Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Die Schwerter fest umklammert, alle Muskeln zum Losschlagen angespannt, starrten sich die beiden Lager mit grimmigen, höhnischen Blicken an. Dann mit einem Mal ein ohrenbetäubender Lärm: Gebrüll, Waffengeklirr und die Funken Dutzender sich kreuzender Klingen.
Sennar verharrte wie angewurzelt. Das war kein Überfall auf wehrlose Opfer, sondern eine Abrechnung zwischen Piraten. Sie hatten ein anderes Seeräuberschiff geentert. Es dauerte nur wenige Minuten, und das Deck war glitschig von Blut, reihenweise sackten Körper leblos auf die Planken, andere wurden über Bord geschleudert.
Angewidert wandte sich Sennar ab. Er hatte längst genug gesehen. Grollend stieg er in den Laderaum hinunter und verkroch sich dort in der hintersten Ecke, wo er von dem Gefecht am wenigsten mitbekam. Lass sie doch. Das sind alles Spitzbuben, die untereinander ihre Rechnungen begleichen, sagte er sich immer wieder, während von oben weiterhin Geschrei, Stöhnen und die dumpfen Schläge zu Boden sinkender Körper zu ihm drangen. Er presste die Hände auf die Ohren.
Der Kampf dauerte vielleicht eine halbe Stunde.
Als die Schritte auf Deck weniger hektisch klangen und das Geschrei ganz verstummt war, wagte es Sennar, immer noch aufgewühlt, wieder hinaufzusteigen.
Nur wenige Männer ihrer Besatzung waren schwer verletzt worden, und wären da nicht die Blutlachen auf den Planken gewesen, hätte man nicht gedacht, dass dort gerade erst ein gnadenloser Kampf stattgefunden hatte. Offenbar hatte man die Leichen der Opfer bereits über Bord geworfen.
Unter Aires' zufriedenen Blicken schleppten einige Piraten schwere Truhen, Tonkrüge und Fässer an Bord.
Als auch das letzte Stück verladen und alles zum Ablegen bereit war, trat die Piratenbraut auf Sennar zu. »Da staunst du, was?«
Der Magier antwortete nicht.
»Na, hab ich's mir doch gedacht«, kicherte sie. »Du hast noch nie gesehen, wenn's richtig zur Sache geht, mein Hübscher. «
Sennar spürte, wie ihm plötzlich das Blut ins Gesicht stieg.
»Da täuschst du dich - ich hab schon viel zu oft erlebt, wie getötet wird«, antwortete er mit fester Stimme.
Aires zuckte mit den Achseln und wandte sich an ihre Männer: »Ist auch unser Prunkstück an Bord?«
Zwei Piraten traten vor, zwischen sich einen Mann, der sich nicht alleine auf den Beinen halten konnte und dessen lange Bart- und Haupthaare sein Gesicht verdeckten.
Aires trat lächelnd auf ihn zu. »Da bist du ja wieder, mein Schatz«, sagte sie.
Als sie ihn küsste, brach die ganze Besatzung in Triumphgeschrei aus.
3. Ein Wunder
Wie mittlerweile üblich, waren Ido und Nihal auch an diesem frühen Morgen in der Arena zu finden. Sie bildeten ein eigenartiges Gespann, das in dem Feldlager, in dem sie stationiert waren, immer noch für Aufsehen sorgte: Sie, der angehende Drachenritter, war die einzige Frau im Lager, ja mehr noch, die einzige im ganzen Heer der freien Länder. Und er, ihr Lehrer, der einzige Gnom, dem es je gelungen war, ein Drachenritter zu werden. Deswegen wohnte immer noch stets eine Schar Schaulustiger ihren morgendlichen Übungen bei. Aber es war auch ein Vergnügen, ihnen zuzuschauen. Sie verständigten sich mit ihren Klingen, lieferten sich Duelle, die elegant wie Tänze wirkten, und ließen ihre Schwerter mit irrer Geschwindigkeit durch die Luft wirbeln. Zudem war Nihal trotz ihrer stets kriegerisch düsteren Miene und obwohl sie ihre wohlgeformte Gestalt am liebsten unter einer unförmigen Kampfmontur verbarg, ein verführerischer Anblick, mit ihren schlanken, muskulösen Beinen, ihrem flachen, von jahrelangem Training geformten Bauch, den üppigen und doch festen Brüsten. Ganz zu schweigen von ihren exotisch blauen Haaren und den violetten Augen, wie sie für ihr Volk kennzeichnend waren.
Viele fühlten sich von ihr angezogen, doch niemand durfte sich Hoffnungen machen. Nihal war alles andere als gesellig und erst recht nicht an irgendwelchen zarten Banden interessiert.
An diesem Morgen aber hatten sich nur wenige Zuschauer eingefunden, vielleicht weil die Luft eiskalt war und es darüber hinaus nach Regen aussah. Nihal und Ido aber ließen sich von den widrigen Umständen nicht bremsen. Wie üblich fochten sie, ohne sich etwas zu schenken, und der Soldat, der zu ihnen getreten war, musste sie mehrmals ansprechen, bevor sie sich endlich entschlossen, die Waffen sinken zu lassen.
»Nelgar erwartet euch, alle beide. Auf der Stelle.«
Verwundert begab sich Nihal in ihre Unterkunft. Es kam nicht
Weitere Kostenlose Bücher