Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers
Alles eben, was zu einem sicheren Versteck gehörte. »Laio, komm mal her!«
So schnell seine lahmen Beine es ihm erlaubten, eilte der Junge herbei.
»Du musst mir helfen, eine davon rüberzuschaffen.« Nihal deutete auf eine große Kiste. Sofort machten sie sich an die Arbeit, aber die Kiste war zu schwer, und sie bekamen kaum Luft, sodass sie immer wieder absetzen mussten.
Nihal mobilisierte ihre letzten Kräfte. »Noch ein Stück, das schaffen wir, los!«, feuerte sie Laio an, während der Rauch ihre Stimme erstickte.
Es war der Mut der Verzweiflung, der es ihnen schließlich ermöglichte, die Kiste tatsächlich unter die Öffnung zu schaffen. Beide husteten und keuchten und konnten gar nicht mehr aufhören. Nihal griff zu dem Krug mit Wasser und goss die Hälfte über den Freund, den Rest über sich selbst. Laios Augen waren gerötet, sein Atem ging schwer.
»Halt dir das Tuch vor den Mund, und rühr dich nicht. Hast du verstanden?«
Laio nickte.
Nihal kehrte in die Vorratskammer zurück und kippte eine große Truhe aus.- Goldene Teller, Kandelaber, Schmuck, Ketten, Halsbänder prasselten zu Boden, bis nichts mehr darin war. Dann zog sie sie in den größeren Raum und bedeutete Laio, ihr zu helfen, sie auf die Kiste zu wuchten. Nun wurde es richtig anstrengend.
»Pass auf, Laio«, wandte sich Nihal an den Freund, »wir müssen durch den Gang, durch den ich reingekommen bin. Er ist verdammt eng, und wir werden keine Luft bekommen, aber du darfst nicht in Panik geraten, verstanden? Wir müssen es schaffen! Du gehst vor, ich folge dir. Kriech einfach immer weiter, und dreh dich nicht um, klar?«
Laio nickte, immer noch keuchend, und kletterte hinauf.
Es war fast aussichtslos. Der Stollen war lang und würde voller Rauch sein. Die Chancen, heil bis zum anderen Ende zu gelangen, standen schlecht.
»Hol noch mal tief Luft, und kriech so schnell es geht hinauf!«, rief Nihal, als Laio das Loch erreicht hatte.
Der Junge gehorchte, und kurz darauf hatte ihn die Finsternis verschlungen.
Nihal schwang sich auf die Kiste, kletterte auf die Truhe und zwängte sich ihrerseits in den Tunnel.
Kaum drinnen, blieb ihr die Luft weg. Der Modergeruch hatte sich jetzt mit beißendem Rauch vermengt. Die Wände waren glühend heiß und schienen sich wie eine weiche, lebendige Haut um die beiden Fliehenden legen zu wollen. Ihre Körper versperrten den Durchzug, sodass von vorne noch weniger Frischluft eindringen konnte.
Laio kam nur mühsam vorwärts.
»Die Luft wird schon sauberer, merkst du? Es fehlt nicht mehr viel«, versuchte Nihal, ihm Mut zu machen, in Wahrheit aber waren sie umgeben vom Gestank des Todes und einer undurchdringlichen Finsternis.
Mit Laios schleichendem Körper vor ihr, der ihr den Weg versperrte, hatte Nihal das Gefühl, gleich zu ersticken. Wie sie selbst auf der Suche nach einem Weg hinaus drang der Rauch in jede Öffnung, wand sich in Spiralen durch jede Ritze.
»Ich kann nicht mehr«, keuchte Laio. Er verharrte.
»Und ob du noch kannst« rief Nihal mit einer so rauen Stimme, dass sie ihr selbst ganz fremd war. Sie hustete. Ein klebriger, heißer Schweiß bedeckte sie von Kopf bis Fuß. »Jetzt mach schon«, setzte sie hinzu. »Ich bin hinter dir und halte dich, wenn du abrutschst. Aber bleib nicht stehen!« Laio riss sich noch einmal zusammen und begann wieder, sich durch den Stollen zu schieben. Nihal hörte seinen keuchenden Atem. Ihre Lunge brannte, im ihren Kopf drehte sich alles, und die Stimme ihres Freundes lag ihr wie eine leiernde Totenklage im Ohr. »Ich schaff es nicht ... ich schaff es nicht ...«
Nihal spürte, wie sie der Zorn überkam. »Jetzt hör endlich auf mit dem Gejammer. Willst du wie ein Maulwurf hier drin verrecken? Streng dich an!«
Laio beschleunigte seine Bewegungen, und seine Worte erloschen im immer hektischeren Rhythmus seines Atems. Selbst immer benommener, quälte sich Nihal hinter ihm fast wie in Trance hinauf.
Die Luft erreichte sie ganz unvermittelt. Frische Luft, in großer Menge. In zu großer Menge. Nihal spürte, dass sie zusammensackte. Eine schmächtige Hand ergriff sie.
Beide brauchten eine Weile, bis sie sich erholt hatten. Keuchend und zitternd lagen sie ausgestreckt auf dem Boden im nächtlichen Tau, der sich nach der Höllenglut in dem Stollen so kalt anfühlte wie Eis im Winter.
Laio kam als Erster wieder zu sich. Langsam drehte er sich zu der Freundin um und streckte einen Arm aus, bis er ihre Hand berührte.
»Ich glaubte, du seiest
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