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Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht

Titel: Die Drachenkämpferin 03 - Der Talisman der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Licia Troisi
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nicht vergessen werden, es verbleibt in den Herzen und gräbt sich tief in den Seelen ein. Um was ich euch aber bitte, ist,
    keine Rache zu üben. Rache kann weder den Toten noch den Lebenden Frieden schenken.« Sie schwieg einen Moment und ließ den Blick über ihre ungewöhnliche Zuhörerschaft schweifen. »Deswegen bitte ich euch um Vergebung für alles, was euch von mir und meinesgleichen angetan wurde und teilweise immer noch angetan wird. Gleichzeitig verspreche ich euch, dass auch eure eigenen Taten vergehen sein sollen, zumal ihr nicht aus freien Stücken gehandelt habt. Die Zeit des Friedens ist angebrochen. Die Zeit, da ein jeder den Krieg hinter sich lässt und sich daran macht, eine neue Welt aufzubauen, in der Hoffnung, dass sie gerechter als die alte sein möge.« Sie hielt wieder inne und fuhr dann mit lauterer Stimme fort. »Die Verantwortlichen meiner Seite haben beschlossen, dass dies hier von nun an euer Land sein soll. Hier seid ihr eure eigenen Herrn, hier seid ihr frei, in Frieden eure Bestimmung zu finden. Von nun an soll Eintracht herrschen zwischen eurem und allen anderen Völkern, und ich schwöre euch, dass ich niemandem erlauben werde, die Hand gegen euch zu erheben. Ich weiß, dass ihr im Moment verwirrt seid und nicht wisst, was ihr tun sollt. Wenn ihr das wollt, werden wir euch helfen, euren Weg zu finden.« Sie ließ den Blick wieder über die Menge verängstigter Gesichter zu ihren Füßen schweifen. »Das war alles. Ihr seid frei, frei für immer.«
    An diesem Tag hatten wir das Gefühl, nun tatsächlich Frieden zu schaffen. Doch heute weiß ich, dass damals ein Problem entstand, das bis heute noch nicht gelöst ist. Denn der Friede zwischen den Fammin und den anderen Völkern liegt in weiter Ferne, und immer noch schwelt Feindschaft zwischen den Stämmen.
    Nihal wurde die Stellung eines Obersten Generals der Akademie angeboten. Doch sie lehnte ab. »Dazu bin noch zu jung und unerfahren in strategischen Fragen«, erklärte sie, und so trug man Ido diese Position an. Auch er brachte einen ganzen Haufen Einwände vor, betonte mehrmals, da- zu fehle ihm die Würde und außerdem habe er keine Lust, sich mit all den Problemen herumzuschlagen, die ein solches Amt mit sich bringe. Schließlich aber konnte Nihal ihn überzeugen, und nun sitzt Ido auf dem Sessel, auf dem einstmals Raven residierte, mit Vesa zu seinen Füßen.
    Nihal und ich ließen uns im Land des Windes nieder. Es war ihr Wunsch, denn sie empfindet es als ihr Heimatland.
    Ido kommt uns häufig besuchen und trainiert dann immer lange mit Nihal; es sind die einzigen Anlässe, da sie noch das Schwert zur Hand nimmt. Sie hat beschlossen, für eine Weile die Waffen ruhen zu lassen, und ihr Schwert hängt jetzt an der Wand unserer Kammer, doch kein Körnchen Staub ist darauf zu finden, und ich glaube, dass sie es bald wieder gebrauchen wird. Wir reisten auch in das Land der Nacht, um Laios Grab zu besuchen. Er fehlt uns sehr, vor allem mit seiner unverdorbenen Art. Er war der Einzige von uns allen, der in diesen Kriegsjahren keine Schuld auf sich geladen hat. Nihal hinterließ ihre Rüstung an Laios Grab, ganz in der Nähe jener Lichtung, auf der ich damals viele Illusionen, vor allem über mich selbst, verloren und zurückgelassen habe.
    Ich bin weiterhin Ratsmitglied. Auch wenn ich heute unter den anderen Magiern größeres Ansehen als früher genieße, bin ich immer noch unbequem und ecke häufig an. Meine Aufgabe kommt mir heute sogar noch schwieriger vor als in den Kriegsjahren, denn der Friede ist ein viel zerbrechlicheres Gut, als ich jemals geglaubt hätte.
    Das Land des Windes ist eine Trümmerlandschaft. Es war sehr schmerzhaft für uns beide, nach der langen Zeit das zerstörte Salazar wiederzusehen. Durch die einsturzgefährdete, vom Feuer angesengte Stadtmauer betraten wir die Stadt. Nihal führte mich Zu der Werkstatt, in der ihr Vater Livon ermordet wurde und wo alles begann.
    »Manchmal fühle ich mich wie dieser Raum hier«, sagte sie, »verbrannt und zerstört. Meine Mission ist erfüllt, aber was geschehen ist, lässt sich nie mehr ungeschehen machen.« Sie trat auf eine Ecke zwischen den Trümmern zu, dort hatte Livon seine herrlichen Waffen geschmiedet, und an der Wand hingen noch die Stümpfe vom Rost zerfressener Schwerter. Sie brach in Tränen aus.
    »Und dennoch kann es in unserer Zukunft noch viel Schönes gehen«, antwortete ich ihr. »Gewiss, das alles tu vergessen, ist unmöglich. Ich werde ja auch

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