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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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gewiss.
    Viele Tage lang segelten sie in Sichtweite der Küste. Sennar verstand den Grund dafür nicht, hütete sich aber, Fragen zu stellen.
    Als er jedoch eines Morgens aus seinem Laderaum kam, fiel ihm eine gewisse Erregung an Deck auf. Noch bevor er fragen konnte, was dieser Wirbel bedeuten solle, sah er Aires bereits in einer Art Paradeuniform auf sich zutreten: Sie trug eine Jacke aus amarantrotem Samt, lange Stiefel über einer eng anliegenden Hose und einen breiten, genieteten Gürtel, an dem ihr Schwert baumelte.
    Als sie bei ihm war, versetzte sie ihm einen Nasenstüber. »So, jetzt wollen wir mal unsere Vorräte auffrischen. Bist du bereit?«, fragte sie mit ihrem üblichen Lächeln.
    Der Magier errötete, versuchte aber, sich nicht aus der Fassung bringen zu lassen. »Gewiss. Ja, ich hatte sogar schon Sehnsucht nach dem Festland.«
    Aires lachte auf. »Festland! Das ist gut«, sagte sie und entfernte sich dann.
    Das Schiff, das gekapert werden sollte, war im Morgengrauen gesichtet worden, doch es deutete einiges darauf hin, dass das lange Segeln längs der Küste bereits dazu gedient hatte, es abzufangen. Nach der Sichtung hatte das Piratenschiff unverzüglich Kurs auf die offene See genommen, um die Beute dann von der anderen Seite zu überraschen, wobei der Kapitän offenbar ganz auf die Schnelligkeit seines Seglers setzte.
    Sennar behagte das Vorhaben ganz und gar nicht. Er hatte zu viele Schlachten miterlebt und wollte von Gefechten nichts mehr wissen. Zudem fürchtete er, was passieren würde, wenn ihn jemand von der Besatzung des Überfallenen Schiffes als Mitglied des Rats der Magier erkannte. So stieg er wieder in den Laderaum hinunter, vergrub sich in seinen Büchern und versuchte, nicht darüber nachzudenken, was jetzt geschehen würde.
    Sein Friede währte nicht lange. Eine abrupte Kursänderung, und Sennar wurde von dem Strohsack geschleudert, auf dem er sich niedergelegt hatte. Der Angriff hatte begonnen. Er hörte das Getrappel der Piraten, die über das Deck stürmten, dann erregtes Geschrei und Waffengeklirr. Unwillkürlich hielt er sich die Ohren zu. Das geht mich nichts an, hämmerte er sich ein, ich darf mich da nicht einmischen, doch lange hielt er seine Untätigkeit nicht aus. Als Ratsmitglied konnte er es einfach nicht dulden, dass die Piraten vor seinen Augen ein friedliches Schiff kaperten. Die roten Segel gebläht, schnitt das Piratenschiff durch die Wogen und legte in rasender Fahrt Seemeile um Seemeile zurück. Rool stand am Bug und brüllte die Kommandos. Als er sah, dass Sennar an Deck gestürzt kam, empfing er ihn mit einem gewaltigen Schlag auf die Schulter. »Wunderbar, wir bekommen Verstärkung«, rief er mit einem höhnischen Lachen. »Hört mich an, Kapitän«, erklärte Sennar mit fester Stimme. »Nicht jetzt!«
    Sennar ließ sich nicht abschütteln. »Doch. Ich bitte Euch, den Kurs zu ändern. Auf der Stelle.«
    »Was? Willst du mich auf den Arm nehmen?«, antwortete Rool, ohne die Beherrschung zu verlieren.
    Der Magier ließ sich nicht entmutigen. »Nein, es ist mein Ernst. Ich will kein Blutvergießen, solange ich an Bord bin.«
    »Habt ihr gehört? Er will kein Blutvergießen!«, rief Rool an seine Leute gewandt. Dann fixierte er Sennar mit einem eiskalten Blick.
    »Du hast einen schwachen Magen, Bürschchen. Leg dich lieber wieder hin!«
    »Kapitän, ich bitte Euch zum letzten Mal ...«
    Er schaffte es nicht, den Satz zu beenden. Denn Aires hatte ihn am Kragen gepackt und drückte ihn über die Reling. Sennar sah das Meer mit rasender Geschwindigkeit am Rumpf vorbeiziehen, während das Schiff leicht wie ein Delfin durch die Wellen schoss.
    »Jetzt pass mal auf, Bübchen. Wir brauchen Vorräte. Mit einer leeren Kombüse kommen wir nicht weit. Hast du jetzt endlich verstanden?«
    Himmel und Wasser gingen ineinander über. Und plötzlich war das Beuteschiff ganz nahe. »Alle an ihre Plätze«, befahl Rool. »Fertig machen zum Entern!«
    Und schon bohrten sich die Rammsporne in ihr Opfer. Sennar wurde nach vorne geschleudert und dann vom Gegenschlag zurückgeworfen. Er taumelte und fiel zu Boden. Sofort rappelte er sich wieder auf und sah Aires, die mit gezücktem Schwert losstürmte und die anderen anfeuerte, ihr zu folgen.
    Die Schwerter der Sonne entgegen gereckt, rannten die Piraten los. Und schon baute sich die Besatzung des Überfallenen Schiffes vor ihnen auf: alles Männer, alle bis an die Zähne bewaffnet.
    Einen Augenblick schien die Zeit stehen zu bleiben.

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