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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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»Aber ich habe doch keinerlei Zauberformel gesprochen. Der Stein hat ohne mein Zutun reagiert, aus sich heraus, nach seinem eigenen Willen.«
    »Das sollte dich nicht überraschen, Nihal. In deinen Adern fließt Elfenblut, und das sorgt dafür, dass die Träne ihre Macht entfalten kann. Genau das ist an jenem Abend im Wald geschehen. Dein Lebenswille hat den Stein aktiviert, und er schützte dich, indem er gegen Geschöpfe vorging, die aus der Unterjochung der Natur entstanden sind: die Fammin.«
    Voller Staunen betrachtete Nihal ihr Schwert. »Wie lässt sich denn der Stein aktivieren?« »Das ist eine schwierige Frage. Vielleicht wirst du das eines Tages lernen. Aber ich kann dir nicht dabei helfen. Du bist die Halbelfe, nicht ich.«
    Nihal verzog enttäuscht das Gesicht. Eine solch große Macht, und dann nicht nutzbar. Warum mochte ihr Phos dieses Geschenk gemacht haben? »Kannst du mir wirklich nicht mehr dazu sagen?«, fragte sie noch einmal nach.
    »Doch, vielleicht«, antwortete der Greis. »Hast du schon mal gespürt, dass sich fremde Gefühle, die gar nicht zu dir gehören, deiner bemächtigten?«
    Nihal brauchte nicht lange zu überlegen. »Ja, gewiss, das war ganz seltsam.«
    »Nun, dies ist eine Veranlagung, die nur Angehörigen deines Volkes eigen ist. Halbelfen nehmen schärfer wahr als die meisten anderen Geschöpfe dieser Welt und können den Geist der Natur und den anderer Lebewesen deutlicher spüren. Bei dir ist davon wahrscheinlich nur noch ein vages Gefühl erhalten, doch deine Brüder und Schwestern übten sich von klein auf darin, diese Fähigkeit weiter auszubilden. Dadurch waren sie auch im Krieg so schwer zu besiegen: Sie konnten die Gedanken ihrer Feinde lesen und ihnen so stets zuvorkommen.«
    Nihal blickte ihn staunend an. »Das heißt, auch ich könnte, wenn ich wollte ...« Der Alte schüttelte den Kopf. »Von dieser Art Ausbildung, die bei deinen Ahnen gebräuchlich war, ist uns leider nichts erhalten geblieben. Daher wird es dir nicht möglich sein, diese Gabe zu verfeinern, um etwa Gedanken lesen zu können. Aber du kannst lernen, sie in bestimmten Situationen zu deinem Vorteil anzuwenden. Um mit Naturgeistern in Verbindung zu treten, um Zugang zu bestimmten Zauberformeln zu finden ...«
    Der Greis hielt plötzlich inne, und Nihal hatte den Eindruck, er wolle das Thema wechseln. »Was für Zauberformeln?«, fragte sie nach.
    »Ach, nichts, was dir von Nutzen sein könnte«, antwortete er mit einer unklaren Handbewegung. »Doch noch einmal zur Träne ... Es war kein Zufall, dass sie dir zu Hilfe kam.« Er schloss die Augen, so als versuche er, sich etwas in Erinnerung zu rufen.« Ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen, aber ich spüre, dass dieser Stein mit deinem Schicksal verbunden ist. Wie der Schatten von etwas Größerem ... Einem Ziel, das dich antreibt...« Er schwieg und schlug die Augen wieder auf. »Das verstehe ich nicht. Was soll denn das bedeuten?«, fragte Nihal.
    »Mehr kann ich dir auch nicht dazu sagen.« Der Alte zuckte mit den Achseln. »Nicht immer versteht mein Geist, was meine Augen sehen. Das musst du selbst herausfinden.« Er lächelte. »Was ist eigentlich mit deinem Freund? Wolltest du den nicht befreien?«
    Nihal sprang auf. »Führ mich zu ihm«, erklärte sie entschlossen.
    Der Alte bewegte sich zum Höhlenausgang. Bevor sie ihr Schwert zurücksteckte und ihm folgte, warf Nihal noch einmal einen Blick auf den weiß schimmernden Stein. Und ihr war, als spreche er zu ihr.

12. Der Graf
    Außer Atem stand Ondine vor der Zelle.
    Sennar trat an die Gitterstäbe. »Was ist geschehen?«, fragte er besorgt.
    »Sie wollen dich hinrichten!« Die Augen des Mädchens füllten sich mit Tränen. »Die Leute haben Angst, und die Wachen wollen dich loswerden.«
    »Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte Sennar. »Das ist so sinnlos.«
    Ondine begann zu weinen. »Der Zeitpunkt der Vollstreckung soll morgen verkündet werden.« Sennar streckte eine Hand durch die Gitterstäbe und legte sie ihr auf die Schulter. »Nicht weinen. Hör mir zu. Gibt es noch irgendeine Möglichkeit, die Hinrichtung aufzuhalten?« Das Mädchen wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und nickte.
    Auf dem Platz drängte sich die Menge. Wenn Graf Varen eine Audienz gab, war das immer ein Festtag, der die Leute aus allen umliegenden Dörfern in die Hauptstadt der Grafschaft lockte. Der Graf war ein Mann um die fünfzig von stattlicher Erscheinung. Alles an ihm wirkte groß und bedrohlich: der

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