Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
Lauf der Sonne folgen, während sie aufgeht.« »Also gen Osten ...«
»Dann das Wort ›Felsnadel‹, es ist mir wie ins Hirn gebrannt. Es wird wohl wichtig sein«, fügte Nihal hinzu.
»Ich werd dran denken.« Sennar stand auf. »Ich geh jetzt auch mal Beeren suchen im Wald«, erklärte er knapp.
Entschlossenen Schritts verließ er die Höhle, so als wolle er rasch Abstand gewinnen von der Lüge, die er Nihal gerade erzählt, und der enormen Tragweite der Entscheidung, die er getroffen hatte.
In der beißenden Kälte der Abenddämmerung wartete Sennar lange vor dem Fels. Er musste unbedingt mit Megisto sprechen, und zwar allein.
Während er auf die Dunkelheit wartete, dachte er wieder an den Talisman. Er hatte Nihal belogen, er kannte keinen Zauber, der dessen Kräfte binden konnte. Endlich erwachte der Fels langsam zu neuem Leben. Megisto schien nicht überrascht, Sennar zu sehen. »Du musst mit mir reden?«, fragte er, so als kenne er die Antwort bereits.
Sennar nickte und erzählte dann in einem Atemzug all das, was er auch Nihal gesagt hatte.
Megisto hörte aufmerksam zu, und als Sennar geendet hatte, schwieg er zunächst eine Weile. »Es gibt keinerlei Magie, weder eine Schwarze noch eine erlaubte des Rates der Magier, die solch enorme Kräfte versiegeln könnte«, bemerkte er schließlich.
Sennar senkte den Blick. Er hatte sich bereits gedacht, dass er dem Greis nichts vormachen konnte. »Aber ich kann doch die Wirkung abmildern, wenn ich die Formel immer wieder neu spreche ...«
»Das ist aber sehr riskant«, fiel ihm Megisto ins Wort.
Langsam wurde der Magier nervös. Das war nicht das, was er eigentlich hatte hören wollen. »Kann sie denn wenigstens bei dir bleiben, wenn ich fort bin?« »Warum nicht? Aber du möchtest sicher, dass ich sie auch beruhige, dass ich dich decke, dass ich ihr versichere, dass dein Unternehmen nicht zu gefährlich sei ...« Er blickt in meine Seele, erkennt, was ich denke... »Ja«, gab Sennar zu.
»Gut, ich werde es tun, solange es mir möglich ist«, erklärte Megisto. »Aber du solltest wissen, dass ich dein Verhalten nicht gutheiße.«
»Für mich ist nur wichtig, dass Nihal bei dir bleiben kann. Ich selbst habe keine andere Wahl.«
»Dann pass wenigstens gut auf dich auf«, antwortete Megisto, während er aufstand. Im Morgengrauen des folgenden Tages machte sich Sennar zum Aufbruch bereit. Megisto war schon verschwunden und hatte die drei in der Höhle zurückgelassen. Der Magier hatte alles vorbereitet. Seine wenige Habe hatte er in einem Quersack verstaut und auf dem Fußboden eine Reihe von schmalen Streifen ausgelegt, die aus langen, faserigen Blättern von einem blassen Grün bestanden. Auf jedem einzelnen war ein blaues Runenzeichen eingeritzt. Sie gehörten zu dem stärksten Blockierungszauber, den er kannte.
»Gib mir den Talisman«, forderte er Nihal auf.
Die Halbelfe streckte die Hand aus. In dem Moment, da Sennars Finger das Medaillon berührten, begann sich der Edelstein aus dem Land des Wassers zu verfinstern, und der Magier spürte, wie seine Kräfte nachließen. Er verbarg den Talisman in seiner geschlossenen Faust, und während er sich gegen seinen Schwächeanfall stemmte, drehte er sich um und legte ihn auf die Blätter. Sobald er losließ, nahm der Edelstein wieder seine natürliche Farbe an. Sennar wickelte das Amulett in die Blätter und stimmte eine Litanei an. Dann nahm er es wieder zur Hand und zeigte es Nihal mit einem Lächeln. »Wie du siehst, ist es jetzt unschädlich.«
Nihal verzog keine Miene. »Überleg's dir noch mal. In zwei Tagen könnte ich wohl wieder auf den Beinen sein.«
Sennar schulterte seinen Reisesack. »Sobald ich den Edelstein gefunden habe, gebe ich euch Bescheid und teile euch mit, wo ich mich aufhalte«, erklärte er.
»Pass gut auf dich auf«, ermahnte ihn Laio, als sie sich voneinander verabschiedeten. Nihal richtete sich von ihrem Lager auf und umarmte ihn. Sie küsste ihn auf die Wange, und bevor sie sich wieder von ihm löste, flüsterte sie ihm ins Ohr: »Bitte, dir darf nichts zustoßen.«
Sennar wandte sich ab und folgte seinem Weg.
4. Sennar im Land des Meeres
Nach viertägiger Wanderung durch eine verschneite Landschaft gelangte Sennar in sein Heimatland. Zunächst ging es durch den Seewald, wo bereits der herbe Geruch des Meeres viele Erinnerungen an seine Kindheit in ihm wachrief.
Es war der fünfte Tag seines Marsches, und erst jetzt wurde ihm so richtig bewusst, wie arg er Nihal
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