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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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seine Kajüte.
    »Meinen Berechnungen nach müssten wir längst in der Nähe dieser Inseln hier sein.« Er zeigte auf eine Stelle auf der Karte. »Aber bislang ist nichts von ihnen auszumachen.« »Ist das denn schlimm?«, fragte Sennar.
    »O ja. In unserer Kombüse herrscht fast Ebbe. Wir wollten dort unsere Vorräte auffrischen. Wenn diese verfluchte Inselgruppe nicht bald in Sicht kommt, wird's kritisch.«
    Die Tage vergingen, und mit immer sorgenvolleren Mienen ließen die Seeleute ihre Blicke suchend über die Wasseroberfläche gleiten. Doch der Horizont geizte mit Neuigkeiten, und alles, was er zu bieten hatte, war ein tiefes, erbarmungsloses Blau.
    Sennar beschloss, auf die Hälfte seiner täglichen Essensration zu verzichten.
    »Bist du immer so einsichtig, Sennar?«, fragte Aires, als sie davon hörte. Sie saßen nebeneinander an Deck.
    »Ich fühle mich eben für diese Situation verantwortlich«, antwortete er mit zerknirschter Miene. »Was für guter Junge«, kicherte sie. »So was müsste man doch glatt heiraten.« Sennar war überrascht, wie ruhig sie schien. Auch Benares und sogar Rool schienen sich keine allzu großen Sorgen zu machen. Für sie gehörte das einfach dazu: die Gefahr, der Hunger, die Unwägbarkeiten des Meeres.
    »Hast du keine Angst, dass wir verhungern könnten?«, fragte er sie.
    Aires streckte die Beine aus und legte die Füße auf ein Fass mit Rum. »Angst? Warum? Die Gefahr amüsiert mich. Sie ist das Salz des Lebens. Was hätte das Leben für einen Sinn, würde man sich in der wenigen Zeit, die uns gegeben ist, nicht wenigstens ein bisschen amüsieren? Und außerdem liebe ich Herausforderungen.« Sie wandte Sennar das Gesicht zu. »Soll ich dir mal sagen, warum ich mich überhaupt auf die Sache eingelassen habe?«
    »Wegen des Geldes?«
    »Bravo, mein kleiner Magier. Du kannst ja richtig scharfsinnig sein, wenn du willst«, zog ihn Aires auf. »Aber was wäre Geld ohne Abenteuer? Irgendwohin gelangen, wo noch niemand zuvor gewesen ist ... Stell dir doch mal vor, wie wenige Menschen vor uns dieses Meer um uns herum gesehen haben. Und von denen, die es sahen, ist niemand zurückgekehrt, um davon zu berichten. Ich jedenfalls habe vor, bis ans Ziel zu gelangen. Und heil zurückzukehren. Dann weiß ich, dass ich die Beste bin. Und jetzt hör endlich auf, dir Sorgen zu machen. Das bringt uns unserem Ziel keinen Deut näher.«
    Dann begann die Flaute. Das Meer war glatt wie ein Spiegel, und der Horizont von einem immer noch tieferen Blau. Ohne Regenwasser, das man hätte auffangen können, ging auch das Trinkwasser schnell zur Neige. Alle Vorräte wurden streng rationiert, und mit dem Hunger wuchs der Unmut unter der Besatzung. Nicht alle besaßen die Gemütsruhe von Rool oder Aires' Unerschrockenheit.
    Sennar saß nachts grübelnd vor der Seekarte und versuchte dahinterzukommen, welche Strecke sie bereits zurückgelegt hatten und wie weit es noch sein mochte. Mehr als einmal griff er auf eine Zauberformel zurück, um herauszufinden, ob der Kurs stimmte, doch der Lichtschein, den er aussandte, um die Inseln zu lokalisieren, verlor sich in der Finsternis.
    Als einer aus der Mannschaft aufstand und ihn beschuldigte, sie in ein aussichtsloses Unterfangen getrieben zu haben, war es Benares, der sich schützend vor ihn stellte. »Und ihr wollt Männer sein? Nein, Schlappschwänze seid ihr! Niemand hat euch gezwungen mitzukommen. Aber wenn ihr aussteigen wollt, so müsst ihr euch ein Boot besorgen und in die Riemen legen. Und damit ist die Sache erledigt.«
    Lange schon waren keine Vögel mehr zu sehen. Keine Möwen, keine Albatrosse, keine Zugvögel, die in ferne Gegenden unterwegs waren. Sogar Fische gab es immer weniger.
    Jeden Tag brachte der Fischfang weniger ein, bis das Meer so leblos war wie eine Wüste. In einer unnatürlichen Stille glitt das Schiff langsam durch das Wasser. Wäre da nicht das leichte Plätschern an den Rumpfseiten gewesen, hätte man glauben können, noch im Hafen zu liegen. »Land in Sicht!«
    Der Schrei zerriss die morgendliche Stille. Das Meer war ruhig, aber der Wind blies wieder, und das Schiff hatte Fahrt aufgenommen.
    Sennar hastete an Deck. Gleich darauf erschien auch der Kapitän mit seinem Fernrohr in Händen. Am Horizont erkannte man einen dunklen, verschwommenen Streifen.
    »Ob das wirklich Land ist?«, fragte Sennar atemlos.
    Rool blickte lange durch das Fernrohr und sagte dann nur: »Ich weiß es auch nicht.« Er setzte das Fernglas wieder an.

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