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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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gab sich einen Ruck und stieg wieder an Deck.
    Die Segel schienen außer Rand und Band, und Sennar schloss sich einer Gruppe Piraten an, die sie einzuholen versuchten. Durch die Gischt erkannte er Aires am Steuer, die sich verzweifelt bemühte, Kurs zu halten. Dabei gab es gar keinen Kurs mehr, dem sie hätten folgen können. Himmel und Meer waren miteinander verschmolzen und nicht mehr zu unterscheiden in der Finsternis, die das Schiff umgab. Obwohl Rool mithalf, entglitt ihr das Steuerrad, und es begann, wie ein Kreisel zu rotieren.
    Als das Großsegel zerriss, wusste Sennar, dass er nun handeln musste: Während ihn die Gischt von Kopf bis Fuß durchnässte, kämpfte er, sich an der Bordwand festklammernd, sich über das Deck bis zu Aires durch, die immer noch versuchte, irgendwie das Steuer zu halten. »Ein Seil«, rief er ihr zu, doch seine Worte gingen im Heulen des Sturmes unter. »Was?«, schrie Aires zurück.
    »Ich brauche ein Seil.«
    Aires reichte ihm ein Tau, und Sennar band es sich um den Bauch und eilte auf den Großmast zu. Er hob den Blick und sah, dass dieser beängstigend hin und her schwankte. Nur Mut. Ich kann es schaffen. Ich muss es schaffen.
    Er versuchte, hinaufzuklettern, doch seine Hände fanden keinen Halt auf dem nassen Holz. Daher holte er Nihals Dolch hervor, den er ihr damals, bei ihrer ersten Begegnung, im Zweikampf abgenommen hatte, stach ihn tief hinein in das Holz, presste sich mit der freien Hand an den Mast und zog sich hinauf.
    Ja, so ging es. Stück für Stück kam er höher, wobei er immer wieder das Gefühl hatte, im nächsten Moment abzustürzen. Umso fester klammerte er sich an das Holz. Seine Hände bluteten bereits. Er dachte daran, mit welchem Spaß seine Freunde früher auf Bäume geklettert waren. Er nicht. Bei allen Spielen, die eine gewisse Geschicklichkeit verlangten, war er immer eine Null gewesen. Und jetzt hänge ich hier wie ein Akrobat an diesem Schiffsmast, und das auch noch mitten im schlimmsten Sturm, den man sich vorstellen kann. Fast musste er lachen.
    Er zwang sich, nicht hinunterzuschauen. Gleich hab ich's geschafft - es fehlt nicht mehr viel, sagte er sich immer wieder, um sich Mut zu machen, doch der Mastkorb schien unerreichbar. Als er sich endlich hineinschwingen konnte, entfuhr ihm ein Freudenschrei. Unglaublich, aber er hatte es tatsächlich gepackt!
    Er machte sich am Mast fest und richtete sich auf. Dieses Schaukeln unter ihm war unerträglich, und er spürte, dass es ihm den Magen umdrehte und im Hals würgte. Nicht jetzt! Bloß nicht! Er schloss die Augen, sammelte all seine Kräfte, hob dann die blutenden Hände zum Himmel und brüllte eine Zauberformel.
    Sogleich schössen aus seinen Fingerspitzen zehn silberne Strahlen hervor, die die Wolken durchschnitten und sich zu einer Kuppel weiteten und das Schiff in einer Silberkugel einschlossen. Es handelte sich um einen eigentlich recht banalen Abwehrzauber, einen simplen Schutzschild. Nur war dieser so riesengroß wie das ganze Schiff, und dieser enormen Ausmaße wegen verlangte der Zauber eine übermenschliche Leistung.
    Auf Deck war es plötzlich still geworden. Mit ungläubigen Mienen rappelten sich die Männer hoch und starrten zunächst auf den Schutzwall, dann hoch zum Mastkorb.
    Da brach ein Jubelsturm los.
    »Du bist fantastisch, Zauberer!«, rief Aires hinauf.
    Von Rool angetrieben, nahmen alle Männer ihre Plätze ein. Aires ergriff das Steuer, und Dodi holte zusammen mit einigen anderen das zerfetzte Großsegel ein. Der Rest der Mannschaft fuhr lange Ruder aus den Schiffsflanken aus und legte sich mächtig in die Riemen. Langsam setzte sich das Schiff in Bewegung, wie ein Tier, das aus dem Winterschlaf erwacht. Draußen vor dem Schutzwall zerrissen immer noch Blitze den Himmel und erhellten ein schmutzigblaues, von grauem Schaum bedecktes Meer. Mit Macht schlugen die Brecher gegen die silberne Barriere.
    Sennar spürte, mit welcher Gewalt der Ozean sich mühte, seinen Schutzschild zu durchbrechen. Er leerte seinen Geist von allem, was nicht mit dem Zauber, den er aufrechterhalten musste, in Zusammenhang stand. Nicht lange, und seine Arme schmerzten und seine Hände kribbelten, bis er sie nicht mehr spürte. Was blieb, war allein das Gefühl, wie die magische Energie, einem reißenden Fluss ähnlich, aus seinen Fingern strömte.
    »Wird's irgendwo schon heller?«, rief er hinunter, obwohl er wusste, dass er es vom Mastkorb aus als Erster hätte sehen müssen.
    »Noch nicht!«, rief Aires

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