Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht
niemals die Schmerzen der Folter vergessen können oder die Verzweiflung, die ich in der Seele des Tyrannen erblickte. Vielleicht aber wird aus all diesem Leid etwas Gutes entstehen können. Und wir beide sind zusammen. Ist das nicht schon unglaublich viel?«
Sie lächelte und nahm mich fest in den Arm.
Nun leben wir also in diesem zerstörten Land und versuchen, Glück und Schmerz zu trennen. Aber ich weiß schon, dass wir auf lange Sicht nicht hier bleiben werden.
»Irgendwann brechen wir wieder auf«, hat Nihal zu mir gesagt. »Ich möchte meinen Kindheitstraum verwirklichen, frei sein, reisen, auf Oarfs Rücken einfach losfliegen und die reißenden Wasser des Saar überqueren. Mit dir. Dann aber nicht mehr als die tapfere Drachenkämpferin und das kluge Ratsmitglied, die die Welt vom Tyrannen befreiten, sondern einfach als Nihal aus der Turmstadt Salazar und Sennar der Magier. Dann entdecken wir Länder, die zuvor noch nie jemand gesehen hat, mit furchterregenden Ungeheuern, aber auch endlosen Wäldern von atemberaubender Schönheit. Ja, das machen wir.«
Sie hat Recht, auch ich möchte das, und ich weiß, dass dieser Tag nicht mehr fern ist. Daher war es mir wichtig, noch diese Geschichte aufzuschreiben: vielleicht, damit man uns nicht ganz vergisst, wenn wir die bekannten Länder hinter uns lassen, oder damit Nihal nicht vergisst, wie sie sich selbst besiegt hat, oder aber um den tieferen Sinn der Ereignisse jener Jahre begreiflich zu machen.
Es gibt da eine Frage, die der Tyrann mir gestellt hat und auf die ich bis heute noch keine Antwort gefunden habe: Lässt sich diese Welt tatsächlich retten? Zuweilen habe ich den Eindruck, dass er Recht hat, dass also nur der Hass alle Geschöpfe vereint und wir daher gewissermaßen alle gleichzeitig Opfer und Täter sind. Dann jedoch denke ich an Nihal und weiß wieder, dass es sich zu leben lohnt, zu kämpfen, auch wenn der Kampf vergeblich sein sollte.
Vielleicht ist das der entscheidende Unterschied zwischen Aster und mir: Ich hin auf meinem Weg Nihal und der Liehe begegnet, er nicht.
Irgendwann in nächster Zeit werden wir uns verabschieden und eine Welt zurücklassen, in derein stets gefährdetes Gleichgewicht herrscht, früher oder später wird es zerbrechen, und es wird wieder Krieg geben. Ich weiß aber auch, dass dann wieder Friede und Hoffnung einziehen werden und danach erneut Finsternis und Verzweiflung.
Liegt nicht in diesem ewigen Kreislauf der Sinn unseres Daseins?
SENNAR
RATSMITGLIED AUS DEM LAND DES WINDES
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