Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
kurzer Besuch hin und wieder könne uns für deine Abwesenheit entschädigen.«
»Ich hab euch immer sehr vermisst.«
»Ach, sei doch ruhig. Jedes Mal, wenn du kamst, freute sich Mama wie ein kleines Kind über ein neues Spielzeug.
Aber wenn du dann wieder fort warst, hörte ich sie in ihrer Kammer weinen. Das machte mich so wütend. Warum zwang sie dich nicht, bei uns zu bleiben? Warum sagte sie dir nicht offen ins Gesicht, wie selbstsüchtig du bist? Aber nein, sie hat dich immer bewundert, hat dich unterstützt, wo sie konnte.« Kalas Augen füllten sich mit Tränen. »Aber ich bin anders als sie. Und nun verschwinde. Bitte. Und lass dich hier nie wieder blicken.«
Sennar schnürte es die Kehle zu. »Ich hänge doch noch immer an dir, so wie früher, als wir Kinder waren, Kala. Und dein Töchterchen ist wunderschön. Im Ernst.«
Er trat auf sie zu, um sie auf die Wange zu küssen, doch sie wich zurück.
»Warum bist du überhaupt gekommen?«, fragte sie.
»Ich muss zu einer langen Reise aufbrechen. Und ich weiß nicht, wann und ob ich überhaupt zurückkehren werde. Deswegen wollte mich von dir verabschieden.«
Kala blickte ihren Bruder schweigend an.
»Ich hab Angst vor dieser Reise«, fuhr Sennar fort, fast so, als spreche er zu sich selbst. »Manchmal würde ich mich am liebsten drücken. Und gleichzeitig drängt es mich zum Aufbruch. Seltsam, nicht wahr? Aber offenbar verläuft mein ganzes Leben auf diese Weise.« Kalas Augen waren feucht geworden.
»Darf ich mich von meiner Nichte verabschieden?«
Kala nickte und wischte sich rasch ein paar Tränen aus dem Gesicht. »Marn!« Das Mädchen kam angelaufen und blieb, ein wenig schüchtern, bei seiner Mutter stehen. »Sie ist vier«, murmelte Kala.
Sennar streichelte ihr über den Kopf, wandte sich dann zur Tür und trat, ohne sich noch einmal umzudrehen, ins Freie.
Am Nachmittag des folgenden Tages war das Wirtshaus gerammelt voll. Sennar zwängte sich zwischen den Tischen hindurch und hielt geradewegs auf Faraq zu.
»Hast du jemanden gefunden?«, fragte er leise.
Faraq blickte sich um und zog ihn, einen Arm um Sennars Schulter legend, zu sich heran. »Die Sache ist nicht ganz einfach ...«
»Wenn sich niemand findet, reicht mir auch ein Boot, ein Kahn, irgendwas, das auf dem Wasser treibt, und ich steche alleine in See«, unterbrach ihn Sennar.
»Nur die Ruhe. So verrückt kannst noch nicht mal du sein. Bist noch nicht mal zwanzig und brennst schon darauf, diese Welt zu verlassen. Pass auf, mein Sohn kennt da jemanden, aber die Sache ist nicht ganz billig.«
»Am Geld soll es nicht scheitern.«
»Dann heute Abend an der westlichen Mole.«
»Ich werde da sein.«
Eingewickelt in einen langen schwarzen Umhang, der ihn von Kopf bis Fuß verhüllte, schlich sich Sennar aus dem Haus seiner Mutter. Die Nacht war klar und das Meer glatt wie ein Spiegel. Auf der Mole war niemand zu sehen. Er setzte sich nieder und ließ die Beine baumeln. Die schmale Mondsichel warf ein gespenstisches Licht auf das Wasser unter ihm. »Bist du der Verrückte?«, fragte eine Frauenstimme, die tief klang, fast rau.
Sennar drehte sich um. Hinter ihm erkannte er eine schmale Gestalt in einem langen Mantel. Er hatte sie nicht kommen hören. »Ob ich was bin?«
»Na was schon?«, fuhr sie ihn gereizt an. »Ob du der Verrückte bist, der zur Untergetauchten Welt segeln will?«
»Ja, das bin ich.«
Ohne die Kapuze abzunehmen, ließ sich die Frau neben ihm nieder. »Eine Million Dinar!«, sagte sie in gleichgültigem Ton.
Sennar blickte sie an. »Wie bitte?« »Du hast schon richtig verstanden. Hast du so viel?« Sennar überschlug seine finanziellen Mittel. Würde er zu der vom Rat zur Verfügung gestellten Summe noch seine eigenen Ersparnisse beisteuern, würde es reichen. »Der Preis scheint mir ein wenig übertrieben.« Die Frau lachte. »Da täuschst du dich aber. Den Letzten, der sich auf das Abenteuer einließ, hat man nie wieder gesehen. Und von seinem Schiff wurde nur der Mast gefunden. Zwei Jahre später.«
»Wann könnten wir in See stechen?«
»Kommt drauf an. Wie ich hörte, hast du eine Karte. Zeig mal her.«
»Die hab ich jetzt nicht dabei«, antwortete er kleinlaut und ärgerte sich dabei über sich selbst. Als Verschwörer war er eine echte Katastrophe.
Die Frau stand auf und wandte sich zum Gehen. »Na, dann also morgen, hier, zur gleichen Zeit.« »Können wir uns nicht bei Tageslicht treffen? Ich würde gern den Rest der Mannschaft kennenlernen,
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