Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Seeleute mit dem Umladen fertig. Der Zwerg weckte Rolana, die sich verschlafen die Augen rieb, ehe ihr wieder einfiel, wo sie sich befand. Interessiert setzte sie sich auf und beobachtete, wie der Anker gelichtet wurde und der Kapitän einige Segel setzen ließ. Langsam nahm das Schiff Fahrt auf und näherte sich den gefährlichen Haifischzähnen. Der Lotse schrie die Fadentiefen, noch einmal wurde der Kurs korrigiert, dann passierte das Schiff unbeschadet die scharfen Klippen, die bis fast an die Wasseroberfläche aufragten. Als das Schiff die offene See erreichte, ließ der Kapitän die restlichen Segel setzen, der Wind fuhr in das weiße Tuch und blies den Zweimaster in Richtung Süden. Rolana und der Zwerg sahen ihm noch eine Weile nach, dann machten sie sich auf den Rückweg zum Lager. Die Elben hatten inzwischen ausgeschlafen, und bei einem kalten Abendessen besprachen die Freunde den Plan für die nun hereinbrechende Nacht.
Sie warteten, bis es dunkel war. Thunin zog sich einen mit Eisenplatten verstärkten Brustpanzer über, und Cay schlüpfte in sein altes, schon etwas rostiges Kettenhemd. Die Elben verzichteten lieber auf irgendwelche Rüstungsteile, die ihre Gewandtheit behindern würden. Die Sinne vor Anspannung geschärft, machten sie sich auf den Weg. Von Westen zogen wieder Wolken auf, und bald verhüllten sie den Mond und bedeckten den Sternenglanz. Da sie nicht riskieren konnten, Licht zu machen, mussten sich die Magier, Cay und Rolana auf die Führung der Elben und desZwergs verlassen, für deren Augen noch genug Licht vorhanden war. Vorsichtig passierten sie die Landzunge und schlichen dann bis zum Pferdestall. Er war ausgemistet worden und die Krippen mit frischem Heu gefüllt, doch auch in dieser Nacht ließ sich keine Menschenseele blicken. Ibis huschte zur Falltür, kletterte die Stufen hinunter und kam kurz darauf wieder zurück. Sie winkte den anderen, ihr zu folgen. Offensichtlich hatte niemand bemerkt, dass sie sich an der Falle zu schaffen gemacht hatte. Die Eindringlinge erreichten unbeschadet den Innenhof des Turmes und folgten den Elben in den Raum, von dem aus man in die Höhlen hinuntersteigen konnte. Dieses Mal war Ibis darauf bedacht, die Falle zu entschärfen, bevor sie das Brett zur Seite schob. Wieder huschten die Elben voran, um zu sehen, ob die Luft rein war. Erst dann folgten die anderen. Sie wagten es, zwei Laternen zu entzünden, denn hier unten war es so finster, dass selbst Thunin, Seradir und Ibis nur noch vage Umrisse wahrnehmen konnten. Sie teilten sich in zwei Gruppen auf und begannen sorgfältig den Gang und die abzweigenden Höhlen nach einer geheimen Tür abzusuchen.
»Licht aus!«, zischte Seradir plötzlich, der dem Höhleneingang am nächsten stand. Die Flammen erloschen, und die Freunde duckten sich hinter einen Stapel Kisten und Fässer. Sie hörten Stimmen, ein seltsam blauer Lichtschein kroch über den Boden. Nur wenige Augenblicke später betraten eine Frau und zwei Männer die Höhle. Ihre Kleider trieften vor Nässe, so dass sich um ihre Füße kleine Pfützen auf dem Boden bildeten. Das blaue Licht erlosch, und dann flackerte die warme Flamme einer Laterne auf. Seradir, derganz in der Nähe hinter einer Truhe kauerte, hielt den Atem an und drückte sich noch tiefer in die Schatten, als die Schritte der Frau auf ihn zukamen. Sie öffnete die Kiste, holte drei kleine Beutel heraus und schloss dann den Deckel wieder. Sie drückte jedem ihrer Begleiter einen davon in die Hand, dann wandten sich die drei Gestalten dem Höhlen-ausgang zu.
»Ich hasse nasse Kleider«, schimpfte einer der Männer.
»Stell dich nicht so an. Du kannst dich im Turm umziehen«, antwortete die Frau mit ihrer dunklen Stimme. Es war dieselbe, die Ibis und Seradir in der Nacht zuvor oben im Turmzimmer gesehen hatten.
»Wir haben eine ruhige Nacht vor uns. Heute wird kein Schiff ankommen, und die Karawane aus den Bergen erwartet der Narbige frühstens in zwei Tagen.«
Sie sprach noch weiter, doch die Freunde konnten ihre Worte nicht mehr verstehen. Die Stimmen entfernten sich und verklangen, dann war es wieder still. Dennoch warteten die ungebetenen Besucher noch eine ganze Weile, ehe sie es wagten, ihre Laternen wieder anzuzünden.
»Wo sind die beiden nur hergekommen?«, wunderte sich Ibis und folgte den nassen Spuren. »Sind sie mit dem Boot umgekippt, dass sie so triefend nass waren?«
Ratlos blieb sie am Ende des Gangs stehen und sah auf das leise plätschernde Wasser zu
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