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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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beschwindelt hatte. Als er etwas Proviant aus seiner Tasche nahm, sah er, wie ein seltsamer Rauch daraus aufstieg. Er griff hinein und holte den Talisman hervor. Wie er feststellte, hatte er schon die Blätter zu zersetzen begonnen, und an mehreren Stellen war bereits der Edelstein aus dem Land des Wassers zu sehen. Gleichzeitig spürte der Magier, dass das Amulett seine Kräfte absaugte, und erneut sah der Stein trüb und bedrohlich aus.
    Sennar verlor keine Zeit. Er warf das Amulett zu Boden und begann es mit frischen Blättern neu zu umwickeln. Dann machte er sich wieder auf den Weg. Nach weiteren anderthalb Tagen erreichte er Laia, das Geburtsdorf seiner Mutter. Er war noch nie dort gewesen, aber es erinnerte ihn stark an das Dorf, in dem er seine Kindheit verbracht hatte: klein, mit dicht beieinander stehenden Häusern, die Luft getränkt von dem beißenden Geruch des Salzwassers. Keine Menschenseele war zu sehen, die Fensterläden waren alle verrammelt.
    Das Dorf lag am Kleinen Meer, einer faszinierenden Laune der Natur. An der südlichen Küstenlinie der Barahar-Bucht, einer der beiden großen Buchten, die die zentrale Halbinsel weiter nördlich einrahmten, drang das Meerwasser tief in das Landesinnere vor, breitete sich aus und bildete so ein Binnenmeer, das wie ein großer Salzsee aussah und durchdringend nach Ozean roch.
    Es war Nachmittag, als der Magier dort eintraf. Der graue Himmel spiegelte sich in dem silbrigen Wasser des Kleinen Meeres. Ein Unwetter drohte, und heftiger Wind war bereits aufgekommen.
    Abends fand Sennar eine Unterkunft in einem kleinen Gasthaus, einem Gebäude aus Stein und Holz direkt am Wasser. Es war schlicht, ja ärmlich, und bot nicht mehr als einen größeren runden Raum mit ein paar Bänken aus grobem Holz, doch das Bier war gut und preiswert. Während er den nächtlichen Blick auf das Kleine Meer genoss, auf den Schnee, der auf die Wasseroberfläche fiel, überlegte er, welche Richtung er nun einschlagen sollte. Nihal hatte von Osten gesprochen, also befand sich das Heiligtum möglicherweise auf der anderen Seite der Halbinsel. Auf schnellstem Weg musste er daher die Küste erreichen und sich dann nach Barahar, dem größten Hafen im Land des Meeres, wenden. Dort angekommen, würde er entlang der Küste weiterziehen und hoffen, auf einen Hinweis zu stoßen.
    Am nächsten Morgen stand er zu früher Stunde auf und traf auf die Wirtin, eine beleibte Frau mit roten Wangen, von Schweiß glänzender Haut und einem üppigen, aus der Bluse hervorquellenden Busen. Sie war damit beschäftigt, Gläser zu polieren, und tat das mit einem solchen Eifer, dass Sennar sich wunderte, dass keines dabei zerbarst. Ohne Umschweife fragte er sie, ob sie schon einmal von den »Felsnadeln« gehört habe. »Ja, möglich«, antwortete sie nachdenklich, »das müssen irgendwelche Klippen sein.« »Das denke ich auch. Aber wo finde ich die?«
    Die Wirtin schüttelte den Kopf. »Tut mir leid. Ich habe keine Ahnung. Aber hier in der Gegend sicher nicht.«
    So machte sich Sennar wieder auf den Weg. Die letzten Häuser Laias blieben hinter dem Zauberer zurück, und vor ihm öffnete sich die weite verschneite Ebene, die zwischen dem Kleinen Meer und der Barahar-Bucht lag.
    Drei Nächte schlief Sennar unter dem Sternenzelt. Am Morgen des vierten Tages sah er die Stadt Barahar, die sich in der Ferne vor dem tiefblauen Hintergrund des Meeres abzeichnete. An einer Weggabelung wandte er sich nach Osten in Richtung der Brücke, die die Meerenge überspannte, und gelangte endlich vor die mächtigen, aus einem einzigen Marmorblock gehauenen Tore Barahars. Als er darunter hindurchging, zerlumpt und hungrig, wie er war, fühlte er sich so klein und verloren wie selten zuvor. Vom Land des Meeres kannte der Zauberer nur die kleinen Dörfer zwischen Land und Meer, wellengepeitscht im Winter und sich vom Fischreichtum nährend im Sommer. Diese Stadt jedoch war groß und fremdartig, und der Duft des Ozeans wurde von einer Unzahl anderer Gerüche überlagert. Die typische Bauweise der Häuser, gemauerte Hütten mit Strohdächern neben größeren Gebäuden aus Stein, erkannte Sennar wieder, aber alles andere war fremd: breite, schnurgerade Straßen anstelle des üblichen Labyrinths enger Gassen, weite, rechteckige Plätze anstelle kleiner runder Dorfplätze. Aber vor allem die Menschen wirkten fremd auf ihn, nicht freundlich und natürlich, sondern kalt und gleichgültig.
    Da er nun die Küste erreicht hatte, wusste Sennar

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