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Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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waren so weich, dass sie wieder zu Boden sinken wollte, doch Thunin hielt sie unerbittlich fest und drückte sie gegen die Wand.
    »Geht es wieder? Wir müssen so schnell wie möglich hier verschwinden. Irgendein Gift oder Gas ist in der Luftschicht nahe dem Boden.«
    Rolana nickte schwach und versuchte den Brechreiz zu unterdrücken. Immer tief durchatmen, sagte sie sich in Gedanken vor, und schon wenige Minuten später war sie so weit, dass die langsam weitergehen konnte, auch wenn sich ihre Beine anfühlten, als seien sie mit Gelee gefüllt.
    Der Gang stieg nun wieder leicht bergan. Ein Windhauch kam ihnen entgegen, und die Luftschicht am Boden verdichtete sich zu einer wabernden, nebligen Masse, die zu ihren Füßen träge durch den Gang wogte. Manchmal war sie so dicht, dass Rolana und Thunin Mühe hatten, ihre Schuhe noch zu erkennen.
    So schnell es ging, strebten sie voran. Langsam sorgten sie sich, wie sie in dieser tödlichen Atmosphäre rasten konnten, als sie sich einer Felsspalte näherten, die vor ihren Füßen in bodenlose Schwärze abfiel. Aus ihr quoll der trübe Dunst und floss in dichten Schwaden den Gang hinunter. Sie konnten nicht einmal erahnen, wie tief die Spalte war. Rolana war es, als griffen die Klauen der Dämonen, die tief in den Unterwelten im Gift ihrer Bosheit dahinvegetieren, nach ihren Beinen, um sie in ihren Schlund herabzuziehen. Die siebenköpfige Schlange zischte höhnisch mit ihrer gespaltenen Zunge und lauerte im Dampf versteckt auf ein ahnungsloses Opfer. Das grelle Gelächter der Dämonen hallte in Rolanas Ohren wider, und ihr Körper begann unkontrolliert zu zittern. Der Schweiß rann ihr in Strömen über die Stirn. Besorgnis stand Thunin ins Gesicht geschrieben, als er in ihre vor Angst geweiteten Augen sah. Die junge Frau war totenbleich.
    »Was ist mir dir?«, fragte er und griff nach ihrer Hand.
    Rolana sandte ein Stoßgebet an Soma und versuchte die Schreie in ihrem Kopf zu ignorieren.
    »Alles in Ordnung«, stieß sie zwischen den Zähnen hervor. Das sind nur die Nachwirkungen des Gifts, redete sie beruhigend auf sich ein, um ihr aufgewühltes Gemüt zu beruhigen. Es gibt keine Dämonen in diesem Höllenschlund.
    Der Zwerg sprang über die Spalte hinweg, und nach einem kurzen Zögern folgte ihm Rolana nach. Ohne sich nocheinmal umzublicken, ließen sie diesen unheimlichen Ort hinter sich. Noch immer stieg ihr Weg leicht an, und bald zeigten ihnen die schrillen Pfiffe der Mäuse, dass die Gefahr gebannt war.
    Cay, Vlaros und Ibis gingen bis zur letzten Kreuzung zurück und bogen dann in einen breiten Gang ein, an dessen Wänden zahlreiche kleine Nischen ausgespart waren. Von dichten Spinnweben und dem Staub der Zeit verhangen, kauerte in jeder ein menschliches Skelett.
    »Hoffentlich wachen die nicht alle auf«, flüsterte Vlaros ängstlich, »jetzt, wo Rolana nicht bei uns ist.«
    Die Elbe nickte. »Ja, das könnte ein kurzer Spaß für uns werden.«
    »Oder für sie«, knurrte Cay grimmig und umklammerte den Schwertgriff.
    Nach einigen hundert Schritten endete der Gang, doch schon nach kurzer Suche entdeckte die Elbe in einer Nische einen Durchschlupf, der sich bald zu einem Gewölbe weitete. Dieses führte zu einem roh behauenen Stollen, dessen Decke von mächtigen Balken abgestützt wurde.
    »Du hast uns nie von Ehniport erzählt. Hast du lange dort gelebt?« Cay sah Ibis an, die an die Wand gelehnt dasaß und die Augen geschlossen hielt.
    Die Worte verklangen und wurden von der Stille verschlungen, die wie ein düsteres Tuch über ihnen hing. Es dauerte eine ganze Weile, ehe Ibis mit leiser Stimme zu erzählen begann. Cay musste ein Stück näher rutschen, um ihre Worte zu verstehen.
    »Ich war noch ein kleines Kind, als mich Ferule halb verhungert aus einem Müllhaufen ausgrub – so hat er es mir zumindest erzählt. Ich weiß nicht, ob es der Wahrheit entspricht. Erinnern kann ich mich an diese Zeit nicht mehr. Klar gefiel ich ihm, denn ich war klein und zierlich und für seine Zwecke daher ideal. Er gab mir zu essen, und dafür betrachtete er mich als sein Eigentum. Es dauerte nicht lange, da hatte er mir alle wichtigen Dinge, die man im Leben braucht, beigebracht: wie man an Wänden hochklettert und über Dächer steigt, wie man Schlösser knackt und Geldbörsen entwendet, wie man mit dem Schwert umgeht und mit dem Dolch Betrunkenen lautlos die Kehle durchschneidet. Ich habe viele Jahre für ihn gearbeitet, und glaube mir, ich war gut! Nur einmal wurde ich

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