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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Cay und musterte sie besorgt.
    Lamina wog den Dolch in der Hand und dachte an die kleine, kämpferische Frau, die in der Unterwasserstadt für sie gestorben war.
    Tara, dachte sie, dir verdanke ich mein Leben. Ich werde dich niemals vergessen.
    Sie holte aus und schleuderte den Dolch mit aller Kraft. Der Stahl blitzte in der Sonne und fuhr dann eine Handbreit neben Ibis’ Klinge in den Baumstamm. Cay starrte die Frau an seiner Seite ungläubig an, die Elbe jubelte schrill.
    »Lamina, du versetzt uns alle in Staunen. Möchtest du noch einmal?«
    Doch die Gräfin schüttelte müde den Kopf, ging zu den anderen zurück und setzte sich neben Lahryn auf die Treppe. Erschöpft lehnte sie sich an die Schulter des alten Magiers, der sanft seinen Arm um sie legte. Schweigend saßen sie da, bis die Dämmerung hereinbrach und Veronique alle zu Tisch rief.

16
»Ich rufe dich!«
    D er Drache regte sich. Wochenlang waren die kaum wahrnehmbaren Atemzüge die einzigen Lebenszeichen gewesen, die noch von ihm ausgingen. Er wandelte durch tiefe Ohnmacht, doch manches Mal durchdrang eine Stimme die Schwärze. Gedanken forschten nach ihm, aber er schüttelte sie unwillig ab. Er wollte in dieser sanften Dunkelheit sterben, den schmerzenden Leib hinter sich lassen. Seine Aufgabe auf dieser Welt war erfüllt. Was war es, das ihn hier festhielt? Die Erkenntnis drängte sich unbarmherzig in seinen Geist. Nein, es war noch nicht vollbracht. Noch konnte alles scheitern.
    Der Drache riss die Augen auf und hob langsam den Kopf. Ein Schwindel erfasste ihn, so dass die Wände der Höhle um ihn herum verschwammen, doch sein Wille war wieder erwacht, und er bekämpfte die Schwäche, die ihn überfiel.
    Vorsichtig hob er die Klauen. Das Ei war noch da, und es war unversehrt. Peramina fühlte die zarte Regung des neuen Lebens unter der Hülle, das wuchs und gedieh. Es wurde Zeit. Bald würde der kleine Drache seinen Schutzschild gegen die Welt durchdringen. Einzigartig würde er sein, er, der dazu ausersehen war, die Welt zu retten. Die Drachen würden sich nicht noch einmal den Befehlen eines machtbesessenen Menschen beugen. Die Gedächtnisse der Menschen waren kurz und hatten den Feuersturm längst vergessen, doch Drachen wurden alt und bewahrten die Geschichte in ihrem Geist und ihrem Herzen.
    Sanft strich Peramina über die ledrige Eihülle. Die Echse wusste, dass sie ihre Höhle nicht mehr verlassen konnte, und so sandte sie ihre Gedanken über die Berge hinweg und rief nach ihr, die ausersehen war, Covalin, den Retter der Welten, zu beschützen. Sie, deren Stimme Peramina aus ihrem Todesschlaf geweckt hatte.
    Mit einem Schrei fuhr Rolana aus dem Schlaf. Zwei Wochen waren vergangen, doch jede Nacht verfolgte sie derselbe Traum, und jeden Morgen erwachte sie blasser und erschöpfter als am Tag zuvor. Bald schon verschloss sie vor Cay abends ihre Tür und wandte den Blick ab, wenn seine blauen Augen fragend und voller Schmerz auf ihr ruhten.
    Rolana hörte die Stimme des Drachen. Ganz deutlich hallte sie in ihrem Kopf wider. Sie klang kräftiger als die Nächte zuvor, drängender, fordernder. Seufzend erhob sich die junge Priesterin, ging barfuß zum Fenster hinüber und sah hinaus in die Nacht. Es war erst wenige Stunden nach Mitternacht, die Burg und ihre Bewohner lagen in tiefem Schlummer. Nur die beiden neuen Wächter, die mit Mägden und Knechten und dem alten Advokaten aus Fenon gekommen waren, drehten auf den Wehrgängen schweigend ihre Runden. Eine schmale Mondsichel hing über den Bäumen, und die Sterne funkelten am nachtschwarzen Himmel.
    »Wo bist du? Was verlangst du von mir?«, flüsterte sie in die Stille der Nacht.
    Erschreckt fuhr Rolana zusammen, als die Antwort in ihrem Kopf widerhallte.
    Rolana, Tochter des Mondes, das Schicksal hat dich erwählt, die Mission weiterzuführen, an der Gerald von Theron gescheitert ist. Die Welt liegt nun in deinen Händen.
    »Ich? Aber warum ich? Ich bin nur eine schwache Menschenfrau, die nicht einmal ihrem eigenen Herzen befehlen kann.«
    Du irrst. Du bist stark in deinem Herzen, du hast Mut und einen eisernen Willen. Du kannst es schaffen. Komm zu mir, verlasse Theron und folge dem Pfad über die Silberberge. Mein Amulett wird dich führen. Zögere nicht zu lange, die Zeit drängt.
    Der Drache schwieg, doch das Amulett auf ihrer Haut pulsierte noch immer lebhaft. Rolana umschloss den gläsernen Drachen mit ihrer Hand. Er war warm und fühlte sich fast lebendig an. Mit einem Ruck drehte sie

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