Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
zerstört hatte: den Gnomen Dola. Sie konnte ihn bezwingen, musste sich dazu jedoch eines verbotenen Zaubers bedienen, der die Heerscharen der Geister, die sie bedrängten, noch weiter vermehrte.
Die härteste Phase jenes Kampfes kam aber erst, als Nihal bereits gewonnen hatte. Da erfuhr sie, dass ihr Gegner Idos Bruder war. Wie Dola hatte auch ihr Lehrer früher einmal dem Tyrannen gedient und war zudem an der Ausrottung der Halbelfen beteiligt gewesen. Doch Ido und Nihal verbindet etwas Besonderes, ein Band, das sich nicht einfach zerreißen lässt, und so gelang es ihnen, auch noch diese Prüfung zu meistern.
Nihal und ich fanden uns wieder, und auch Soana kehrte zu uns zurück. Sie war umhergereist auf der Suche nach der Magierin Rais, die einmal ihre Lehrmeisterin gewesen war, und richtete Nihal nun aus, dass diese sie zu sehen wünschte.
Gemeinsam suchten wir sie auf. Rais ist eine boshafte Greisin. Mit hasserfülltem Blick verriet sie uns, dass Nihal einem Gott mit dem eigentümlichen Namen Shevrar geweiht sei und dass es allein in Nihals Hand liege, die Welt vom Tyrannen zu befreien. Dazu müsse sie die acht magischen Edelsteine zusammentragen, die auf Heiligtümern in den acht Ländern der Aufgetauchten Welt verteilt seien, und sie nebeneinander in einen Talisman einfügen. Damit lasse sich dann ein mächtiger Zauber ausüben, mit dem die Aufgetauchte Welt von der Schreckensherrschaft zu erlösen sei.
Wir erfuhren auch, dass die Albträume, die Nihal so lange schon quälten, von Rais hervorgerufen wurden, um die Halbelfe dazu zu drängen, sich in dieses Abenteuer zu stürzen. Ich brachte Nihal von Rais fort und überzeugte sie davon, sich nicht auf den Weg zu machen, sich auf nichts von dem einzulassen, was Rais von ihr erwartete.
Doch die Ereignisse überstürzten sich, als der Tyrann eine neue, entsetzliche Armee aufstellte. Es gelang ihm, die Geister unserer Gefallenen wiederauferstehen zu lassen, und so mussten wir gegen unsere toten Waffengefährten kämpfen, denen unsere Schwerthiebe nichts anzuhaben vermochten.
Soana und ich konnten immerhin einen Zauber entwickeln, der es dem Eisen ermöglicht, die Leiber der Toten zu durchdringen, sodass sie sich in Rauch auflösten. Doch dies änderte nichts mehr an dem Debakel. An einem einzigen Tag ging ein Großteil des Landes des Wassers verloren, und Nihal wurde vom Geist ihres geliebten Fen verwundet.
Die Lage ist verzweifelt, und das Eintreffen der Truppen aus Zalenia nur eine schwache Hoffnung. Ich weiß, warum Nihal an jenem Abend bei der Versammlung des Rates einfach aufgestanden und gegangen ist. Ein Teil von mir versteht ihre Beweggründe. Aber ich konnte es nicht zulassen, dass sie allein, nur in Gesellschaft der Geister ihrer Albträume, in das feindliche Gebiet aufbricht. Aus diesem Grund habe ich meine Entscheidung getroffen und alles aufs Spiel gesetzt. Für sie.
Freie Länder
Und so kam es, dass die Götter, erzürnt über das hochmütige und törichte Betragen der Bewohner Vemars, deren Ende beschlossen. Damit richteten sie ihren Zorn gegen jenes Land, das sie Jahre Zuvor gesegnet hatten, und es entstand ein entsetzliches Wirrsal. Das Meer erhob sich, bis es den Himmel berührte, das Festland stürzte in die Tiefe, und Feuerfluten begruben Vemar unter ihren wahnwitzigen Strömen. Drei Tage und drei Nächte vermengten sich Erde und Meer, während die Menschen zu den Göttern flehten, um deren Zorn zu besänftigen. Am vierten Tag erhob sich Vemar zum Himmel, wurde umgestürzt und in die Fluten zurückgeworfen. An der Stelle aber, wo es gelegen hatte, war nur noch eine weite, makellos gerundete Bucht. Vemar, der »Augapfel« der Götter, existierte nicht mehr, es war ersetzt worden durch den Golf von Lamar, den »Zorn« der Götter. Die Türme inmitten der Bucht verkünden seitdem, dass niemand mächtig genug ist, um sich zu den Göttern Zu erheben.
ANTIKE GESCHICHTEN, KAPITEL XXIV,
AUS DER KÖNIGLICHEN BIBLIOTHEK DER STADT MAKRAT
1. Beginn einer langen Reise
Nihal mummelte sich bis über die Nase in ihren Umhang ein. Um diese Jahreszeit war es schon kalt im Wald. Die Pinien rauschten in einem eisigen Wind, der ihr Lagerfeuer zu löschen drohte.
Die Letzte aus dem Volk der Halbelfen - wie ihre blauen Haare und die spitz zulaufenden Ohren bezeugten - war durch ein Fieber geschwächt und wurde gequält von den Stimmen der Geister, die ihre Albträume beherrschten. Sie betrachtete das Medaillon, das sie am Hals trug, jenen Talisman, der
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