Die Drachenkrone ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
drangen schon zwei weitere auf ihn ein. Er ließ sich ein Stück zurückfallen, um wieder den schützenden Torbogen im Rücken zu haben. Auch auf Ibis drangen die Angreifer nun ein. Mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen schwang die Elbe ihr Schwert. Bald tropfte Blut aus ihrer kaum verheilten Wunde an der Schulter, doch sie kämpfte mit zusammengebissenen Zähnen weiter. Keinen Fingerbreit wich sie zurück. Sie focht geschmeidig und elegant, tänzelte leichtfüßig zur Seite und schlug dann mit einer so raschen Sequenz von Hieben zu, dass die Gegner dieser nicht folgen konnten. Der geringste Fehler in der Deckung reichte der Elbe. Sie stieß zu und verfehlte nur selten ihr Ziel.
Cay rückte näher an Ibis heran, damit keiner der Gegner zwischen ihnen durch den Torbogen schlüpfen konnte. Er brüllte wie ein gereizter Bär und hieb mit dem Schwert um sich. Bald erkannte er den Rhythmus im Kampf seiner untoten Gegner. Rasch wich er einem der Schläge aus und ließ das Schwert des Skeletts ins Leere stoßen. Blitzschnell kam Cays Gegenangriff, und mit Wucht krachte sein Schwert von oben auf die Klinge des Gegners. Diesem Schlag war der Knochenmann nicht gewachsen. Seine Waffe fiel klirrend zu Boden, und nach Cays nächstem Hieb erlosch das roteFunkeln in den leeren Augenhöhlen. Das Skelett knickte zusammen, klappernd regneten die Knochen zu Boden und wurden von den nachrückenden Füßen zur Seite getreten.
Fast mechanisch schlug Cay nun auf seine Gegner ein, und es war nur noch das Klirren der Waffen und das Klappern der Knochen zu hören. Er hatte gerade zwei weitere Gegner niedergestreckt, als Ibis aufschrie. Trotz des Kampfeslärms hatte sie ein verdächtiges Geräusch bemerkt.
»Cay, schnell, da ist jemand hinter der Tür! Sie kommen auch da durch!«
Mit drei Riesensätzen durchquerte der Kämpfer den Raum und hob dann sein Schwert zu einem fürchterlichen Schlag. Die Tür schwang auf und krachte heftig gegen die Wand.
Nach einer Ruhepause waren Thunin und Rolana weitergewandert. Sie kamen an Verliesen und Kerkern vorbei, hinter deren Gittern noch die Überreste von so manchem unglückseligen Gefangenen angekettet waren. In Rolana stieg ein Gefühl tiefer Traurigkeit auf, als die vielen tragischen Schicksale der Vergangenheit auf sie einstürmten.
Jeder der Unglücklichen schien die jahrhundertelang aufgestaute Verzweiflung über sie auszuschütten. Tief bewegt betete sie für die verlassenen Seelen.
Sie gingen weiter, Skelette säumten rechts und links ihren Weg. Aufrecht standen sie da, Schwerter in den knochigen Händen. In ihren Augenhöhlen glühte es tiefrot, als die Priesterin und der Zwerg sich näherten, doch sie regten sich nicht. Laut betend schritt Rolana an ihnen vorbei, und Thunin eilte sich, mit ihr Schritt zu halten. Plötzlich blieb sie stehen und lauschte.
»Thunin, hörst du das?«
Der Zwerg legte den Kopf schief und lauschte dem gedämpften Klirren und Poltern, das das Echo zu ihnen herübertrug. »Das hört sich an wie -«, er verstummte, den Mund noch immer geöffnet. Entsetzen breitete sich über seinen Zügen aus. »Thor steh uns bei«, keuchte er, riss die Axt vom Gürtel und rannte los. Rolana ihm nach. Der Zwerg wandte sich mal nach rechts, dann wieder nach links. Nur bei einer Abzweigung zögerte er kurz und lauschte, dann lief er weiter. Die Sorge war ihm ins Gesicht geschrieben. Seine Erschöpfung schien er abgestreift zu haben. Auch Rolana fühlte ihre Müdigkeit nicht mehr, dafür jedoch einen harten Knoten im Magen, der mit jedem Schritt zu wachsen schien. Thunin und Rolana rannten einen Gang entlang, bis sie endlich eine Tür erreichten, hinter der deutlich das Geklirr von Waffen erklang. Mit Wucht stieß der Zwerg die Tür auf und fuhr dann zurück. Eine schwere Klinge sauste nur einige Zoll vor ihm herab. Er starrte in Cays blaue Augen.
»Idiot!«, schrie der Zwerg entrüstet, doch auf seinem Gesicht breitete sich Erleichterung aus. Er stürzte zu Ibis, die sich heftig gegen die Untoten wehrte, aber den Torbogen nicht mehr länger halten konnte.
Als Rolana durch die Tür trat, war der Kampf entschieden. Ihre Stimme erfüllte den Raum, ihre Worte, von der Macht der Gottheit getragen, ließen die Luft erzittern. Alle Augen, ob von Leben erfüllt oder nicht, waren auf die junge Priesterin gerichtet, die mit erhobenen Armen dastand.
»Flieht, ihr Diener der Hölle, flieht!«
Und sie rannten in wilder Hast davon.
Die Wiedersehensfreude war groß. Immer wieder
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