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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Zinnen Wache hielt.
    Doch da glitt Lamina vom Pferd und befahl: »Lasst die Brücke herunter!«
    Der Wächter auf der Brustwehr blinzelte, dann rief er: »Die Gräfin! Die Gräfin ist zurück!«
    Sein Gesicht verschwand. Es dauerte nicht lange, dann ächzten und knarrten die rostigen Ketten, und allmählich senkte sich die Brücke herab. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer in der ganzen Burg, und als die Freunde mit Lamina in den Hof ritten, hatten sich bereits alle Bewohner von Theron versammelt, um sie zu begrüßen. Es war nur noch ein trauriger Rest, der von dem einst glänzenden Hofstaat des Grafen übrig geblieben war: der Gärtner, der früher als Verwalter dem Grafen gedient hatte, war mit seiner Familie noch da, drei der Wächter und zwei Stallknechte, der Küchenjunge und die Magd Griphilda mit ihren zweijährigen Zwillingen. Veronique, die Tochter des Gärtners, die der Gräfin als Zofe diente, kniete nieder. Lamina zog sie hoch und umarmte sie.
    »Wir haben Euch ja so vermisst«, schluchzte das junge Mädchen, »Euch und den Grafen. Er ist immer noch nicht zurückgekehrt.«
    »Ich weiß«, antwortete Lamina müde, »und er wird auch nicht wiederkommen. Der Graf ist tot.«
    Die fröhlichen Mienen der Burgbewohner erstarrten. Betreten sahen sie zu Boden.
    Die Gräfin hob die Stimme. »Wenn es dunkel wird, dann kommt alle in den Saal. Wir werden zusammen essen und darüber sprechen, wie es weitergehen soll.«
    Die Leute des Grafen sahen sich erstaunt an, doch sie nickten stumm. Veronique und Griphilda eilten in den Westflügel hinauf, um Zimmer für die Gäste zu richten und Wannen mit heißem Wasser zu füllen, während die Gärtnerin und der Küchenjunge überlegten, wie sie für die Gräfin und ihre Gäste schnell ein angemessenes Mahl bereiten sollten. Irenda schickte zwei der Wächter in den Wald. Vielleicht konnten sie wenigstens den ein oder anderen Hasen erwischen, denn die Vorratskammer im Keller unter Theron war verschüttet,
    Die Gefährten folgten der Gräfin ins Haus. Der Palas und der angebaute Westflügel waren unversehrt. Ehrfürchtig betrachteten sie die große Halle mit den üppigen Lüstern und den lebensgroßen Gemälden einiger Ahnen der Grafen von Theron. Lamina zeigte den Freunden den Speisesaal und führte sie dann hinauf zu den Schlafzimmern imWestflügel. Schon bald waren die Zimmer gelüftet und die Betten mit frisch duftendem Linnen überzogen. In großen Wannen dampfte heißes Wasser.
    Rolana zog die schmutzigen und blutverschmierten Kleider aus und ließ sich in das nach Rosenblätter duftende Wasser gleiten. Als die Sonne unterging, trat Griphilda ein, brachte ein weiches Tuch, mit dem sich Rolana abtrocknen konnte, und ein langes zartgelbes Kleid mit grünseidenen Schleifen an den gerafften Ärmeln. Nach den vielen Wochen in Hemd und Hosen kam es der jungen Frau ganz ungewohnt vor, wieder ein Kleid zu tragen. Nach einem kritischen Blick in den Spiegel folgte sie der Magd. Im Gang traf sie auf Cay und Seradir, die auch in frischen Gewändern steckten und deren Haare noch feucht vom Bad waren. Ibis allerdings hatte sich geweigert, ein Kleid anzuziehen, und trug nun eine Hose, Hemd und Weste, die ihr viel zu weit waren. Auch für Thunin konnte die Magd keine passenden Kleider finden. So spannte der Kittel um seine breite Brust, während er die Hose ein paar Mal hatte umschlagen müssen. Griphilda versprach, bis zum Morgen für die Elbe und den Zwerg Kleider abzuändern.
    Es war schon dunkel, als die Gefährten den von unzähligen Kerzen erhellten Speisesaal betraten. Die Gräfin hatte bereits am Kopfende der Tafel Platz genommen und forderte die Freunde auf, sich zu beiden Seiten zu setzen. Die Gärtnersfrau trug gerade die letzten Speisen auf, dann wurde es still.
    »Esst und trinkt«, sagte Lamina und hob ihren silberglänzenden Becher. »Dann werden wir über unser Schicksal entscheiden.«
    Die Freunde griffen hungrig zu, doch die Wächter und anderen Bediensteten brauchten eine Weile, bis sie ihre Scheu, mit der Gräfin an einem Tisch zu sitzen, überwunden hatten. Als die Teller geleert waren, ergriff Lamina wieder das Wort. Sie forderte den Gärtner Cordon, den Ältesten der Runde, auf zu berichten, was während ihrer Abwesenheit vorgefallen war. Leise begann er zu erzählen.
    »Viele sind geflohen«, endete er schließlich und hob dann resignierend die Hände, »und wir Zurückgebliebenen waren einfach zu wenige, um die Burg wieder aufzubauen.«
    Lamina

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