Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
begannsich zu drehen. Seine Beine versagten ihm ihren Dienst, und der alte Magier brach bewusstlos zusammen.
Stöhnend rieb sich Inthan den Kopf und sah sich verblüfft um. Warum lag er hier auf dem felsigen Boden und nicht daheim in seinem Bett? Warum litt er solche Schmerzen? Als sein Blick über die Kristallplatte glitt, fiel ihm alles wieder ein: Xanomee war vernichtet worden! Ein Paar grüner Augen musterte ihn. Erwartungsvoll saß die graue Katze neben der magischen Steinplatte. Mühsam erhob sich der alte Magier und nahm das Tier in seinen Arm.
»Komm, meine Freundin, wir gehen zu den Elben. Dort können wir zusammen unsere Wunden lecken.«
Die Katze begann zu schnurren, als Inthan auf die Platte trat. Das Licht flackerte seltsam, und erst jetzt bemerkte der Magier den Riss, der quer durch den Kristall lief, doch er war zu erschöpft, um sich weiter Gedanken darüber zu machen. Inthan stellte sich in die Mitte der pulsierenden Platte und fühlte die vertrauten Nebel um sich herum aufsteigen. Bald würde er seinen Körper nicht mehr spüren, sein Geist würde dahingleiten, um sich auf der anderen Seite des Tores wieder mit seinem Körper zu vereinen.
Irgendetwas stimmte nicht. Die Nebel wallten auf, doch die Lichter und Farben zuckten unruhig, und plötzlich merkte Inthan, dass er sich wieder im magischen Wasser des grünen Sees befand. Verwirrt trat er aus der Grotte in die Höhle und folgte dem Gang bis zu der Halle mit der Kristallplatte. Er betrat den Stein erneut, aber auch dieses Mal fand er sich im Wasser des Sees wieder. Nach mehreren Versuchen gab er es auf. Traurig stieg er in den See, um den Rückweg in seine zerstörte Welt anzutreten.
Er schritt durch das klare Wasser, das grün über seinem Kopf schimmerte, auf die Treppe zu. Plötzlich wurde sein Körper leicht. Er fühlte sich schwerelos. Unter seinen Füßen begann es zu flimmern, Nebel wallten auf, und als er hinabsah, merkte er, dass er auf dem gesprungenen Kristall stand. Jetzt packte ihn die Furcht. Er rannte zum See und stürzte sich hinein, doch auch dieses Mal konnte er die Treppe nicht erreichen und fand sich stattdessen auf der gläsernen Platte wieder.
Das Tor war beschädigt. Zu groß waren die magischen Kräfte gewesen, die dort draußen über Xanomee getobt hatten. Das empfindliche Gebilde, das den Weg über die Astralebene zu einer anderen Welt gestattet hatte, war zerstört und hielt nun Inthan, den großen Magier, zwischen den Welten gefangen. Ein Felsenlabyrinth und ein paar Gemächer zwischen zwei magischen Schranken, die er nicht überwinden konnte ohne Hoffnung auf Befreiung, war alles, was ihm blieb. Verzweifelt sank er auf den Boden und drückte die Katze an sich. Tränen standen in seinen Augen, als er flüsternd von allem Abschied nahm, was er einmal geliebt hatte und was er nun niemals wieder sehen würde. Dann lehnte er sich an die Höhlenwand und wartete auf seinen Tod.
1
Graf Gerald von Theron
L amina stand an die steinerne Brüstung gelehnt und beobachtete ihren Gatten, der langsam über den Hof schritt. Der Wind fiel kalt von den Silberbergen herab, deren schroffe Klippen sich im Westen der Burg erhoben. Fröstelnd zog die junge Frau ihren Umhang enger um sich und bedeckte das tiefe, perlengeschmückte Dekolleté. Unter dem samtblauen Mantel bauschte sich ihr seidiges Kleid, das in der Farbe reifer Aprikosen ihre schlanke Gestalt umschmeichelte. Ihr kupferrotes Haar hatte sie sich von ihrer Zofe zu einer kunstvollen Frisur aufstecken lassen. Das Flammenlicht der Fackeln zu beiden Seiten des Tores ließ die Facetten kleiner Edelsteine in ihrem Haar aufblitzen.
Gerald von Theron kam langsam näher und blieb dann stehen, so als wisse er plötzlich nicht mehr, wohin er hatte gehen wollen. Lamina seufzte leise. Es schmerzte sie, ihn anzusehen, wie er, verloren wie ein kleines Kind, mitten im Burghof stand, die Stirn gerunzelt, die Lippen fest zusammengepresst, und doch konnte sie ihren Blick nicht abwenden.
War das der Mann, der im Sturm ihr Herz erobert, den sie gegen den erbitterten Widerstand ihres Vaters geheiratet hatte? Mit dem sie Tage und Nächte im Rausch des überschäumenden Glücks verbracht hatte? Der starke, männliche junge Graf von Theron, dessen Lächeln sie schmelzen und dessen klingende Stimme sie vor Verlangen erschaudern ließ, der seine Ländereien und seine Bauern mit ruhiger sicherer Hand führte, vor keinem Kampf zurückschreckte und eine geschickte Klinge führte.
Das war früher
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