fehlte die Kraft, sich zu sträuben. »Das stimmt doch nicht«, stammelte sie mehrere Male, während sich ihr Blick verschleierte. »Das stimmt doch nicht, was er da behauptet...« Dann senkten sich ihre Lider. Als sie die Augen wieder öffnete, stand Ido neben ihr und blickte schweigend auf sie herab.
»Sag mir, dass es nicht wahr ist, sag es allen«, murmelte sie. »Wir müssen uns unterhalten, Nihal«, antwortete der Gnom.
23. Ido aus dem Land des Feuers
Auf der Pritsche in Idos Zelt saß Nihal und starrte ihren Lehrer mit entgeisterter Miene an. Sie hatte das Gefühl, als zerbröckele die Welt unter ihren Füßen.
»Warum hast du nicht widersprochen, Ido? Wieso hast du nicht vor allen erklärt, dass das alles erlogen ist?«, fragte sie mit kaum vernehmlicher Stimme.
Ido setzte sich neben sie und fuhr sich mit den Händen über das Gesicht. Lange starrte er zu Boden. Es schien, als suche er dort den Mut und die passenden Worte, um anzufangen. Schließlich hob er den Blick und sah ihr direkt in die Augen. »Was Dola behauptet, ist wahr.« Nichts. Eine weiße Fläche. Nihal empfand nichts. Was hätte sie auch fühlen sollen? Sie fand nicht die Gefühle, um auszudrücken, was sie überkam: Fassungslosigkeit, Wut, Schmerz. Nichts. »Ich komme aus dem Land des Feuers, Nihal, aber das weißt du ja. Was du aber nicht weißt, ist, dass ich der Thronerbe dieses Landes bin.«
Ido holte tief Luft, sah sie noch einen Moment schweigend an und begann dann zu erzählen: Als der Zweihundertjährige Krieg endete und Nammen, der König der Halbelfen, die Macht in der gesamten Aufgetauchten Welt ergriff, regierte im Land des Feuers ein König namens Daeb, der weder besser noch schlechter als die meisten anderen Herrscher war.
Die Entscheidungen des neuen Souveräns stellten die in jahrelangen Schlachten herausgebildete politische Ordnung auf den Kopf-. Denn Nammen beschloss, dass alle Länder, die sein Vater erobert hatte, den dort ansässigen Völkern zurückgegeben werden sollten. Er setzte die alten Herrscher ab und legte fest, dass sich jedes Land einen eigenen König wählen sollte. Einige Länder stimmten für ihre alten Monarchen, andere wählten sich neue. Im Land des Feuers aber kam das Volk der Gnomen nicht dazu, sich einen eigenen König zu wählen. Denn Nammens Beschluss entfesselte einen Bürgerkrieg zwischen den dortigen Adelsfamilien, in dessen Verlauf Daeb ermordet und sein Erstgeborener, Moli, ins Exil getrieben wurde.
Moli war damals noch sehr jung, schwor sich aber, dass er die Vertreibung nie vergessen und sich eines Tages das, was ihm zustand, zurückholen würde.
Er ließ sich im Land der Felsen nieder und heiratete Nar, ein Mädchen aus seiner neuen Heimat, die selbst ein Gnom war und ihm zwei Söhne schenkte: Ido und Dola.
Moli liebte seine Söhne, doch was einzig für ihn zählte, war Vergeltung. Denn er hatte nur einen Gedanken: sich die Krone zurückzuholen und den Tod seines Vaters zu rächen. Schon von klein auf erlernten Ido und Dola, ein Schwert zuführen. War Moli nicht unterwegs durch die Aufgetauchte Welt auf der Suche nach Verbündeten, nahm er ihre Ausbildung selbst in die Hand.
Ido war noch ein Kind, aber schon sehr geschickt im Umgang mit Waffen. Wieder und wieder hörte er von seinem Vater, dass er einmal König würde. Er lehrte ihn, jene zu hassen, die ihn vom Thron gestoßen hatten – und Ido hasste. Er sagte ihm, dass er seine Feinde töten müsse – und Ido nickte dazu. Und er schickte Ido, als der noch ein Junge war, auf die Akademie der Drachenritter: Dort traf er Vesa, dort lernte er alles, was er zum Kriegshandwerk und zum Herrscher brauchte.
Dola war anders. Er
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