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Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers

Titel: Die Drachenkämpferin 02 - Der Auftrag des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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tot«, murmelte er.
    Nihal schloss die Augen. Der Sommerhimmel über ihnen war voller Sterne. Ganz fest drückte sie Laios Hand.

14. Der Krieg erreicht Zalenia
    Wie im Flug vergingen die Tage. Nach den auf See ausgestandenen Gefahren kam Sennar diese Reise wie eine Spazierfahrt vor. Die Landschaft war betörend schön, das Pferd zahm, und die Verpflegung hätte besser nicht sein können. Und Ondine war an seiner Seite. Die Frauen, mit denen er zuvor in seinem Leben zu tun hatte, waren ganz anders gewesen als sie. Die erste, Soana, seine Zauberlehrerin, war schön und stolz. Die jungen Zauberinnen, die er später dann kennenlernte, waren ihm alle kühl und eingebildet vorgekommen, und er, mit seiner langen, zerzausten Mähne und seiner zerstreuten Art, hatte denkbar schlechte Chancen bei ihnen gehabt. Dann war da noch Nihal gewesen. Mit ihr war alles anderes. Aber darüber wollte Sennar jetzt lieber nicht nachdenken.
    Seit er Ondine jenen einzigen Kuss gegeben hatte, war Sennar ganz durcheinander. Es war ihm nicht gelungen, sie von dem Vorhaben, ihn zu begleiten, abzubringen, doch im tiefsten Innern wusste er, dass er es auch nicht richtig versucht hatte. Ihre Gesellschaft war derart angenehm, ihr Lächeln so unbeschwert, dass der Magier es aufgegeben hatte, sich allzu viele Fragen zu stellen. Nach neunzehn ernsten Lebensjahren glaubte er, ein Anrecht auf ein wenig Sorglosigkeit zu haben.
    Er wollte sich die Zeit nehmen herauszufinden, was er wirklich für sie empfand. Vielleicht würde ihm ja, wenn dieses Abenteuer überstanden war, klar sein, dass er sich in sie verliebt hatte.
    Die Dinge entwickelten sich bestens, seine Mission schien ein glückliches Ende zu nehmen, die Untergetauchte Welt war voller Wunder. Wozu sich Sorgen machen?
    Sie reisten in einer langen Karawane. An der Spitze des Zuges die Sänfte des Grafen, angeführt von zwei Leibwachen zu Pferd und gefolgt von einer ganzen Heerschar von Dienern und Trägern, die auf Mauleseln Vorräte und alles Weitere, an dem Bedarf bestand, mit sich führten. Unter den wachsamen Blicken zweier Soldaten hinter ihnen marschierten Sennar und Ondine am Ende des Zuges.
    Den ganzen Tag waren sie unterwegs, und erst nach Sonnenuntergang schlugen sie ihr Nachtlager auf. Solange sie im Herrschaftsgebiet des Grafen waren, standen ihnen dazu verschiedene Residenzen zu Verfügung, die dieser als Feriendomizil oder als Unterkünfte bei Inspektionsreisen nutzte, auf denen er einmal im Jahr alle Städte seiner Grafschaft besuchte.
    Außerhalb der Grafschaft übernachteten sie in Gasthäusern oder in Residenzen anderer Grafen. Wo sie auch haltmachten, wurde ihnen ein fürstlicher Empfang bereitet. Überall genoss der Graf hohes Ansehen, und auch wer nicht sein Untertan war, brachte ihm großen Respekt entgegen. Dennoch fehlte es nicht an argwöhnischen Blicken. Viele fragten sich, was Graf Varen, von dem man sich so viel Gutes erzählte, mit diesen beiden, einer »Neuen« und »einem von oben«, zu schaffen hatte.
    Der königliche Palast lag in der Reichshauptstadt, Zirea, einer großen, wuchernden Metropole, die allein eine ganze Amphore einnahm. Diese Hauptstadt unterschied sich grundlegend von allen anderen Städten der Untergetauchten Welt. Alles war aus Glas: Häuser, Paläste, Läden, Plätze, Denkmäler. Mattglas, um das, was dahinter vorging, vor neugierigen Blicken zu verbergen. Buntglas, das vielgestaltige Lichtspiele auf das Pflaster warf. Rauglas, um die Umrisse der Dinge auf magische Weise zu verzerren.
    In Zirea sah Sennar zum ersten Mal Sireniden. Sie ähnelten den anderen Bewohnern Zalenias, verfügten aber über gut sichtbare Kiemen am Halsansatz, und hin und wieder konnte man beobachten, dass sie die Amphore verließen und in die Weite des Meeres hinausschwammen. Obwohl in der Hauptstadt das Leben pulsierte, fand man hier nicht das Chaos, das in manchen Städten der Aufgetauchten Welt, wie Makrat etwa, herrschte. Die alltäglichen Verrichtungen wurden mit beispielhafter Ruhe erledigt, es gab kein Geschrei, keinen Lärm, kein Durcheinander. Die Einwohner, alle in weißen oder grauen Gewändern, schritten gemessen durch die Straßen der Metropole.
    Doch auch hier mangelte es im strahlendsten Licht nicht an Schatten. Um die Stadt herum lagen schäbige Vororte, die sie wie ein Belagerungsring umschlossen. Dies waren die Viertel der Armen, in der Mehrzahl Neuankömmlinge und Kranke: Ihnen war es verboten, die Tore des makellos weißen Zirea zu durchschreiten. Während

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