Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
Vom Netzwerk:
»Irgendetwas stimmt da nicht.«
    Den ganzen Tag über starrte die Besatzung mit banger Miene auf jenen dunklen Streifen am Horizont, und die Anspannung wuchs.
    Am Nachmittag gab es einen mächtigen Schlag, so als habe man ein Hindernis gerammt, und das Schiff neigte sich gefährlich zur Seite. Die Männer verloren das Gleichgewicht, doch erfasste gleich darauf eine heftige Sturmbö den Segler und richtete ihn wieder auf.
    Nur mit Mühe konnten sich Sennar und der Kapitän auf der Brücke halten, denn urplötzlich war ein gewaltiger Sturm losgebrochen, und das, obwohl das Meer vollkommen ruhig war und die Sonne schien. Es war ein Sturm, der aus dem Nichts kam.
    »Holt die Vorsegel ein!«, brüllte Rool.
    Trotz der Sturmböen, die ihm ins Gesicht peitschten, schaffte es Sennar, sich an der Reling festzuhalten. Er hob den Blick. Und erstarrte.
    Eine riesengroße schwarze Wolke zog bedrohlich vom Horizont her auf sie zu. Ihr Ende war nicht zu sehen, und sie veränderte, während sie näher kam, unablässig ihre Form. Sennar stürzte zu Boden und blieb dort atemlos liegen. Zwei Hände packten ihn an seinem Gewand.
    »Was ist das?«, schrie Rool, während er ihn mit feurigem Blick anstarrte.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ist das ein Zauber? Antworte!«
    »Das kann ... kann gut sein ...«, stammelte Sennar.
    Rool ließ ihn los und begann wieder, Kommandos zu brüllen, doch niemand rührte sich, alle standen vor Schreck wie versteinert da.
    »Ist hier auch noch ein Mann an Bord, oder seid ihr alle Memmen?«, schrie der Kapitän. »Jeden, der nicht sofort an seinen Platz geht, schmeiß ich ins Meer!«
    Niemand hatte jemals dergleichen gesehen. Sennar beugte sich wieder über die Reling, aber wieder konnte er nicht mehr erkennen als diese immense Wolke, die mit beängstigender Geschwindigkeit auf sie zuraste. Der Wind nahm ihm den Atem, und unwillkürlich schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, war es stockfinster.
    An einem Himmel so schwarz wie eine Schieferplatte zeichneten sich Blitze von unglaublichen Dimensionen ab. Ein heftiger Regen trommelte auf das Deck. Dann begann der Weltuntergang. Gigantische Brecher schlugen über dem Segler zusammen und warfen ihn mal zur einen, mal zur anderen Seite, und jedes Mal schien er in den Fluten zu versinken. Sennar verlor das Gleichgewicht und wurde über das ganze Deck geschleudert, bis Benares' Hand ihn im Nacken packte.
    »Hier bist du nur im Weg, Bursche. Verschwinde in deinen Laderaum.«
    Das ließ sich Sennar nicht zweimal sagen.
    Mehr als hinabzusteigen, taumelte und stürzte er in den Laderaum hinein und kauerte sich dort in einer Ecke zusammen. Das Holz um ihn herum knarrte bedrohlich, und das Schlingern war gewaltig. Das Piratenschiff war nur noch ein Spielball der Winde, die aus allen Richtungen kamen, und der Wellen, die jede Stadtmauer überrollt hätten.
    Eine Weile hockte Sennar reglos, vor Angst wie gelähmt da und hörte die hektischen Schritte an Deck, die dumpfen Schläge, wenn der Sturm jemanden auf die Planken warf, das aufgeregte Gequieke der Ratten, die sich irgendwo verkrochen hatten. Dann überkam ihn das Gefühl, ein Feigling zu sein. Hier kann ich nicht bleiben, ich muss hinauf und sehen, wo ich helfen kann. Seine Beine jedoch gehorchten ihm nicht. Erzwang sich, einen kühlen Kopf zu bewahren, und rief sich in Erinnerung, dass er ein Ratsmitglied war und sich in den letzten Monaten immer wieder in scheinbar ausweglosen Situationen befunden hatte. Situationen, die er nur dank seines klaren Verstandes hatte meistern können. Er versuchte, alle Zauber durchzugehen, die er kannte, doch keiner passte zu dem Weltuntergang dort draußen. Dies war das Werk eines Zauberers, daran bestand kein Zweifel. Vielleicht eine völlig neu entwickelte Formel, wahrscheinlich ein Siegel. Alles klar. Wenn es sich um einen Zauber bandelt, gibt es nur eins: einen Gegenzauber finden, sagte er sich mit neuem Mut.
    Während das Schiff erbarmungslos hin und her geworfen wurde, klammerte sich Sennar also an den Spanten im Laderaum fest und zwang sich, scharf nachzudenken. Es war das Rollen des Schiffes, das ihn auf die Idee brachte, ein schwieriges Vorhaben, doch in ihrer Situation die einzige Möglichkeit. Darüber hinaus handelte es sich hier mit einiger Sicherheit um so etwas wie einen verbotenen Zauber, mit anderen Worten: schwarze Magie. Sein Ziel musste es also sein, die Natur wieder in die richtigen Bahnen zu lenken. Bis ins Detail plante er, was er draußen tun würde,

Weitere Kostenlose Bücher