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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Zufrieden legte er seine Hand auf den prall gefüllten Sack, den er vor sich an den Sattel gebunden hatte. Ein metallisches Klirren verriet seinen wertvollen Inhalt. Sollte Astorin ruhig denken, er wäre bei dem Überfall umgekommen. Mit seinem Gold würde er einige Zeit lang bequem leben können.
    Die Gefährten waren alle erschöpft und von ihren Wunden geschwächt, so dass sie den Gedanken, sofort zum Turm zurückzukehren, aufgeben mussten. In einer Kammer richteten sie für Seradir ein Lager. Die ganze Nacht betete Rolana an seinem Bett und beobachtete aufmerksam seine Genesung. Auch Cay und Thunin waren am Rande der totalen Erschöpfung, dennoch teilten sie sich mit den anderen die Wache. Den Blick noch immer glasig in die Ferne gerichtet, ging die Gräfin in die Küche, um das Essen, das Tara für den nächsten Tag schon vorbereitet hatte, zu wärmen.
    Am Morgen war auch der Elb wieder so stark, dass sie die Unterwasserstadt verlassen konnten. Mit Hilfe des Atempulvers gelangten sie zu den Höhlen und dann in den Turm. Von dort aus machten sie sich auf den Weg in das Wäldchen, in dem sie ihre Pferde angebunden hatten. Da das Packpferd keinen Sattel hatte, teilte die Gräfin abwechselnd mit Vlaros und Seradir das Pferd. Schweigend saß sie hinten auf und legte die Arme um den Reiter vor sich. Auch wenn die Gefährten rasteten, war ihr kaum ein Wort zu entreißen, und das Lächeln schien sie ganz verlernt zu haben. Rolana beobachtete sie besorgt, ließ sie aber in Ruhe. Die junge Frau brauchte Zeit, um die schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten.
    Es war am vierten Abend nach ihrer Befreiung, als Lamina das Schweigen brach. Rolana saß etwas abseits des Lagers unter einem Baum, als die Gräfin zu ihr trat, sie einige Augenblicke scharf musterte und sich dann vor ihr im Gras niederließ. Ein paar Mal öffnete und schloss sie den Mund. Der innere Kampf spiegelte sich in ihrem schmalen Antlitz wider.
    »Was ist mit meiner Mutter geschehen?«, fragte sie schließlich so leise, dass Rolana die Worte eher ahnte als hörte.
    Rolana nahm die weißen Hände in die ihren. Bekümmert sah sie die Gräfin an.
    »Sie ist tot, nicht wahr?«, fragte Lamina und suchte verzweifelt nach einem Kopfschütteln. Vergeblich.
    »Es tut mir so Leid«, bedauerte die Priesterin. »Sie war bereits tot, als wir das Gut Eures Vaters erreichten. Ich konnte nichts mehr für sie tun.«
    Lamina nickte stumm.
    »Eurem Vater geht es gut. Er wartet in Fenon auf Euch.«
    Die Gräfin reagierte nicht. Sie kaute auf ihren Fingernägeln und mied Rolanas Blick. »Und Gerald? Habt Ihr den Grafen gefunden?«
    Rolana kramte in ihrem Bündel, holte den Siegelring hervor und reichte ihn Lamina.
    »Wir fanden seine Leiche in einem Sarg in den alten Labyrinthen, die mit den Verliesen von Theron verbunden sind. Euer Gatte war schon viele Tage tot. Vermutlich hat Mykina ihn mit ihrer Magie getötet, als sie vergeblich versuchte, ihm ein Geheimnis zu entreißen.«
    Gedankenverloren drehte die Gräfin den Siegelring in ihren Händen. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie sah einfach durch Rolana hindurch. Die Priesterin konnte die Seelenpein in den Tiefen erahnen. Dann endlich kehrte ihr Blick zurück.
    »Erzählt mir, was euch auf Theron widerfahren ist«, sagte sie leise.
    Und so berichtete Rolana von ihrer Reise nach Theron, der Begegnung mit Mykina und ihrem langen Weg aus den alten Labyrinthen einer längst vergangenen Zeit. Lamina hörte aufmerksam zu und unterbrach sie kein einziges Mal. Als die Priesterin geendet hatte, nickte sie langsam.
    »Ich werde nach Theron zurückkehren. Wenn ihr nachFenon kommt, könnt ihr meinem Vater berichten, wo er mich findet.«
    Sie erhob sich und schritt in die Dunkelheit davon. Rolana sah ihr nach. Wie sehr musste die Gräfin ihren Vater hassen. Die einsame Gestalt, die fröstelnd ihren Umhang enger um die Schultern zog, rief ihr Mitleid hervor.

15
Die Gräfin
    E s dauerte fast noch eine Woche, bis sie Burg Theron erreichten. Mit jeder Stunde, die sie sich der Burg näherten, wuchs die Unruhe in Lamina.
    Die Pferde erklommen den letzten Hügel, und dann lag Theron in der Nachmittagssonne zu ihren Füßen. Rauch stieg aus den Kaminen auf, der See und der Wassergraben leuchteten golden, doch der einst stolze Bergfried war in einem traurigen Zustand, und der Ostflügel lag in Trümmern. Langsam ritten die Freunde auf die Zugbrücke zu. »Verschwindet, wir lassen niemanden ein!«, rief ein Mann in Rüstung, der oben an den

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